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Aufgrund dieser Ausziige hat dann Johann Filstich zwei kleinere Beschreibungen der Moldau und Walachei yerfaBt41. Sie sind in erster Linie dazu bestimmt, ais Unterlagen dem Gymnasialunterricht zu dienen; ais solche wurden sie auch von dem Nachfolger Johann Filstichs im Rek-toramt, Thomas Tartler (1700—1770) beniitzt42.
Zahlreiche Ausfluge in die rumanische Geschichte unternimmt der schreibfreudige Johann Filstich auch in seinen iibrigen Werken, die letzten Endes ebenfalls Yorlesungen sind, die er am Honterusgymnasium gehalten hat. Daraus erklart sich auch die groBe Anzahl der Abschriften dieser Werke, die in den Archiven aus Bra$ov (Kronstadt), Sibiu (Hermann-stadt), Sighięoara (SchaBburg), Mediaę (Mediasch), Tirgu Mureą, Cluj (Klausenburg) (wahrscheinlich auch Budapest) aufliegen43. Rfeben dem ungewohnlichen Reichtum und der Yielfalt an faktologischen Angaben und Details beeindruckt an diesen Schriften in ihren Beziigen zum Ruma-' nentum die Warmherzigkeit und Liebe, mit der Johann Filstich Grund-fragen der rumanischen Geschichte behandelt und sie mit logischen und historischen Beweisgriinden erortert (wie etwa die Romanitat, Kontinuitat und Einheit der Rumanen in dem Raum des antiken Dazien).
Sein Werk mach te Johann Filstich nicht nur im engeren Kreis seiner Heimat beriihmt. Sein Ruf ais griindlicher und unvoreingenommener Kenner der rumanischen Fruhgeschichte erscholl auch an dem moldaui-schen Fiirstenhof, von wo 1742 die Aufforderung an ihn erging (und zwar von keinem anderen ais von Fiirst Constantin Maurocordatos) 14 Fragen zur rumanischen Fruhgeschichte zu beantworten. Der Rektor hat sich dieses fiirstlichen Auftrages mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit und Griindlichkeit entledigt \ seine Beantwortungen gestalten sich dadurch irgendwie zu einer Krónung aller seiner historiographischen Leistungen beziighch des Rumanentums
In einen allgemeineren Rahmen versetzt, erreichen die rumanischen Beziige der siebenbiirgisch-sachsischen Chronistik siidosteuropaischen Stellenwert. Die siebenbiirgisch-sachsischen Chronisten haben sich in ihren siidosteuropaischen Beschaftigungen nicht nur mit denjenigen mit dem Rumanentum begniigt. Ansa tze zu einer historischen und historiographischen Horizonterweiterung im Sinne einer Einbeziehung auch
41 Historia Valachiae, Staatsarchiv Hermannstadt, Hss. Varia II, 5, 7, S. 159 — 172; Moldautae Historiae, ebenda, S. 172 — 181; FF 1 — 4, Nr. 43, Fol. 48 — 52 (Historia Walia-chiac), Fol. 54 — 57 (Historiola Moldauiae) ; Breuis dtscriptio Principaius Wallachiac, qvac traclalionem geographicam, physicam, poliiicam cl historicam cxhibcl, Staatsarchiv Kronstadt, Sammlung Schwarze Kirche, IV F 163/3, S. 115—121 ; Moldauiae Historia, Archiv der Schwar-zen Kirche, Tq 171, S. 1 — 8 ; Historia Valachiac, ebenda, S. 9 — 19.
42 Eine schr kurlze gcographische, physicalisch-pohlische und hislorischc Abbildung oder Bcschrcibung des Eurstenlhums Siebenburgen (Autograph, 1744), Archiv der Schwarzen Kirche, Tq 170/2, S. 105 — 190; auf BI. 168, De Valachia; S. 169 — 175, Principaius Valachiae breuis descripho; S. 178 — 185, De Principalu Moldauiae.
43 Wir erw&hnen davon, mit Angabe der Signatur derjenigen Exemplare, die wir durch-gesehen haben: Siebenburgisclie Historie (1735), Staatsarchiv Kronstadt, Sammlung Schwarze Kirche, IV F 188 ; Historia Ecclesiashca tolius Transiluamae. ebenda, Sammlung Honterus, Hs. 310; Kurlze Historische,Geographische, Pohlische Anmerckungen uon Siebenburgen, Staatsar-chiv Hermannstadt, A 1 — 5, Nr. 102.
44 S. dafiir Adolf Armbruster, Hisloriographische Beziehungen zwischen der Moldau und Kronstadt zur Zeil des Fiirsten Constantin Maurocordatos (1742—1743), in ,,Revue des ćtudes Sud-Est europćennes“, XIII (1975), 1, S. 51 - 75, 2, S. 209 - 229.