32. Goethes Gedicht Willkommen und Abschied.
Oktober 1770 lernt Goethe Friederike Brion kennen und verliebt sich in sie. Rasch gibt sie seinem Werben nach, doch nach kurzen, heftigen Liebeswonnen beginnen Goethes Gefühle zu erkalten und er verlässt sie 1771 nicht ohne Gewissenspein;
Liebesgedicht, dessen frühere Fassung von 1771 auf der Literaturepoche des Sturm und Drang basiert;
spätere Fassung von 1810 zeigt ebenso Merkmale des Sturm und Drang;
Besonders stark: Merkmal der betonten Darstellung von Emotione;
bei dem lyrischen Ich um einen Jüngling handelt, welcher seine Gedanken zu einem bestimmten Liebeserlebnis mitteilt. Er erkennt dabei die Gegensätze innerhalb der Liebe - nämlich Erfüllung, Glück, neue Erkenntnisse auf der einen Seite und auf der anderen Seite Leid und Schmerz;
drei Abschnitte;
Der erste (die ersten beiden Strophen) beinhaltet Gefühlsbeschreibungen des jungen Mannes in Verbindung mit leidenschaftlicher Beschreibung der Natur. In diesem Abschnitt sind ebenfalls Gegensätze eingebaut: So sieht das lyrische Ich die Natur als Bedrohung, was zum Beispiel in Äußerungen wie "Schon stand im Nebelkleid die Eiche, ein aufgetürmter Riese ..." (Zeile 5/6) erkennbar wird. Andererseits läßt sich der Jüngling durch die unheimliche Natur nicht einschüchtern, und in ihm entflammt die brennende Sehnsucht nach der Geliebten;
Im zweiten Teilabschnitt, der durch die dritte Strophe dargestellt wird, beschreibt das lyrische Ich den ersten Teil der Überschrift - das Willkommen. Die Bedrohungen durch die Natur scheinen verschwunden zu sein, und er Jüngling beschreibt seine Gefühle, die durch die gegenwärtige Situation hervorgerufen werden, als "Freude" (Zeile 17). Dem Leser wird der Eindruck von Glück, Harmonie und auch von der Erfüllung der Wünsche vermittelt;
Im letzten Abschnitt - der vierten Strophe - beschreibt das lyrische Ich den zweiten Teil der Überschrift - den Abschied. Hier werden die negativen Seite der Liebe dargestellt, die auch in den ersten beiden Strophen erwähnt wurden. Das Leid, welches ebenso wie das Glück ein Bestandteil der Liebe ist, wird am Beispiel des Abschieds deutlich gemacht. Das lyrische Ich erwähnt abschließend die Götter als Zeugen seiner Erkenntnis, dass "Lieben [...] ein Glück ..." (Zeile 32) ist;
Sprache des Gedichtes:
metaphorische; Zitat "Finsternis [...] sah ..." (Zeile 7/8) erkennt man eine besondere Art der Metapher - die Personifikation, durch die ursprünglich leblose Dinge scheinbar vermenschlicht werden;
Hyperbel -> Sehr deutlich wird dieses Merkmal in Aussprüchen wie "hundert schwarze Augen" (Zeile 8) und "tausend Ungeheuer" (Zeile 13);
Reihung sich steigernder Substantive (Abend - Nacht - Reise - Finsternis - Ungeheuer) und der Verwendung dunkler Vokale (a,o) wird hauptsächlich in den ersten beiden Strophen die Gefahr verdeutlicht, die durch die Natur zu drohen scheint;
Durch diese Stilfiguren werden in diesem Gedicht aber auch Emotionen hervorgehoben. So vermitteln Metaphern wie "ein rosenfarbnes Frühlingswetter umgab das liebliche Gesicht ..." (Zeile 21/22) und "Die milde Freude floß ..." (Zeile17/18) die positiven Empfindungen des lyrischen Ichs;
Besonders auffällig sind in diesem Werk die Ausrufe, mit denen die Tatkraft, Entschlossenheit und Freude des Jünglings betont werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Ausruf "Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter! ..." (Zeile 23/34);
das Gedicht besteht aus 4 Strophen, die jeweils aus 8 Versen im Kreuzreim geschrieben worden sind;
Zusammenfassend stellt das Gedicht die Gefühlswelt und Gedanken eines liebenden Jünglings dar, der sich der Gegensätze, die innerhalb der Liebe bestehen, bewusst wird;
Durch die deutliche Schilderung der Emotionen wird beim Leser der Schein der Nähe zum lyrischen Ich geweckt;
Bestreben der Menschheit, ihre Gefühle und Leidenschaften dem geliebten Subjekt mitzuteilen, bildet die Basis dieses Gedichts.