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3 Deutsch-rumanische Kultu rbeziehungen 103

der dort lebenden Minderheiten in Mitleidenschaft zog. Die streitbarste ru-manische Gmppe, ais Minderheit im Kónigreich Ungarn diskriminiert, war in Siebenburgen und im Banat anzutreffen, wo es tragfahige Beziehungen zu den anderen Minderheiten Ungams, den Deutschen, den Slowaken und Serben gegeben hatte. Die Kontakte zwischen den Rumanen aller Territo-rien (Altreich und Neuanschlusse) standen zunachst im Zeichen eines Kr&fte-messens, aus dem die politischen Machtfaktoren des Altreichs siegreich her-vorgingen, was einerseits zu einer ausgepragten Zentralisierung, andererseits zu einer oft ungenugend differenzierten Einschatzung der politischen, konfes-sionellen und ethnischen Konstellationen fiihrte. Das regionale Selbstver-standnis der Rumanen wurde auf dem Hintergrund dieses Zentralismus zuruck-gedrangt, oft verdrangt. Ein Wunschdenken, das Unterschiede, auch die produktive regionale Eigenstandigkeit, nivellierte, setzte sich mit Hilfe von politischem Druck durch. Das Aufkommen eines Rechtsextremismus mit nationalistischer Zuspitzung war fur die jahrhundertealten regionalen Tradi-tionen der Rumanen selbst ebenso schadlich wie es fur die Beziehungen zu den Minderheitengruppen ein Hemmfaktor war.

Der Verzicht auf einen Fóderalismus in Rumanien fiihrte zu einer Aus-gliederung der Minderheiten aus den politischen Entscheidungen in Grofi-rumanien. Den 12,98 Millionen Rumanen, das waren 72% der Landesbevól-kerung, standen die Minderheiten gegeniiber, die — selbst wenn sie geeint gewesen waren, was durch historische Vorgaben undenkbar war — keine Chance gehabt hatten, ihre Vorstellungen und Rechte in dem neuen Staat zu verwirklichen. Dabei war in der Bukowina die relative Mehrheit der ruma-nischen Bevólkerung mit nur 44,5% der Gesamtbevólkerung ebenso wenig beeindruckend wie im Banat, wo den 54,3% Rumanen, 45,7% Minderheiten gegenuberstanden h Das Yerhalten der Zentralgewalt gegenuber den ein-zelnen Gebieten war unterschiedlich. In der Bukowina waren die MaBnah-men, die sich gegen die Minderheiten richteten, am auffaligsten, obwohl ge-rade hier die friedliche Koexistenz den Wunschen und den Traditionen alle othnischer Gruppen entsprochen hatte. In Bessarabien, wo es galt, die eigene Identitat zu retten und neu zu definieren, war die realitatsfremde Politik aus Bukarest ebenfalls sehr ausgepragt. Im Banat, wo die deutsch-rumani-schen Gemeinsamkeiten unter ungarischer Oberhoheit bemerkenswert gewesen waren, gab es auch nach 1919, ais der Ostteil des Gebietes an Rumanien kam, keine nennenswerten Reibungen. Hier galt dem neuen Staatsvolk, wie in Siebenburgen, der ungarische Irredentismus ais Hauptgegner, obwohl

die Vergleiche nicht relevant gewesen waren: im Banat waren die Ungarn

•1

mit 10,4% deutlich dem deutschen Anteil unterlegen (23,3%), wahrend in Siebenburgen den 29,1 % Ungarn nur 7,9% Siebenburger Sachsen im Rahmen der Gesamtbevolkerung des Gebietes gegenuberstanden1 2.

1

Weitere statistiche Angaben siehe bei: Illyćs, Elemćr: Natiottale Minderheiten in Romanien. Siebenburgen im Wandel. Wien; Braumuller, 1981.

2

8 Siehe dazu: Malaschkofsky, Alfred: Rumanien. Berlin; Juuker und Diinnhaupt 1943, S. 35—40, 1940 wurden tiber 1 Million Ungarn in NordsiebenbUrgen nach Ungarn repatriiert, •65000 Siebenbiirger Sachsen waren mitbetroffen. Malaschkowsky versucht, Feindbilder auszu-bauen, die im Dritten Reich beliebt waren (z. B. ,,Die Uberfremdung durch das Judentum ist aber nicht nur auf wirtschaftlichem gebiet eine so krasse gewesen. Das gleiche gilt auf k Itu-rellem Gebiet, wo Presse, Rundfunk und das kunstlerische Leben einer fast volligen Verjudung luiti Opfer gefallen waren,>; Malaschkofsky, Alfred: Ebenda, S. 44).



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