Buchstaben schcinen auf den Abbildungen meist aus Metali gegossen, in Zinn fur die cinfachen Leute, in Silbcr und Gold fur die Oberschicht. Man hat aber in London auch aus Blech ausge-schnittene Exemplare gefunden. Diese Art von Giirteln ist auf Abbildungen bis mindestens 1435 nachweisbar.
Auch bei den traditionellen langen und schma-len Giirteln gibt es nebcn neuen Formen bei Schnął len und Beschlagen eine neue Unterart, die ahnlich den demi-ceints keine Schnalle mchr auf-weist, sondern nur noch einen mit einem Haken versehenen, meist rosettenformigen Beschlag an dem einen Ende und einen ahnlich geformten Beschlag ohne Haken am anderen (vgl. Tafcl D, Abb.
I la und b). Der Haken wird bei diesen Giirteln in eine im Riemen befestigte Óse eingehangt. Das freie, ca. einen halbcn Meler lange Riemenende hangt lose herab. Diese Art von Giirteln findet man mit unterschiedlichen Beschlagen in vielen Gegenden Mittel- und Westeuropas.
Es gibt neben den in ganz Europa vcrbrciteten Giirteln auch solche Modclle, die nur in einem Land oder einer Region getragen wurdcn. Zu den liinderspezifischen Modellen ziihlen auf jeden Fali diejenigen mit Schnallen und Beschlagen aus ZinnguB, die bislang nur in England archiiologisch nachgewiesen sind, moglicherweise aber analog den englischen Zinnbroschcn auch in Skandinavi-en und Norddeutschland vertrieben wurden. Eben-falls eine englische Spezialitat sind die bronzenen Gurtelschnallen mit spitzer Dornrast und gabelfor-migem Ansatz, bei denen das Schnallenbeschlag aus zwei Teilen besteht, die anscheinend auf den gabelformigen Rahmen aufgelotet wurden.
Bei den Broschen, die urspriinglieh dem Klei-derverschluB dienten und sich schon in der vorhe-rigen Periode zu reinen Dekorationsstiicken ge-wandelt haben, trifft man auf Abbildungen und in archaologischen Fundzusammenhangen viell'ach noch die gleichen Modclle an wie 30 oder 50 Jah-re zuvor. Das hangt wohl auch damit zusammen, daB Schmuckstiicke vererbt und iiber mehrere Ge-nerationen getragen wurden. Neu hinzugekommen ist ein vor allem wegen seiner auBergcwohnlichen GroBe auffallendes sternformiges Modeli aus ZinnguB, das bislang nur in England und Norddeutschland archiiologisch nachgewiesen ist, aber auch in iihnlicher Form am Standbild der diini-schen Konigin Euscbia (gest. 1368) vorkommt. Da es kaum anzunehmen ist, daB sich diese mit einer Zinnbrosche begniigt hat, muB es urspriinglieh auch aus Edelmetall gegossene oder getriebene Exemplare gegeben haben. von denen dem Autor aber kein erhaltenes Exemplar bekannt ist. Die groBen, offcnsichtlich aus England stammenden Zinnbroschcn wurden wahrscheinlich durch die Hanse im ganzen nordeuropaischen Raum vertrie-ben. In Dcutschland kommen sie auBer in den Kii-stenregionen anscheinend nicht vor (siehe Foto).
Mit dem Dekollctć kehrt - leicht verzógert -
Zinnbroschen, 2. Hcilfte 14. .III. (Izmdesmuseurn Schleswig, Foto: I^hnart)
auch eine Schmuckgattung zuriick, die gegen Ende der salischen Epoche Anfang des 12. Jahr-hunderts aus der mitleleuropaischen Modę ver-schwunden war: das Halsgeschmeide. Anhand der Abbildungen konnen wir mehrere Typen unter-scheiden, die teilweise in identischer oder ahnli-cher Form auch von den Mannern getragen wer-den. Da sind zum einen die Kolliers aus breiten, mit Perlen und Juwelen bestickten Stoffbandern, an denen oft zusatzlich ein Medaillon oder sonsti-ges Schmuckstuck hangt (vgl. Tafel D, Abb. 5). Andere liegen enger am Hals an und sind statt mit Perlen und Juwelen mit Buchstaben oder Emble-men verziert, wie z. B. das mit gotischen S-Buch-staben bcdeckte Halsband der Johanna von Navar-
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