bon Hohe zu erhalten. Seine Helden erst-icken fast vor Leiden-schaft, und zum Ausdruek derselben bedienen sie sieli immer wieder langer Ausrufungen und Tiraden, fibertriebener liyperboln and Stichomythien. in denon dasselbe Wort wie ein Bali hin und lier geworfen wird. Seine Tragódien sind mit einer auf Effekt berechneten Rhetorik erfiillt, welche in Sentenzen, in langen, rednerisch gesohmuckten Erzahlungen und dialektisch gefarbten Dialogen schwelgt. Alle diese Stileigentumlichkeiten Senecas ubernahrn der jungo Schiller, wobei abor zu bemerken ist, dass er selion in seinem eraten Drama sein Patlios zu steigern ver-stand, ohne in die ermiidende Eintónigkeit. des Romers zu ver-fallen.
Auf das Patlios der ersten Scliillerschen Worke wirkte neben
Seneca aucli Shakespeare ein. Schiller lernto denselben in der • •
IJbersetzung von AVieland und Eschenburg kennen. Diese Prosa-
iibersetzung hebt noch die Derbheit der Sprache hervor, die im
Original durch den Biankwers gemildert wird. Diese Derblioit,
die ein jedes Ding beim Namen nennt, iibernahm Schiller von
Shakespeare samt der Vorliebe zum Wortspiel, zur Antithese,
zur Hyperbel, zum kurzeń, oft rohen Gleichnis, zur iippigen Bil-
dersprache und langen pathetischen Tirade, in welcher sieli aucli
bei Sliakespeare der Einfluss Senecas bemerkbar macht.
In diesem Zusammenhange besprechen wir aucli das Ver-
halfcnis Schillers zum deutschen Barockdrama des 17. Jalirhunderts.
Darauf machte erst Richard Maria Werner aufmerksam (»Studien
zur vergleichenden Lit.eraturgeschichte«, Band V, Erganzungsheft,
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S. (50 f.), indem er die Ahnlichkeit vieler Motive und sogar mancher Details in der »Maria Stuart« von Schiller und der »Catharina von Greorgien« von Gryphius hervorhob. Er sah aucli eine Stoffverwandschaft zwisclien dem »Leo Armenius« und dem »Wal 1 en stein «.
Die Vermutung Werners stiess boi bekannten Schillerforschern,
wie Ernst Muller und Karl Kipka, auf Widerspruch. Eine Entschei-
dung ist hier nicht leicht zu treffen. Schiller erwalmt Gryphius
nirgends und wir haben keinen Beweis dafiir, dass er je seine
Werke gelesen liatte. Anderseits aber gibt es gewisse Anzeichen,
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dass sie ihm doch nicht unbekannt waren. Lfber Gryphius, der im 18. Jahrhundert bereits der Vergessenheit verfallen war, schrieb J. E. Schlegel eine Abhandlung, in welcher er ihn mit