92 GKUPI'E VII.
scbwerlieh von der Form Fig. 201 za trenncn sirid, auch in Westdeutsch-land1). Jedooh diirfte die Form ihie eigentliche Heimat im Osten haben. Desto auffallcnder ist dann, dass ihre Yoraussetzungen dort ganzlioh fchlen; man diirfte unter den zahlreichen Formcn der Gruppe V keine einzige fmden kbnnen, die miteiniger Wahrseheinliehkeit ais dircktes Prototyp der Fig. 201 gelten konnte. Es blciht dann kaum etwas anderes iibrig. ais unser Augenmerk auf das Entstehungsgebiet der Gruppe VI, auf Siidrussland zu richten. Und tatsachlich ist hier eine Form vorhandcn, die nieht unbedeutende Ahnliehkeiten mit der jetzt be-handelten aufweist, namlich die in Fig. 200 wiedergegebene2). Der Bogen hat bei ihr dicselbe Krtimmung \vrie bei Fig. 201 und zeigt an beiden Enden sehr charakteristische Ansehweliungen, gerade wie sie die letztgenannte Form immer am Ubergange zum Fuss, aber sehr oft auch arn Kopfende hat. Der Nadelhalter ist bei den beiden For-men fast vdllig gleich; beide haben auch einen Fussknopf; aber ein wesentlichcr UnterschiecI besteht darin, dass das eigentliche Fussstiiek bei der sudrussischen Form sehr sehmal und verkumwert und der Knopf stark nach oben gebogen ist, wahrend Fig. 201 einen kraftig ausgebildeten Fuks hat. Betreffs der Konstruktion haben sie beide untere, didit anliegende Sehne, aber die sudrussisehe Form scheint, immer eingliederig zu sein3). Es liisst sich naturlich gegenwartig gar nieht beweisen, dass zwischen den genami ten Formen ein Zusammen-hang besteht; die Mogliehkeit dieses Erklarungsversuches durfte jedoch unbestreitbar sein; łiier wie immer kann die Entscheidung kunftigen Funden getrost iiberlassen werden.
Die S-formig gebogene Form Fig. 193 ist dagegen im Ełhgebietc am haufigsten verUeten und durfte daselbst heimisch sein; besonders war sie fur den von Wefgkl beschriebenen Urnenfriedhof bei Dahl-hausen in Brandenburg charakteristiseh. Die naHtrliehste Erklarung dieser Form wtire wohl die, dass sie eine Umbildung der Fig. 112 mit Einfuhrung der Armbrustkonstruktion ist, aber dann ist erforder- 1 2 lich, dass die spalę Zeitstellung dieser Form (vgl. oben S. 57 f.) sich bewahrt, Doch konnen wir es nieht unterlassen. auch hier auf einen nahestehenden stidrussisehen Typus hinzuweisen, Fig. 192: dieser kommt auch mit Armbrustkonstruklion yor3).
Ausgepragt wesllich ist auch die etwas breitere, gedrungene Form Fig. 2/3, die schon im Darzauer Griiberfelde vorkommt und dort die einzige Vcrtrelerin der neuen Fibelgruppen ist. Solche Fibeln fanden sich eigentlich nur an der Elbę und auf der cimbrischen Halb-inseb
Eine Weiterenlwicklung dieser Form diirfte die breitc, flachę Variante Fig. 214 sein, die auch fast ganz auf das Elbgebiet (bis nacb Bdhmen hinauf) beschrankt ist, obwold das abgebildete Exemplar nach einer kaurn zu bczweifelnden Angabe auf Óland ge fund en ist (s. Beilage I, 33). Die Form erreicht bisweilen eine auilaflendc Breite (z. B. Weigel, Dahlhausen, Fig. 82) und stebt dann der Fig. 215 sehr nahe. Die ielztere zeigt indessen durchaus die eigentiim-liche Konstruktion der Fig. 153 und ist eine imverkennbare Kompro-missform z wis ch en dieser Form und der vorliegenden Serie. Wie ihre beiden Yoraussetzungen geborl die Form Fig. 215 ausschliesslich dem Elbgebiete an, ist aber sehr selten4).
Bevor wir diese Serie 1 verlassen, muss noeh hei'vorgehoben werden, dass einige hierhergehorige Exemplare (von den einfaehcren Formen wie Fig. 193 u. s. to.) audi in den romischen Limes-Caslellen Saalburg in Hessen und Osterburken in Baden gefunden sind.
(Vgl. Beilage I. 34).
Betraehten wir zuerst die Form Fig. 194, die im Torsberger Moor, bei Schellhorn in Holstein und auf Fimen gefunden ist. Sie zeigt besonders in der Gestallnng des Fusses, aber aueb im Kopi-wulste u. s. w. eine durchaus unverkennbare Yerwandtschaft mit ge-wissen Formen der ostdcutschen Fibelserie Fig. 120—131. Sehr
9 In dem biihmischen Urnenfriedhofe von Trebicka, der sonst nur ausge-priigte Elbtypen aufweist, fanden sich mehrere Fibcln wie Fig. 201. — Die mit dieseni Typus unverkennbar zusammenhangende, dureh geperlte Drahte und ge-stanzte Biecbc verzierte Form Fig. 203 ko mml zahlreich in Westdeulschiand (be-sonders in Sachsen), sowie auch auf Seeland und iu Norwegen vor.
Diese Form liegt in der Petersburger Eremitage und noch zahlreicher im Museum zu Moskau vor, besonders aus den nordkaukasischen Fundorten, aber auch aus Kcrtsch. — Es kann mit grosser Wahrseheinliehkeit angenommen werden, dass sie aus den in Siidrussiand vorkommenden, aber lypologisch aus Nordeuropa stammenden Formen wie Fig. 82, 87 u. ahnl. (vgl. oben S. 44) ent-standen ist.
3) Vgl. oben S. 90 Notę 1.
D So wenigstens eine, die wie das Odgina 1 von Fig. 192 im Mus. f. Yolkcrk. zu Berlin aufbewahrt wint und aus Kertseh sfamrnt. In den Mus cen zu Peters burg und Moskau iinden sich mehrere von derselben Biigetfonn, aber olwa wie ■Pip. 168 konstruiert.
) Ich kemie, nur 3 Esemplare: das Odginał aus Northeim in Hannover (Grerm. Mus. Kurnbcrg; Katalog Nr 5830!; — 1 aus Dahlhausen. tibgcb. bei Weigel, Fig. 80; — 1 fragmentadsche aus dnem rrnenfdedhol' bei Wdmat tMus. SchweniU.