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uberfliissig und riickte — wie in der Modetracht zum Schmuckstiick geworden — bis ii ber die Hiiften herab. Mit dem ehemaligen Wafifenrock hatte der kurze, mit Eisenplatten verstarkte Lederrock, der Lendner, der fiir Jahrzehnte einen wichtigen Bestandteil der ritterlichen Schutzkleidung ausmachte, also nichts mehr gemein.

In den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts schmolzen dann die verschiedenen zur Verstarkung des Lendners dienenden Metallplatten zum Brustharnisch zusammen, der nur noch aus drei Teilen bestand: einer vom gratig zugespitzten Brustplatte und zwei durch Schamiere verbundenen Riickenteilen. Kettenhemd und Lendner wurden nur noch zum Schutz des unteren Leibes benotigt. Im Laufe des 15. Jahrhunderts erhielt auch die* ser einen Plattenschutz, wie sich allmahlich iiberhaupt alle Liicken, die der Platten* Abb.181 hamisch noch aufwies, bis auf die beirń Reiten dem Pferdekorper anliegenden Teile schlossen.

Der Kopfschutz wurde ebenfalls wesentlich verbessert: an die Stelle des starren, nur mit Augenschlitzen versehenen Topfhelms traten im 14. Jahrhundert die dem Kopf besser angepafite Beckenhaube und die Hundsgugel. Letztere war bereits mit einem aufklapp* baren Visier ausgestattet, dessen hundskopfformige Gestalt ihr den Namen verlieh. Die Hundsgugel war zugleich der Vorlaufer des geschlossenen Helms, mit dem der Hamisch um 1500 seine technische Vollendung erreichte.

Dabei geriet der Harnisch immer mehr unter das Zepter der Modę. Sogar die langen Schnabelschuhe ahmte er nach. Ais die ósterreichischen Ritter in der Schlacht bei Sempach (1386) gegen die Schweizer Bauern zu Fuli kampfen muliten, waren sie gezwungen, die hinderlichen Schnabelspitzen von ihren Schuhen abzuschlagen. Es waren ihrer so viele, dali »man hatte gefiillt einen Wagen«, wie es im Sempachlied des Halbsuters heiBt.

Frauen* »Ahmt nicht die Frauen nach, welche, wenn sie ein Kleidungsstiick nach neuem Schnitte kleidung sehen, zu ihrem Mannę sagen: O wie schon! Mein Lieber, ich bitte dich, lali es mich haben! — Wenn der Mann entgegnet: Meine Teure, die Frauen, welche fiir verstandig gelten, die und die tragen es nicht, so antworten sie hartnackig: Was macht das? Wenn eine es tragt, kann ich es auch wohl haben« — so steht es in einem Biichlein zu lesen, welches der franzosische Ritter de la Tour seinen Tochtern widmete. Den Stimmen und Kunstwerken dieser Zeit zufolge, diirfte dieser besorgte Vater bei seinen Tochtern wohl wenig Erfolg mit seinen Warnungen gehabt haben. Auch bei den Frauen setzten sich die neuen Moden mit groSer Schnelligkeit durch, wobei sich allerdings hier der Trachten= wechsel etwas gemafiigter vollzog. Auf den Grabsteinen sehen wir oft sogar Frauen in den alten weiten, verhiillenden Trachten dargestellt, und sie scheinen sich mehr denn je in ihren Gewandern von der Aufienwelt abzuschliefien. Sie erinnern daran, dafi dieses Jahrhundert auch das Jahrhundert der Mystik, der Geifiler* und Biifierzuge, wie iiber= haupt eines durch die furchtbaren Pestepidemien gesteigerten, sogar iibersteigerten reli= giosen Empfindens war.

Abb 181 In der modischen Frauenkleidung finden wir jedoch die gleiche Verweltlichung, das heifit die Betonung, ja Oberbetonung der Korperformen wie in der Mannerkleidung. Die wohl gewagteste, von den Zeitgenossen sowie in den Kleiderordnungen immer wieder an* ■\hb. 184 gegriffene Erfindung der Frauenmode war das Dekollete. Im 14. Jahrhundert begann sich der Ausschnitt des Kleides rasch zu vergroSern, und schon 1350 trugen die Frauen, einem Bericht der Limburger Chronik zufolge, »so wide heubtfinster also daz man ihre broste

i8i. Feldharnisch, um 1480. Berlin, Museum fiir Deutsche Geschichtc


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