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DAS GRAB THUTMOSIS’ II
5. Der Schacht gchórt seit alter Zcit zu den verschicdensten agyptischen Grabformcn. Zusammen mit cinem kleinen Grabraum bildet er das wescntliche Element der «pit tombs »im Tal der Kónigc und Tal der Kóniginnen. Seit Thutmosis III. ist er jedoch in ciner ganz bestimmten Weisc, wic sie kein nichtkónigliches Grab aufweist, in den Grundriss der koniglichcn Grabanlage eingefiigtl0. Und schon vor Thutmosis III. ist es fur das Konigsgrab (Thutmosis 1., Hatschepsut) typisch, dass die Folgę von Treppen und Korridoren vorder Sargkammer von mindestenseinem besonderen Raum (« Vorkammer») untcrbrochen wird.
6. Die Dekoration. Bis zum Ende der 19. Dynastie werden im Tal der Konige nur die eigentlichen Kónigsgraber mit Dekoration verschen, wiihrend die Graber von Ange-horigen des Kónigshauses und von Beamten undekoriert bleiben. Unter Thutmosis I. wird nur die Sargkammer ausgemalt, seit Thutmosis III. aueh andere Raume, sowie die Ffeiler der Sargkammer; die Ausdehnung der Dekoration auf die Korridore und damit auł'die gesamte Grabanlage crfolgt erst unter Scthos I.
7. Der Sarkophag. Die stcincrnen Sarkophage aus dcm Tal der Konige gehóren allc zu Kdnigcn. Selbst Juja und Tjuju mussten sich mit Sargen aus Holz begniigen, und aueh in den ubrigen Nekropolen 1 hebensscheinen Sarkophage aus Stein einen scltenen und besonderen Erweis kóniglicher Gunst zu bilden (etwa fur Sencnmut und Merimes). Das vcrwcndete Materiał ist zuniiehst Quarzit, seit Amenophis III. Granit.
8. Die verwendeten Masse. Fiir die Graber im Tal der Kónigc gili cin « Bedeutungs-masstab». Nichtkóniglichc Graber verwenden kleinere Masse ais das zeitgenóssische Konigsgrab. Ein besonders deutliches Beispiel gibt das Ende der 19. Dynastie, ais in enger Nachbarschaft gleichzeitig die Graber von Siptah, Tausret und Bija (Bai) ausgefiihrt werden. Nur das Konigsgrab des Siptah vcrwendct die kanonische Korridor-Breite von 5 Ellcn (2,61 m), wahrend sich die Kónigin Tausret und ihr «Kanzler» Bija, in dereń Handcn die Regierungsgewalt liegt, mit 4 Ellen oder einer Handbreit mehr begniigen; entsprechende Unterschicde zeigen aueh Hóhc und Lange der Korridore, Breitc der Tiir-Durchgange, etc. In der Entwicklung der Kónigsgraber-Masse fallen die entscheidenden «Spriinge» unter Amenophis III. und Ramscs IV. Am Anfang haben wir sehr grosse Schwankungen der Masse — sowohl von Grab zu Grab, ais aueh innerhalb eines Grabcs. Seit Amenophis III. (nochetwasungenau) und mit grosser Exaktheit dann von Haremhab bis Ramses II. gelten 5 Ellen fur Breitc und Hóhc (lotrccht) der Korridore, 4 Ellen fiir die Tiirdurchgiinge; łur die Korridorbreite bleibt dieses Mass noch bis zu Ramses III. in Gebrauch, obgleich schon Amcnmesse und Scthos II. einige Handbreiten hinzufugen. Die Hóhe wird von Merenptah auf 6 (und teilweise 7) Ellcn vcrmehrt, und mit Ramses IV.
10 Da z u jclzi Abitz. Die reiigióse Bedeutung der sogen. Grabrduherschachie in den agypi. Kdnigsgrabern der 18. bis 20. Dynastie (Ag. Abh. 26).