Abb B Wntku-ltuchr SUnvnv und Gcbietr
A. Westkelten
Mit der urn 121 v. Chr. erfolgten Griindung der r&mischcn Provinz Cal Im Narbonensis - womil sich Rom auch eine Landverbindung zum eben erober-ten Hispanien sichertc — kam es zu einer Abtren-nung des eigentlichen Gallien von den Kusten des Mittelmeeres. Das Nachdrangen der im abgeschnit-tenen Gallien siedelnden Keltenstamme geriet immer mehr zur Bedrohung der romischen Provinz, zu der auch Rivalitaten innerhalb der gallischen Stamme das Ihre beitrugen. Besonders die Haeduer, Arvemer und Sequaner waren darum bemuht, die Fiihrung in Gallien zu ubemehmen (Caesar, De bello Gallico 1,31,3).
In den Siebzigerjahren des ersten vorchristlichen Jahrhunderts ba ten Arvemer und Sequaner gemein-sam den germanischen Fuhrer Ariovist um seine Unterstutzung und fiigten, sehr bald danach mit diesem vereint, den mit Rom befreundeten Haedu-ern eine schwere Niederlage zu. Diese ersuchten daher 61 v. Chr. ihre Schutzmacht — zunachst noch vergeblich — um Unterstutzung. Erst ais die Helve-tier - etwa zur gleichen Zeit, um 60 v. Chr., - auf-grund ihres zu eng gewordenen Siedlungsgebieto bcschlossen, auszuwandem und sich in der Gegend der Santonen anzusiedeln, wurde Rom hellhórig. Die Helvetier muGten na ml ich auf ihrem Marsch zu den neuen Landereien den Wohnraum der Allobro-ger — also den Bereich der Prwirtcia Gallia Narbonensis - durchqueren. C. Julius Caesar, der Statthalter der bedrohten Provinz, eilte 58 v. Chr. wegen dieser Piane der Helvetier nach Genava (= Genf) und \er-bot ihnen diese Marschroute, worauf sie beschlos-sen, ihren Zug durch das Haeduerland zu fiihren. Dabei kam es in dereń Bereich, a ber auch in dem der Ambarri und Allobroger zu Plunderungen, was schlieBlich zu einem Eingreifen Roms fuhrte. Nach der Niederlage der Auswanderer in der Schlacht von Bibracte (Mont Beuyray - 58 v. Chr.) wurden sie von Caesar in ihre alte Hcimat, nach Helvetien also, zurilckgedrangt. Diese an sich beinahe nebensachli-che Auseinandersetzung war der AnlaB fur eine schicksalhafte Entschcidung: Caesar begann mit der Eroberung ganz Galliens, die er in den Jahren 58-51 v. Chr. - tcilweise mit vielen Ruckschlagen und groBer Miihe - durchfiihrte.
Der Sudosten der Gallia comata (des Gebietes der von den Rómern „langhaarige" Gallier genannten Bewohner) am Ostufer der Rhóne, also bis zur Isóre, den Al pen und dem Genf er See, war der Wohnbe-reich der Allobroger mit ihrer Hauptstadt Vienna. In folgę der Errichtung der Provinz Gallia Narbonensis hatten sie ihre Selbstandigkeit eingebuBt. Sie waren es aber auch, die trotz ihrer eigenen steten Auflehnung gegen Rom - sie erreichte 60 v. Chr. in einem regelrechten, freilich bald niedergeworfenen Aufstand ihren Hdhepunkt - die rómische GroB-macht um Schulz gegen die Helvetier anriefen.
Die Allobroger*' und vielleicht auch andere in diesem Bereich angesiedelte Stamme, dereń Namen wir nicht kennen, griffen in ihrer Munzpragung einerseits auf den massaliotischen GewichtsfuB und andererseits auf denjenigen Roms zuriick. Ais Drachmen, also unter massaliotischem EinfluB ste-hend, sind jene Prigungen anzusprechen, die im Avers fast durchwegs einen bartlosen Minnerkopf und auf der Ruckseite ein springendes Pferd mit unterschiedlichen Attributen zeigen (150 ft; Abb. 5); daneben gibt es auch solche mit in lateinischer Schrift gehaltenen Legend en bzw. Legendenteilen (152 fLz „VOL" - fiir ..VOLCAE ARECOMlCl“) und andere mit ungewdhnlichen Bildem, etwa dem eines Steinbocks (149).
Auf romischen EinfluB gehen die „Reiterquina-re" zuriick: Republiksdenare mit dem Romakopf im Avers und den reitenden Dioskuren auf der Riick-seite waren die Vorbilder fur die vereinfachte Dar-steliung auf den im Quinarstandard ausgegebenen Nachbildungen. Legenden in lateinischer Schrift („AMBILLi"; „EBVRO"; „DVRNACOS"; „AVSCRO“; „DONNVS"; „BRICO**; „COMA"; „VlRODV"; „TVROCA") nennen offenkundig Namen der auftraggebenden bzw. prageberechbg-ten Stammesfursten.
Am rechten Ufer des Unterlaufs der Rhóne war eine andere, ganz spezielle Gruppe von Keltenpra-gungen beheimatet, die - monnaies i la croix, also Kreuzmiinzen, genannt — lange Zeit allein den Tec-tosagen zugeschrieben wurden. Jflngste Forschun-gen ergaben im Zusammenhang mit Neufunden" andere Zuweisungen und feinere chronologische Gliederungen in drei Hauptperioden: Die ersten, relativ guten Nachahmungen von Drachmen, die die phónikische Kolonie Rhoda (= heute das spa-nische Rosas) ausgegeben hatte, gingen auf die Aquitani zuriick, die im Siidwesten Galliens beheimatet waren. Auf diesen Miinzcn sind noch der Frauenkopf der Vorderseite und auch die von unten (?) gesehene Rosę der Ruckseite schón zu
25