Obraz8 (7)

Obraz8 (7)



Drittel von meinen Landsleuten lesen dicse Art von Zeitun-gen, lesen jeden Morgen und Abend diese Tonę, werden jeden Tag bearbeitet, crmahnt, verhetzt, unzufrieden und bose gemacht, und das Ziel und Ende von allem ist wieder der Krieg, ist der nachst, kommende Krieg, der wohl noch scheuBlicher sein wird, ais dieses es war, Alles das ist klar und einfach, jeder Mensch konnte es begreifen, kónnte in einer einzigen Stunde Nachdenkens dasselbe Ergebnis fin-den. Aber keiner will das, keiner will den nachsten Krieg vermeiden, keiner will sich und seinen Kindern die nachste Millionenschlachterei ersparen, wenn er es nicht billiger ha-hen kann. Eine Stunde Nachdenken, eine Weile in sich ge> hen und sich fragen, wie weit man selber an der Unordnung und Bosheit in der Welt teilhat und mitschuldig ist - sieh, das will niemand! Und so wird es also weitergehen, und det nachste Krieg wird von vielen tausend Menschen Tag fur Tag mit Eifer vorbereitet. Es hat mich, seit ich es weifi, gc-lahmt und zur Verzweiflung gebracht, es gibt fur mich kein ,Vaterland‘ und keine Ideale mehr, das ist alles ja blolł Dc-koration fur die Herren, die das nachste Schlachten vorbe-reiten. Es hat keinen Sinn, irgend etwas Menschliches zu denken, zu sagen, zu schreiben, es hat keinen Sinn, gutc Gedanken in seinem Kopf zu bewegen - auf zwei, drct Menschen, welche das tun, kommen Tag fur Tag tausend Zeitungen, Zeitschriften, Reden, óffentliche und geheime Sitzungen, die alle das Gegenteil anstreben und auch errei-chen.“

Hermine hatte mit Teilnahme zugehórt.

„Ja“, sagte sie nun, „da hast du schon recht. Natiirlich wird es wieder Krieg geben, man braucht keine Zeitungen zu Ic sen, um das zu wissen. Dariiber kann man natiirlich traurig sein, einen Wert hat das aber nicht. Es ist gerade so, wie wenn einer dariiber traurig ist, dafi er trotz allem und allem, was er dagegen tun mag, unweigerlich einmal wird sterbcn miissen. Der Kampf gegen den Tod, lieber Harry, ist immct eine schóne, edle, wunderbare und ehrwiirdige Sache, ahu auch der Kampf gegen den Krieg. Aber er ist auch imnicf eine hoffnungslose Donquichotterie.“

„Das ist vielleicht wahr“, rief ich heftig, „aber mit solchcii Wahrheiten wie der, dali wir doch alle bald sterben miissco und also alles Wurst und egal ist, macht man das ganze I c

hen flach und dumm. Ja, sollen wir denn also alles wegwer-fen, auf allen Geist, auf alles Streben, auf alle Menschlich kcit verzichten, den Ehrgeiz und das Geld weiter regicren lassen und bei einem Glas Bier die nachste Mobilmachung •ibwarten?"

Merkwurdig war der Blick, mit dem Hermine mich nun an-sah, ein Blick voll Belustigung, voll Spott und Schelmcrei und verstandnisvoller Kameradschaft und zugleich so voll Schwere, Wissen und abgrundigem Ernst!

„Das sollst du nicht", sagte sie ganz mutterlich. „Dein Le-l>en wird auch dadurch nicht flach und dumm, wenn du weifit, dafi dein Kampf erfoiglos sein wird. Es ist viel fla-i lier, Harry, wenn du fur etwas Gutes und Ideales kampfst und nun meinst, du miissest es auch erreichen. Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, urn ihn zu Inrchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwe-gen gluht das bifichen Leben manchmal eine Stunde lang so u hón. Du bist ein Kind, Harry. Sei jetzt folgsam und komm mit mir, wir haben heut viel zu tun. Ich werde mich heut nicht mehr um den Krieg und die Zeitungen kummern. Und du?“

() nein, auch ich war bereit.

Wir gingen zusammen - es war unser erster gemeinsamer (lang in der Stadt - in ein Musikaliengeschaft und sahen i.rammophone an, klappten sie auf und zu, liefien sie uns 11 u spielen, und ais wir eines davon sehr passend und nett und wohlfeil gefunden hatten, wollte ich es kaufen, aber so a hnell war Hermine nicht fertig. Sie hielt mich zuriick, und u Ii mu fi te erst noch einen zweiten Laden mit ihr aufsuchen und auch don alle Systeme und Grófien vom teuersten bis <um billigsten ansehen und anhóren, und erst jetzt war sie iliimit einverstanden, in den ersten Laden ziiriickzugehen und den don gefundenen Apparat zu kaufen.

Mehst du“, sagte ich, „das hattęn wir einfacher haben kón-licn."

Meinst du? Und dann hatten wir vielleicht morgen den gleichen Apparat in einem andem Schaufenster um zwanie. Franken billiger ausgestellt gesehen. Und aufierdem ni.u lit Einkaufen Spafi, und was Spafi macht, muli man aus-liisien. Du mufit noch viel lernen."


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