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Morphologische Typologie
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Morphologische Typologie
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Literatur zur morphologischen Typologie
•
Comrie, B. 1981. Language Universals and Linguistic Typology: Syntax and
Morphology. Oxford: Blackwell
•
Croft, W. 1988. Typology and universals. Cambridge: CUP (Cambridge
Textbooks in Linguistics)
•
Fink, F.N. 1909/36. Die Haupttypen des Sprachbaus 3.Aufl. Berlin New
York
•
Greenberg, Joseph.1974. Language Typology: A historical and analytic
overview.The Hague - Paris: Mouton (Janua Linguarum series minor 184)
•
Humboldt, W.v. 1836/1963. Ueber die Verschiedenheit des menschlichen
Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des
Menschengeschlechts.Schriften zur Sprachphilosophie, herausgegeben von
A.Flitner/K.Giel (Werke in Fünf Bänden) III:368-756.Darmstadt
•
Mallinson G. & Blake, B. 1981. Language Typology. Crosslinguistic studies
in syntax.Amsterdam:North-Holland Public. Comp.
•
Skalicka, V. 1979.Typologische Studien (hrg. V. Peter Hartmann).
Braunschweig: Vieweg (= Schriften zur Linguistik 11)
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Isolierend (Analytisch)
• Sprachen, die idealerweise nur Worte
enthalten, die aus einer einzelnen Wurzel
bestehen.
• 1 Wort = 1 Morphem
Yoruba, Kwa [Westafrika]
Nwo¢n ó
maa gbà pó¢nùn mé¢wa ló¢sò¢ò¢sè¢
They
FUT PROG
get pound ten
weekly
‚They will be getting £10 a week.’
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Agglutinierend
• Eine agglutinierende Sprache hat Wörter,
die mehrere Morpheme enthalten, aber die
Wörter sind leicht in ihre Bestandteile zu
zerlegen, normalerweise eine Wurzel und
Affixe.
• Die einzelnen Morpheme haben eine
relativ stabile Form.
• 1 Form = 1 Bedeutung
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• Türkisch
ev-im-in
meines Hauses
Ev-in-in
deines Hauses
ev-im-iz-in
unseres Hauses
ev-in-iz-in
eures Hauses
ev-ler-im-in
meiner Häuser
ev-ler-in-in
deiner Häuser
ev-ler-im-iz-in
unserer Häuser
ev-ler-in-iz-in
eurer Häuser
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Flektierende (fusionierend)
• Die Wörter bestehen ebenfalls aus
mehreren Morphemen. Die Affixe in
flektierenden Sprachen markieren
mehrere grammatische Kategorien
gleichzeitig.
• 1 Form ~ mehrere Bedeutungen
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Vergleich: Flektierend – agglutinierend
Latein - Türkisch
Frau
Haus
Frauen
Häuser
Nom. Femin-a
ev
femin-ae
ev-ler
Gen. Femin-ae ev-in
femin-ārum ev-ler-in
Dat. Femin-ae ev-e
femin-īs
ev-ler-e
Akk. Femin-am ev-i
femin-ās
ev-ler-i
Abl. Femin-ā
ev-den
femin-īs
ev-ler-den
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Polysynthetisch (inkorporierend)
• Einzelne Worte können aus langen Ketten
von Wurzeln und Affixen bestehen, die
oftmals Bedeutungen ausdrücken, die in
anderen Sprachen mit ganzen Sätzen
ausgedrückt werden.
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Polysynthetisch (inkorporierend)
• Objekt-Inkorporation im Chukchee
Tumg-e
na-nt´wat-´n
kupre-n
friends-
ERG
3sg-set-
TRANS
net-
ABS
'The friends set the net'
Tumg-´t
kupra-nt´wat-g'at
friends-
NOM
net-set-
INTRANS
'The friends set nets'
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Introflexive
• Im introflexiven Typ kann das Wort
unterbrochen sein.
Egyptian Arabic
'katab
‚he wrote‘
‘jiktib
‘he will write’
mak‘tuub ‘written’
mak‘taba ‘bookshop’
ma‘kaatib ‘bookshops’
ki‘taab
‘book’
‘katiib
‘clerk’
(Aus: Bauer 1988: 25)
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Introflexive
• Im introflexiven Typ kann das Wort
unterbrochen sein.
