Weberaufstand, der Aufstand der Leinenweber in den schlesischen Orten Peterswaldau und Langenbielau vom 4. bis 6.Juni 1844 gegen die für ihre katastrophalen Lebensbedingungen verantwortlichen Unternehmer.
Die wirtschaftliche Lage der Leinenweber hatte sich über Jahrzehnte hinweg verschlechtert. Zum einen ging die Nachfrage in Richtung der billigeren Baumwollprodukte, zum anderen wurde der Konkurrenzdruck der englischen Leinenweberei, die durch den Einsatz moderner Maschinen billiger und in besserer Qualität produzierte, immer höher. Der übermächtigen Konkurrenz sollte durch Massenproduktion bei immer niedrigeren Löhnen und längeren Arbeitszeiten begegnet werden, was zur Verelendung der Weber führte. Zur Verarmung trug ebenfalls das Verlagssystem bei: Der Vertrieb der dezentral gefertigten Ware lag zentral in der Hand eines Großkaufmanns, dem Verleger, der Preise und Löhne diktierte.
1844 entlud sich schließlich in Peterswaldau der Unmut der Arbeiter. Das Verlegerhaus der Gebrüder Zwanziger war durch eine besonders harte Lohnpolitik zu Reichtum gelangt. Am 4.Juni legten die Weber in Peterswaldau die Arbeit nieder, sammelten sich und forderten vor dem Haus der Zwanziger mehr Lohn. Sie stürmten und verwüsteten das Gebäude, als ihre Forderung abgelehnt worden war. Eine Gruppe von etwa 3000Webern sowie Arbeiter anderer Gewerbe zog nun von einem Fabrikanten zum nächsten. Diese kauften sich mit geringen Zugeständnissen frei. Der Aufstand griff in das benachbarte Langenbielau über. Als inzwischen benachrichtigtes preußisches Militär eingriff, um die Lohnauszahlung im Hause der Gebrüder Dierig zu regeln, kam es zu Ausschreitungen. Die Soldaten schossen in die Menge und beendeten so den Aufstand gewaltsam.
Der Weberaufstand war die erste proletarische Erhebung von weit reichender Bedeutung in Deutschland: Zum ersten Mal entluden sich soziale Spannungen des Vormärz gewaltsam und stießen auf ein breites öffentliches Interesse. Die Bedeutung des Aufstands spiegelt sich in seiner literarischen und künstlerischen Verwertung. Bereits 1844 entstand Heinrich Heines Gedicht "Die Armen Weber", 1892 veröffentlichte Gerhart Hauptmann das Drama Die Weber. Käthe Kollwitz verarbeitete von 1894 bis 1898 das Thema in einer Serie von Lithographien.
Verfasst von:
Mathias Boxleitner
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