Friedrich Wolf
Das Eierschiff
In einem großen Hafen liegt ein Schiff. Es enthält einige Millionen Eier aus Mallorca. Vergebens wartet der Kapitän, daß die Eier entladen und sein Schiff zur Rückfahrt frei wird. Es wird ihm gesagt, der Zeitpunkt zum Löschen wird ihm von der Transportgesellschaft Nordstar bekanntgegeben. Nach vier Wochen verbreitet sich in den unteren Abteilungen des Schiffes ein entsetzlicher Gestank. Da geht der Kapitän sofort zum Transporteur. Der Transporteur schickt ihn zum Eierhändler Heinrich Taschenvoll. Der Kapitän trifft den Händler nicht in seinem Büro, sondern in seinem Landhaus.
„Herr Taschenvoll,“ ruft der Kapitän, „wenn Sie noch einen Tag warten, so ist die ganze Ladung zum Teufel!“
„Mögen Sie Whisky oder Tee,“ sagt der Großhändler, ohne die Zähne zu öffnen.
„Sie verlieren ein Vermögen!“ ruft der Kapitän. „Eine Million Eier faulen!“ „Ich gewinne trotzdem, lieber Freund“, erwidert der Großhändler. „Wir haben noch fünf Millionen Eier auf Lager. Als nun die neuen zwei Millionen im Hafen ankamen, sind die Preise der Eier im Lager auf fünf Pfennig das Stück gesunken. Jetzt, da Eiermangel herrscht, sind die Preise zum Glück wieder gestiegen und stehen auf zwölf Pfennig. In einer Woche werden sie auf zwanzig stehen.“
„Aber was wollen Sie mit der Ladung machen? Sie ist jetzt zum Teufel!“ „Lassen sie die Brühe bei Nacht über Bord laufen, Kapitän“, spricht Heinrich Taschenvoll. „Die verfaulten Eier, die mit dem Meerwasser eine Mayonnaise machen, haben besser für mich gearbeitet, als wenn ich sie frisch auf den Markt gebracht hätte.“
Die nächste Nacht aber wird die ganze Küste von der produktiven Arbeit stinken, die Mensch und Tier wahllos geleistet hatten.