Egyptian Arabic
'
k
a
t
a
b
‚he wrote‘
‘ji
kt
i
b
‘he will write’
ma
k
‘
t
uu
b
‘written’
ma
k
‘
t
a
b
a ‘bookshop’
ma‘
k
aa
t
i
b
‘bookshops’
k
i‘
t
aa
b
‘book’
‘
k
a
t
ii
b
‘clerk’
(Aus: Bauer 1988: 25)
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Alle Typen können in einer Sprache
vorkommen
Isolierend: Ich
werde
machen
Agglutinierend: ziehen, anziehen, miteinbeziehen
Flektierend:
Kindes (Numerus, Genus, Kasus)
Introflexiv:
tragen – trug, Mutter – Mütter
Polysynthetisch Kleinstadt, blaugrün, Fleischfresser
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Synthesegrad:
Anzahl der Morpheme pro Wort
Isolating
polysynthetisch
(analytisch) (synthetisch)
Unter Synthese versteht man die Bildung eines Stamms
oder einer Wortform aus einer oder mehreren
zugrundeliegenden Formen mit Hilfe eines
morphologischen Mittels.
Eine Sprache ist umso synthetischer, je mehr ihre
Wörter und Wortformen mittels Synthese gebildet
werden, umso analytischer, je weniger dies der Fall ist.
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Minimaler Grad von Synthetizität /
Hoher Grad von Analytizität:
khi tôi d'èn nhà ban
tôi chúng tôi bát dâu làm bài
als 1P komm Haus Freund 1P PL
1P anfangen tun Übung
'Als ich zum Haus meines Freundes kam, begannen wir,
Übungen zu machen.' (Comrie 1982: 40)
aber es gibt keine Sprache, die den synthetischen
Endpunkt erreicht. D.h. es gibt keine Sprache, in der es
obligatorisch ist, alle Morpheme in einem Wort zu vereinen
.
Es gibt auf dem Kontinuum der Synthese sicherlich
Sprachen, die dem analytischen Ende sehr nahe
kommen, z.B. das Vietnamesische:
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Als Beispiel wird häufig das Eskimo angeführt, aber
neben den vielen ,Sätzen‘, die nur ein Wort enthalten,
findet man genauso viele, die mehr als ein Wort
enthalten. Insbesondere deshalb, weil im Eskimo keine
lexikalischen Stämme miteinander verbunden werden.
(keine Inkorporation)
angya- -ghlla- -ng-
-yug-
-tuq
Boot- -AUG- -ERWERB- -DESID- -3SG
'Er möchte ein großes Boot kaufen' (Comrie 1981: 42)
und auch im Tschuktschischen, wo sowohl
grammatische als auch lexikalische Morpheme
verbunden werden können (reine Polysynthese)
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Hoher Grad von Stammbildung: Tschuktschisch
t´ -
-me´yN-´ - -levt-´- -p´Vt--´
-rk´n
1SG.SUBJ -groß-
-Kopf- -Schmerz- -IMPERFEKTIV
'Ich habe starke Kopfschmerzen' (Comrie 1981: 42)
kann nicht alles inkorporiert werden. So kann zwar das
direkte Objekt, nicht aber das Subjekt inkorporiert werden.
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Fusionsgrad
:
Der Grad der Analysierbarkeit von Morphemen
Agglutination Fusion
Unter Fusion versteht man die lautliche Abänderung der
Bestandteile einer synthetisch gebildeten Form in ihrem
spezifischen synthetischen Verband.
Eine Sprache ist umso fusionierender, je mehr in ihren
synthetisch gebildeten Wörtern Fusion vorkommt, umso
kollozierender (konkatenierender), je weniger dies der
Fall ist.
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Typologie und Universalien
Flektionale Morphologie
→ Derivative Morphologie
Genusmarkierung
→ Numerusmarkierung
Trial
→ Dual → Plural
Genuskongruenz am Verb
→ Adjektivkongruenz mit dem Nomen
Genuskongruenz am Verb
→ Numeruskongruenz am Verb
Genusmarkierung am Nomen
→ Genusmarkierung am Pronomen
Es gibt nie mehr Genuskategorien in einem Nicht-singular als im Singular
Genusmarkierung am Pronomen im Plural
→ dasselbe im Singular
Genusmarkierung in der 1. Person
→ dass. In den anderen Personen
Person/Numerus oder Genus Markierung am V
→ Markierung von
Tempus/Modus am V