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5 DIE LITERATUR DER JUSTENIAINISCHEN ZEIT 89

wiirde, dagegen ergriff er jede Gelegeriheit, urn aktuelle Bezuge heraus-zustellen und Justinian, „den wachsainsten aller Herrscher” (tov 7cdvxcov (3aat.Xi<ov dYpuRvÓTaTov18), zu riihmen. DaB Lydos ungeaehtet der neuplatonisclien und teratologischen Vorstellungen, die insbesondere in seinen Sehriften „Uber die Wunderzeichen“ (llepl 8i.ocn)[ieLcov) und „Uber die Monate” (riepl(i.y]vtov) in Ersclieinung traten, Christ war, versteht sich von seinen Amtern und seiner Stellung ber von selbst19. Um so be-merkenswerter ist sein Geschichtsbild, das allein durch die Entwicklungen der romischen Geschichte bestimmt ist. An ihrem Beginn steht — in freilich allegorischer Gestalt — Kronos 20. Sie bietet sich dem Betrachter ais ein Kontinuum dar, das dureh eine gewichtige Markierung gekennzeich-net ist, die jedoch keine qualitative Veranderung bezeichnet, namlich die Konsekration bzw., auf griechisch, die Apotheose Neuroms durch Kaiser Konstantin 21. Paganes und Christliches verbinden sich in dieser Yorstellung, die geeignet war, die Eestauration von beiden Aspekten her zu untermauern.

Ais Geschichtschreiber stand Lydos in einer gewissen Rivalitat zu dem weitaus bedeutenderen Prokop, und nicht zufallig hat das Werk des letzteren die Jahrhunderte iiberdauert, wahrend Lydos’Bitchlein trotz des kaiserlichen Auftraggebers nicht der Uberlieferung fili* wert gehalten wurde. Auch wird man Prokop, den reclitskundigen und auch in anderen Disziplinen ungewóhnlich gebildeten Sekretar Belisars aus dem palastinensischen Casarea (Kaisareia) 22, nicht zu den direkten Parteigangern Justinians rechnen durfen, reprasentiert er doch gerade die senatorische — also, wenn man so will, rechte — Opposition zu den poli-tischen Bestrebungen des Kaisers und der ihn yerbundenen Beamtenari-stokratie. Die Erfahrungen des Nika-Aufstandes veranlaBten ihn jedoch, seinen HaB auf Justinian und vor allem auf dessen Gattin Theodora zunick-zuhalten ebenso wie die ,,Geheimgeschichte” (’AvexSoxa), ein wahrhaftes Pasąuill, das zu Lebzeiten seines Yerfassers unpubliziert blieb und allen-falls in den Kreisen seiner Gesinnungsgenossen in Umlauf gebracht wurde 23. In seinem Hauptwerk, den Buchern „Uber die Kriege” (wohl-verstanden : die Kriege Justinians), huldigt zwar Prokop seinem unmit-telbaren Auftraggeber, dem Feldherrn Belisar, aber bei aller Zuriickkal-tung, ja leise geubter Kritik bleibt doch die offizielle Tendenz der Ver-herrliehung des Kaisers nachdrucklich spiirbar 24, und objelctiv bedeutete das Oeuvre allein schon von seinen Inhalten her eine Stutzung der Ee-staurationspolitik. Eswardaher nur folgerichtig, daB der ais Personlich-keit wie ais Schriftsteller gleich hervorragende Prokop dazu ausersehen wurde, in panegyrischer Form die ja in der Tat imposante Bautatigkeit Justinians — ein, wie nicht ubersehen werden darf, notwendiger Bestand-

18    De mag., 3, 55 (ed. Wuensch, 144).

19    Einiges dazu bei Christ — Scłimid, a a.O., 819 ff.

20    De mens. 1,1 (Ioannes Laurentius Lydus, Liber de mensibus, ed. Rieardus Wuensch, Leipzig, 1898, 1).

21    De mag. 2, 30 (ed. Wuensch, 85).

22    Zur Iierkunft, Vita und geistigen Phijsiognomie, vgl. Rubin, Prokopios von Kaisareia, Stuttgart, 1954, 23 ff.

23    So auch Veh in seiner Ausgabe, a.a.O., 21 A.

24    Rubin, Zeitalter, 17,8.



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