sehen und war vorn von oben bis unten aufgeschnitten und ent-307 weder rum Zuschniiren oder zum Zuknópfen eingerichtet, auch hatte es Seitenschlitze, die von unten bis auf die Hiiften reieh-ten und durch Kndpfe geschlossen werden konnten. Diente das Wams lediglich ais Hauskleid, so machte man es in der Regel Ianger, ais wenn es unter dem Panzer getragen wurde. Auch wurde es in diesem Falle gar nicht oder nur auf der Brust diinn wattiert.
Der S t o f f . aus dem man das Wams zu fertigen pflegte, war sehr verschieden, meist Leder oder ein groberes oder feineres Tuch, bisweilen wurde es aber auch von Seide oder Samt her-gestellt, aber fast niemals mit Besatz, Stickerei oder dergleichen geziert.
Haufig legten die Manner iiber das Wams ein langeres Ober-gewand an; sie trugen es jedoch nur wahrend der ersten Jahr-zehnte des 14. Jahrhunderts zu den bis dahin iiblich gewesenen langen und weiten Unterkleidern. Spater wurde es gleich dem Rocke (Wams) bedeutend enger und kiirzer gemacht. Gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts hatte das Obergewand schon so viel an seinem friiheren Umfange verloren, daB es sich von dem Wams nur noch durch eine gróBere Lange und kiirzere Armel unterschied. Die groBere Lange bedingte jedoch auch eine be-deutendere untere Weite des Kleidungsstiickes, das von den Hiif-ten an gleichmaBig an Weite zunahm und vorn herunter geschlossen blieb. Die gleichfalls engen Armel des im Schnitt dem Wams ahnlichen Oberkleides reichten mit ihrer Vorderseite nicht ganz bis an das Ellbogengelenk, hingen aber hinten in der Regel ein ansehnliches Sttick dariiber herab. Dieser herabhan-gende Teil war bisweilen sehr lang und wurde nicht selten mit Seidenzeug und kostbarem Pelzwerk gefiittert.
Der Mantę!, „Heuke“ oder „Henke“, im 14. Jahrhundert selte-ner ais in friiheren Zeiten getragen, hatte seine friihere halbkreis-fórmige Gestalt beibehalten und wurde auf der rechten Schulter rur m zuerst durch eine Agraffe, dann durch mehrere Knópfe zusam-mengefaBt. Wenn man den Mantel auf diese Weise umlegte, wurde er nicht mehr mit seiner Mitte iiber den Nacken gebreitet, sondern so, daB er auf der linken Seite tiefer herabhing ais auf der rechten und sich, indem man ihn mit dem linken Arm aufhob, auf dieser Seite verkiirzte.
AuBer diesen oflfenen Manteln trug man auch ringsum geschlos-
207. Deutsche Mannertracht aus dem 14. Jahrh.
208. Deutsche Mannertracht aus der 2. Hdlfte des 14. Jahrh.
sene oder auch solche, die vorn von oben bis unten im Zuknopfen eingerichtet waren. Diese teils langen, teils kurzeń Mantel nannte man „Glocken“ und ihr Schnitt bildete nahezu einen Kreis.
Die Beinbekleidung bestand im 14. Jahrhundert meist noch aus langen Beinlingen, die, gleich langen Striimpfen mit FiiBen ver- Figur210 sehen, die Beine in ihrer ganzen Lange nach bedeckten und oben an einem Gurt befestigt wurden, der, unter dem Rock um den Leib geschnallt, sie am Herabgleiten hinderte. Diese Beinlinge waren moglichst eng gemacht und teils aus Leder hergestellt, teils aber auch aus mehr oder minder elastischen, meist wollenen Stoffen gefertigt. Die aus Zeug gefertigten Beinlinge machte man ein- oder zweinahtig, schnitt den Stoff dazu moglichst genau nach der Form des Beines und brachte die Nahte entweder nur
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