517 Leseratten


Leseratten leben länger

Die Lage ist gut: Klaus Kordon zur deutschen Jugendbuchszene

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Mit dem Jugendbuchautor, der seit bald 30 Jahren für junge Leser schreibt, sprach Petra Pluwatsch.

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Herr Kordon, wie beurteilen Sie die deutsche Jugendbuchszene?

KORDON: Sehr gut! Wir haben in Deutschland seit etwa 20 Jahren eine äußerst lebendige Jugendbuchszene. Dabei werden alle Geschmäcker befriedigt, egal, ob es sich um Sachbücher, historische Romane, Krimis oder Fantasyliteratur handelt. Man findet einfach alles.

Und das war früher anders?

KORDON: Das war völlig anders. Es gab früher zwar einige gute Autoren wie James Krüss, Michael Ende oder Ottfried Preußler, aber eben nicht dieses breite Angebot, das wir heute haben. Ich könnte Ihnen spontan 30, 40 gute deutschsprachige Jugend-buchautoren aufzählen, Peter Härtlich bei-spielsweise oder Christine Nöstlinger, um nur einige zu nennen, und jeder von ihnen hat seine eigene Art zu schreiben und sein eigenes Publikum. Früher gab es zudem Tabu-Themen, über die nicht geschrieben werden durfte: Tod, Krankheit, Armut, Arbeitslosigkeit. Alles war ein bisschen weich gespült. Auch das hat sich zum Glück geändert.

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Inzwischen hat man zuweilen das Gefühl, dass die Jugendliteratur von Problem-büchern beherrscht wird.

KORDON: Wissen Sie, ich wehre mich immer ein bisschen gegen das Wort „Problembuch“. Jedes gute literarische Werk behandelt irgendein Problem, aber seit es auch im Jugendbuch so richtig zur Sache geht, wird nur noch von „Problem-büchern“ gesprochen. Ich würde einen anderen Unterschied machen. Es gab in der Vergangenheit in der Tat Bücher, denen man ansah, dass die Autoren ein Problem allein deswegen aufgegriffen hatten, um Erfolg zu haben und Geld zu verdienen. Man könnte sagen, wenn man die Absicht spürt, dann ist es ein Problembuch. Wenn ein Autor hingegen ein bestimmtes Thema aufgreift, weil es ihm am Herzen liegt, und wenn er es dann auch noch schafft, Leben reinzubringen und seine Leser zu be-geistern, ist es für mich Literatur im besten Sinne.

Womit kann man Kinder und Jugendliche zum Lesen verleiten?

KORDON: Eigentlich mit jedem Thema. Man sagt ja immer, dass Jugendliche heute nicht mehr lesen. Ich bestreite das. Es gibt nach wie vor die richtigen Leseratten. Man muss halt versuchen, so zu schreiben, dass die Jugendlichen etwas damit anfangen können.

(Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 16.03.2004)

2. Zusammenhängende mündliche Äußerung

Geben Sie den Inhalt des Textes - möglichst mit eigenen Worten - wieder.

VORBEREITUNGSZEIT: 20 Minuten Lesetext Nr. 17

  1. Vorlesen eines Textes

Deutsches Sprachdiplom der KMK, Stufe II, Mündliche Prüfung, Frühjahr 2005



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