erkennen (174 ff.; Abb. 6). Diese Stucke werden heute (entgegen der Ansicht der „Spitdatierer") noch ins ausgehende 3. Jahrhundert v. Chr. einge-ordnet. Die Munzen der zweiten Stufe der „Ver-wilderung", die vermullich in das ganze zweite vorchristliche Jahrhundert zu datieren ist, schei-nen in der gesamten rómischen Gallia Narbonensis im Umlauf gewesen und von den Volcae, Cadurci, Rutom u. a. ausgebracht worden zu sein. Dabei mutierte sowohl der Avers ais a uch und vor allem der Revers immer starker. Auf der Ruckseite blie-ben nur mehr die Blutenstege stehen, die ein kreu-zartiges Aussehen be kamen; in den Winkeln dieses Kreuzes wurden verschiedene Gegenstande (eine Axt, Globuli etc.) abgebildet Die Munzen der drit-ten Phase - zu ihr gehoren beispielsweise a uch die „DVRNACOS"-Pragungen - waren wahrend der Eroberungszuge Caesars, also ab knapp vor der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr., im sudlichsten Gallien bevorzugt im Umlauf.
Im tiefen Sudwesten Galliens, in der Gegend der heutigen Languedoc also, pragte der Stamm der Longostaletes Bronzemunzen nach massaliotischem Vorbild (169 ff.; im Revers ein DreifuB zu einer Legende mit grieduschen Buchstaben); das Gleiche ta ten die Neronenses (173; nach iberischen Vorbil-dem und a uch mit iberischer Schrift). In beiden Fal-len la£t skh der Beginn der bis in das fruhe 1. Jahrhundert v. Chr. hinein reichenden Ausmunzung nicht fixieren*‘.
Die ebenfalls im Sudwestgallischen angesiedel-ten Elusates griffen auf Pragungen der phoiniki-schen Kolonie Emporion (= heute das spanische Ampurias) zuruck, wie das aus ihren ais Drachmen ausgebrachten Silbermunzen (192 ff.; Abb. 7) hervor-geht, die im Revers einen stark stilisierten Pegasos S Das fast v5Qig in Strichen und Linien auf-geloste Yorderseitenbild leitet sich - hier freilich schon schwer nachzuvołlziehen - von einem Apollo-kopf (vermutłich demjenigen des Philipperstaters) her.
Weiter im Norden siedełten die Bituriges Vivisci, die auch Goldmunzen ausgaben. Das Vorbild fur die sehr umfangreiche und, wie die Abanderungs-stufen zeigen, sehr langlebige gallische GoldmOn-zung findet skh in den Goldstateren, die der Make-donenherrscher Philippus U. (359-336 v. Chr.) hatte prżgen lassen. Seine Originale zeigen auf der Vor-derseite einen Jugendlkhen Apollokopf mit Lorbeer-kranz, auf der Ruckseite einen Wagenlenker in einer Biga. Beim Original wird im Abschnitt mit der Legende „4*IAHinOY" der Herrscher genannt, auBerdem gibt es yęrschiedene Beizeichen.
Wie es dazu gekommen war, daB gerade dieser Typ in Zentral- und Nordgallien, der Beigica, Hełve-tien und auch in Britannien FuB gefaBt hat, ist in der Fachwelt noch immer Gegenstand heftigster Diskus-sionen. Einer Theorie zufolge hatten die gallischen Kelten zu den ersten Vorbildern iiber die Romer Zugang gehabt: Bei der Eroberung Makedoniens sci im Jahre 168 v. Chr. den Rdmern ein immenser Schatz von Philipperstateren ab Beutc zugefallen. Ein Teil davon kónnte dann auf dem Handelsweg aus der Gallui Narbonensis die Rhóne aufwarts in die Hande der dort siedelnden Keltenstamme gelangt sein*. Diese heute ab eher unwahrscheinlich ange-sehene Theorie wird immer mehr von einer anderen abgelóst, dereń Vertreter sich auf den - nachweis-baren - direkten Kontakt der keltischen Vólker mit den Makedonenherrschem berufen und annehmen, daB die Philipper-Goldmunzen auf dem Handelsweg iiber die Donau Nordgallien erreicht hatten. Jedenfalb finden sich weder auf der einen noch auf der anderen Handelsroute irgendwelche Belege bzw. Spuren von Imitationen dieser Stiicke, sodaS nur ein Diiektimport der originalen Philipperstate-re, iiber welchen Weg auch immer, in Frage kommt; dieser war dann auslosendes Moment fur die inten-sive Nachahmungstatigkeit.
Es hat manchmal den Anschein, ab ob die ersten „Imitationen" noch mit Originabtempeln hergestellt worden waren, denn sie lassen sich mitunter kaum von schlecht erhaltenen Originalen imterscheiden. Deshalb ist auch ihre Entstehungszeit sehr fruh anzusetzen, also spatestens im beginnenden 3. Jahrhundert v. Chr. Die friihesten Prageorte scheinen in Ost- und Mittelgallien gelegen zu sein. Erste Zei-chen einer „Verkeltisierung" finden sich bei der Wiedergabe der nicht mehr verstandenen Legende -sie wurde in Zentralgallien schlieBlich zu einer Art Trugschrift (320 £.; Abb. 8).
Die weiteren Schritte folgten bei den Bildem der Vorder- und Ruckseite. Die Ganzstatere bilden nur ausnahmsweise (303) anstelle der Biga einen Einspanner ab. Bei den Viertelstateren hingegen wird das die Norm (304 f.), ja sie scheinen mit dieser Bildreduktion sozusagen ab Teilstiicke deklariert worden zu sein. Mit der Weiterentwicklung dieser „Keltisierung" traten auch zu den einzelnen Stam-men gehorende Besonderheiten auf, die eine Zuwei-sung an bestimmte Gebiete eher ermoglichen ab dies bei den fruhen Typen der Fali war.
Wie schon eingangs angefiihrt, erfolgte parallel zur Bildveranderung auch eine Reduktion des Feingehaltes und des Sollgewichtes. Ein besonders typisches Beispiel dafur sind die fast schon nur mehr in AE (unedlem Metali) ausgebrachten State-re der Pictones (220): Vom Apollokopf ist nicht mehr allzuviel erhalten; im Revers finden wir ein Pferd, das eine Menschenkopfmaske tragt. Viel-leicht geht dieses Bild, das in abgewandelter, aber sehr iihnlicher Form auch auf Pragungen anderer Stamme vorkommt (in der Bretagne bei den Baio-casses, Coriosolites - dort auf dem Silberbillonsta-