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Nachwort


Nachwort

Schauspiels Die Burger von Calais der Eintritt in die Welt der Biihne. Gustav Landauer und Arthur Hellmer haben sich darum verdient gemacht.

Damals lagen bereits mehr ais zwei Dutzend Dramen im Schreibtisch des jungen Mannes, darunter das Stiidk Von morgens bis mitternachts, das drei Monate spater, am 28. April 1917, in den Miinchener „Kammerspielen“ uraufgefiihrt wurde. Die in Berlin geplante Urauffiih-rung hatte der Wilhelminische Zensor verhindert, obwohl dieses Exempel einer dramatischen Revue gerade in den Berliner Grofistadtwirbel hineinprojiziert ist. Otto Zoff und Gerhart Hauptmann konnten fur das szeniscbe Projekt in Miinchen Otto Falckenberg gewinnen, der spater noch manches Drama Georg Kaisers aus der Buhnen-Taufe hob. Ein Jahr vor dem Schauspiel Die Burger von Calais entstanden, hat das Stiick Von morgens bis mitternachts mehr Obersetzungen erlangt ais jenes, so u. a. ins Fran-zosische, Englische, Spanische, Tschechische und Pol-nische. Nach dem Zweiten Weltkrieg griff es Paris noch vor den deutschen Biihnen wieder auf. Zusammen mit dem iiber ein Jahr spater (28. November 1918) in Frankfurt a. M. uraufgefuhrten Drama Gas, das sehr bald in Tokio, Moskau, London und New York, in Rom, Wien, Madrid und Prag Erfolg um Erfolg erntete, machte es Georg Kaiser zum Teilhaber der Weltliteratur.

Mit 41 Urauffuhrungen allein in 20 Jahren gelang es Georg Kaiser, die Buhnenkarriere selbst eines Gerhart Hauptmann zu iiberrunden. Ein gutes Drittel dieser Ur-auffiihrungen fand in Berlin statt, vor dessen Toren, in Griinheide, Georg Kaiser nach Weimar, Seeheim, Miinchen und Tutzing Wohnung genommen hatte. Zu den Regis-seuren zahlten u. a. Victor Barnowsky, Max Reinhardt und Jurgen Fehling. Berliner Urauffuhrungen erlebten 1917 Die Sorina im Lessing-Theater, 1918 Der Brand im Opernhaus im Koniglidien Schauspielhaus, 1919 Hólle Weg Erde wieder im Lessing-Theater, 1922 Kanzlist Krehler in den Kammerspielen des Deutschen Theaters, 1923 N ebeneinander im Lustspielhaus Die Truppe mit Szenenbildern von George Grosz, 1924 Kolportage aber-mals im Lessing-Theater, 1925 Margarine im Komodien-79

haus mit Kate Haack und Ralph Arthur Roberts, 1929 Zwei Krawatten im Berliner Theater mit Marlene Dietrich und Hans Albers und 1931 Konig Hahnrei im Staatlichen Schauspielhaus mit Hildę Korber und Heinrich George, eine Inszenierung, iiber dereń Stil sich Alfred Kerr nicht beruhigen konnte.

Damit aber waren die glanzenden zwanziger Jahre bereits iiberschritten. Die faschistische Diktatur, dereń wirk-liches Gesicht Georg Kaiser in Die Lederkópfe (1927/28) seherisch erkannt und plakatiert hatte, wurde bittere Tatsaćhe. Die Auffiihrung des Wintermarchens Der Sil-bersee muli te vom Berliner Spielplan gestrichen werden. Die von der SA provozierten Storungen anlafilich der Leipziger Urauffiihrung am 18. Februar 1933 und die „Kritik" des Dramas im „Volkischen Beobachter" waren deutlich genug. Georg Kaiser wurde ais „Kulturbolsche-wist“ aus der Preufiischen Akademie der Kiinste ausge-stofien. Seine Werke landeten auf den Scheiterhaufen der Biicherverbrennung. Auffiihrungs- und Drudc-Verbot, Bedrohung, ein bitteres Exil in der Schweiz und dort ein recht undichterisches Ende wenige Wochen nach der Kapitulation seiner Verfolger, am 4. Jum 1945 in As-cona, aber auch die Vollendung seines Werkes in weite-ren Dichtungen - das sind die letzten Kapitel seines Lebens. Auf dem Friedhof von Morcote, unweit der Graber Eugene d’Alberts und Alexander Moissis, ruht seine Asche im Berg iiber dem Luganer See.

Georg Kaiser hinterliefl 74 Dramen, 3 Romanę, iiber 170 Gedidite, mehrere Film-Exposćs wie Erziihlungen und zahlreiche Skizzen. Ems zeichnet sie alle aus, selbst die Fragmente, selbst die Stichwort-Satze der Entwiirfe, sie sind Didnung. Dieser Dialektiker des Stils, der Szene und der Thematik, dieser moderne Schiller Flatons, jungę Bruder Biidiners und Kleists, er war zugleidi Klassiker und Uberwinder des Expressionismus, Begriinder des Wesens-Realismus, ein Damon der Unbedingtheit des Menschlichen, der Freiheit und des Geistes, ein faszinie-

render Obersetzer der historischen Zeit itls hlClhendP Wort Und erkennende Spiel. Er bleibt erregend, wed er die Logik zur Oberraschung, den Gedanken zur Lei-


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