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DREl ALTAGYPTISCHE TOTENBOOTE
Die Kapellen (4) lassen sich miihelos dcm Leichenbegrabnis zuordnen, ebenso die kul-tischen Tanzer mit den Klappern sowie die « Tanzerinnen », in denen nun richtiger nicht mchr Tanzerinnen gesehen werden diirfcn. sondern Klagefrauen oder Oranten. Stim-migerwcise haben sic dic Armc nicht rautenfórmig iiber dem Kopf erhoben wie die Tanzerinnen des AR. vielmehr beriihren sie mit den Handen ihre Scheitel in typischer Klagegcbardc oder in der Haltung eines Betenden (5)3b. AuBerdem schreiten sie nicht, sondern sind stehend dargestellt. Die Kapellen sind grundsatzlich nicht anders gebaut ais die Schiffskajiiten und diirften Hiitten aus leichtem Materiał darstcllcn.
Motiv 4
Motiv 5
Motiv 7
Dic Wasscr ais die Statte der Schiflahrt(en) fugen sich in die Szene ebenso wie dic Berge (7) ais NekropolenbezeichnungJ7. Der Baum mit dem V-fórmigcn Geast darf bei der Gesamtdeutung ais der «Garten beim Grab» gcltcn (8)38.
Es bleiben die Tiere : Horntiere = Gazcllen/Ziegcn /Antilopen/Schafe sowie die Fla-mingos. Das kleine Hornvieh ais die hauptsachlichsten Bewohner der damaligen Steppe gehórt aufs engste zum Nckropolengcbict und durfte fruh in heiligc Bczichung zu den Toten getreten sein. Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, daB dic Toten. soweit sic iiberhaupt gekleidet waren, in (Stoff und) Ziegenfelle eingeniiht waren39, daB die Bugzier des Swansea-Bootcs wohl einen Boviden (Gazelle?) darstellt und daB Sokar ais dem friihsten Nekropolengott die Gazelle/Ziege ais heiliges Ticr zugeordnet ist. Jedenfalls gehórt zumindest profan die Gazelle/Ziege audi zur friihen Totenwclt.
Einc andere Rollc durfte der Flamingo gespielt haben 40. Ohne im einzelnen einen Bewcis fiihren zu kónnen, vermutc ich in den Flamingos (lOa, lOb) so ctwas wie Seelen- oder Geistervogel. Die Yorstcllung, daB Totc sich in Yógel verwandcln, daB
36 Vgl. iu «Oranten»-Darstellungen in Felsbildern Cervicek.t/.<i.O.. p. 1441'. Aul GclaBen : Vandicr. a.a.O.. p. 353 f.. fig. 238 f. DaB Frauen wie Manncr gclegentlich Geralc in Handen haltcn (Facher. Stabe. Krummhó!/cr) oder Kopfput/ tragen, ist im tinklang mit ihrer Funktion gul deutbar.
37 Das Bedcnken Vandiers, a.a.O.. p. 348, gegen die Deutung der Drciccke ais Berge auf Grund des seine Ziegcn dort weidenden Hirten kann mit dcm Hinweis behoben werden. daB. wie schon oben gesagl. damals Steppe an das Fruchtland gegren/t hat und nicht Wiistc. so daB die Herden durchaus «in dic Berge» getrieben werden konnten.
38 Haken oder Kreis am Stammende: Kcimcr. ASAE 34. 188, fig. 115. konnten W'ur/cl oder Wur/clballcn darstellen.
39 Vandier, a.a.O.. p. 248 : Brunton. Mostagedda. p. 5, 27 u.o.
40 Zum Gelehrtenstrcit iiber die ornithologische Bestimmung des Vogels vgl. Vandier. a.a.O.. p. 342, n. 4 bzw Lortet et Gaillard, La Faunę momifiee. III, p. 35. DaB nicht der StrauB, sondern von den in Erwagung gezogenen Vógeln nur der Flamingo in Frage Kommt, wird auch dadurch bewiesen. daB er manchmal auf einem Baum bzw. Hiigel sitzt (vgl. Randall-Macivcr and Mace. Fd Antrałt and Abydos. pl. 14. D. 49), was lur einen StrauB unmóglich ware (= Motiv lOb auf S. 54).