zu sehr sich differenzierenden Sonderungen und neuen Schichten ma-terieller Art. Zu Pflanzen, Tieren, zu Menschwerdung durch Arbeit zu ókonomischem Unterbau, zu politisch-kulturellem Uberbau; wobei letzterer den Unterbau keineswegs nur mehr oder minder triibe reflek-tiert, sondern gegebenenfalls, mit Kraft und Stoff per se, sogar akti-viert. Ja fiir Marx (in dem »Ukonomisch-philosophischen Manuskrip-ten«) ist der gesamte »Unterbau« Natur, ais die von den Menschen bis jetzt noch unabhangige, welche nicht nur vorhistorisch unter uns liegt, sondern uns in kosmiscker Ausbreitung umfaftt und iiberwólbt, ein posthistorisches und so eigenes, letztes Gebiet, in das »kultureller Oberbau« hóchst futurisch noch eingreifen kónnte. Marx spricht von »Humanisierung der Natur«, sogar von »Resurrektion der Natur« zu einer ganz anders materiellen, mit »naturalisiertem Menschen« in sich. Dies fiihrte im weiteren nicht zu irgendwelcher Aufgebung eines durchgangigen, gemeinsamen Diesseitsbegriffs Materie, gar zu trans-zendenten Hypostasen. Vielmehr bleibt ais Einheit in allen Differen-zierungen und Daseinsformen der Materie und so auch des Materia-lismus die Immanenz, obzwar mit Ultra-Violett darin. »Materialis-mus«, sagt Engels, »ist Erklarung der Welt aus sich selbst«. Und das gilt selbstverstandlich zwischen allen recht unterschiedlichen materia-listischen Lehren selber, mechanistischen, hylozoistischen, gar dialek-tischen. Durch diese Einheit ist ja vor allem die Dialektik, die Platons wie gar die Hegels, am wenigsten ein Madchen aus der Fremde ge-blieben, ein nur menschenhaft-dialogisches Wesen, gar ein einzig lo-goshaftes. Die so scheinbar aus Multiversem stammende Verbindung Dialektik-Materie erwies sich statt dessen im dialektischen Materialis-mus gerade ais hóchst uni-versushaft, universal. Mit der bloften Einheit des iiber den Kamm Geschorenen freilich waren genau die Son-derfalle und Variabilitaten auch im Dialektischen nicht entdeckbar gewesen. Wie wenig erst so scheinbar Entgegengesetztes wie der spe-ziell und diesseitig entzaubernde Blick des Marxismus und dann wie-der im echten Marxismus, das Umfassende der universalen Perspek-tiven. Der Blick aufs Einzelne laflt also uberall aufhorchen. Indem er namlich fiir dasjenige empfindlich macht, was aus dem meist allzu schón und allzu grott gemachten Rahmen herausfallen lafit. Ein me-chanistischer Blick auf solches Nebenbei und seine Instanzen wird das freilich noch mehr auslassen miissen ais die idealistischen, ohnehin hochschwebenden Geistaufnahmen; ist er doch auf den Klotz vereidigt. Wie sollte derart das Bunte, das qualitativ so Vielartige, diese so stó-rende wie befórdernde Finesse, ja gar das nach vorn Offenraumige der Welt bemerkt werden? Man hat den sonderbaren Fali, den ebenso verbliiffenden, wie unausgewerteten, daft fast alle bisherigen groften Philosophen Idealisten waren. Und diese iiberwiegende Geistesbezie-hung wird durch das Metier des Denkens, auch durch den oft erzwun-genen, oft vornehm selbst erwahlten Elfenbeinturm nicht allein er-klart. Ja nicht einmal mit dem sozialen Auftrag, den die jeweils herr-schende Klasse an ihre Denker ergehen liefi, die mangels marxistisch-detektivischer oder auch nur macchiavellistischer Schulung diesen Auftrag nicht durchschauten. Sondern die geringe Affinitat zum Ma-terialismus erklart sich vorab auch aus der Gefahr, worin dieser in
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