DI E Z W El TE HALFTE DES FONFZEHNTEm JAHRHUNDERTS 'N
Aufier dem Tappert waren allerdings noch verschiedene ander Arten von Obergewandern iiblich, die aber mehr den Zwerk hatten, zu schmiicken, ais zu schiitzen. Diese gegen das Endo des Jahrhunderts aufkommenden Obergcwander waren teils kurz Figur 219 teils Iang, alle aber von ziemlicher Weite.
Eines derselben bestand aus einer Art kurzer Tunika mit weitem Halsausschnitt und langen, auf ihrer Oberseite fast ganz auf-geschnittenen Armeln; dieses Kleidungsstiick war vom Halse bis auf den Leib offen und zum Zuknopfen eingerichtet; der Rand war gesteift und hing in Gestalt dicht nebeneinander angeordneter Róhren herab, iiber die sich das oben faltige Gewand spannte. Diese hóchst eigentiimliche Form des ringsum geschlossenen Randes wurde dadurch erreicht, daB man das nach oben ver-engerte Kleid, dessen Vorder- und Hinterteil ganz dieselbe Form Figur220 hatte, unten mehrere Małe schlitzte und dann einen Streifen dran-setzte, der an seinem obern Rande in ebenso viele Zwickel aus-geschnitten war, ais der Rock Einschnitte hatte, in den diese Zwickel eingefiigt wurden.
Um den steifen Rand herzustellen, fertigte man von Pergament oder steifem Leder so viele gleich groBe Hiilsen von je 3—4 cm Durchmesser und 15—18 cm Hóhe an, daB ihr Gesamtdurch-messer der halben Weite des zu steifenden Randes entsprach. Diese Róhren wurden der Lange nach halbiert und dicht anein-ander in den untern Rand des Rockbesatzes eingenaht. Man fing dabei hinten in der Mitte an, brach eine tiefe Fal te und nahte diese zwischen zwei Róhrchen an dereń obern und untern Rand fest. Dann legte man jederseits wieder ein Róhrchen an, spannte den Stoff iiber die ersteren und nahte ihn mit diesem und den zweiten Róhrchen abermals nur oben und unten zusammen, zog alsdann den Stoff iiber die zweiten Róhrchen und legte die drit-ten an, wiederum den Stoff zwischen je zwei Róhrchen fest-nahend usw. Hauptsache war dabei, daB die Róhrchen stets senk-recht herabhingen und ganz dicht aneinander kamen. Endlich wurde dieser Rand, der besseren Haltbarkeit wegen, auf der in-nem Seite mit einem Streifen derber Leinwand gefiittert, den man immer zwischen je zwei Róhrchen anheftete.
Bei den Armeln dieses Kleidungsstiickes kam die Naht wie ge-
von der Taille an durch Einsatzzwickel so bedeutend, daB es unten herum groBe Falten bildete. Vorn wurde dieser kurze und nur mit kurzeń Armeln versehene Rock voni Halse bis dicht an den Leib aufgeschnitten und zugebunden. Ober den Schnitt dieses auf der Brust wattierten Kleidungsstiickes ist zu bemerken, daB die Naht des Armels unten zu liegen kam, der Armel faltig in das Armloch gesetzt und seine untere óffnung nach Beliebcn ge-staltet wurde.
Ferner trug man tunikafórmige, bis an die Knie reichende Ober-kleider, dereń Oberteil mehr oder minder eng den Korper um-schloB. Unten hatten diese Oberkleider eine betriichtliche Weite und wurden durchgehends um den Leib durch einen Gurt zu-
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