Die deutschen hochmittelalterlichen religiösen Schriftdenkmäler
Das Thema mit dem ich mich heute beschäftigen möchte, lautet: Die deutschen hochmittelalterlichen religiösen Schriftdenkmäler.
Nach der Christianisierung der Germanen bekamen die Geistlichen die Aufgabe, die lateinisch-christliche Literatur den bekehrten Heiden nahe zu bringen. Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung war der verstärkte schriftliche Gebrauch des Deutschen im Hochmittelalter. Über den Mundarten, von denen wir wenig wissen, enstanden mehrere „landschaftlich bestimmte Literatur- und Schreibidiome“. Im 13. Jh., besonders nach 1250, entwickelte sich die deutsche Prosa zu einem ebenbürtigen Gefährten der früheren deutschen Dichtung. Vor 1300 war fast die gesamte deutsche Prosa in der Tat Übersetzung aus dem Lateinischen. Prosa wurde nur für didaktisches, annalitisches, historisches, juristisches, medizinisches, astrologisches, erbauliches und religiöses Schriftum (was uns heute besonders interessiert) verwendet. In dieser Zeit erschienen auf Deutsch Chroniken, Urkunden, Predigten (z.B. von Berthold von Regensburg), mystische Traktate (z.B. Traktat „Von Abgescheidenheit“ von Meister Eckhart - aus 1325), biblische Dramen und neue Übersetzungen der Evangelien und Bücher des Alten Testaments. Sie bekundeten die Bestrebungen des Bürgers genauso, wie die idealistischeren epischen und lyrischen Werke ein halbes Jahrhundert zuvor Ausdruck des Rittertums in seiner Blüte gewesen waren. Auch sie wurden noch immer kultiviert. Heilsgeschichtliche Darstellungen, zum Beispiel das „Ezzolied“, Legendendichtung, das „Annolied“, alt- und neutestamentliche Bibelepik (Genesis, Exodus, Judith u.a., Leben Jesu), dogmatische Darlegungen, beispielsweise das „Anegenge“, die Rede vom Glauben, eschatologische Dichtungen (Jüngstes Gericht, Antichrist) Mechthild von Magdeburg: „Das Fließende Licht der Gottheit“ (um 1260) und Mariendichtung prägten die erste Phase dieser Geistlichendichtung, die von einer religiösen Einflussnahme auf den Laienadel bestimmt ist.. Generell bleibt die schriftliche Verbreitung deutscher geistlicher Texte (ganz im Gegensatz zu lateinischen Texten) bis gegen 1150 auf die Klöster und Stifte beschränkt, in denen oder für die sie jeweils entstanden. Eine prominente Ausnahme ist nur Willirams Hoheslied-Paraphrase, von der bald zahlreiche Kopien kursierten. Schreiborte waren die Klöster (z.B. St. Gallen, Weißenburg, Fulda), Schreiber die Mönche, Auftraggeber Bischöfe und das Publikum der germanische Adel. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts kam es in jeder Hinsicht zu einem greifenden Wandel. Die Themen und Formen der Literatur werden vielfältiger; die schriftliche Verbreitung erfasst nun auch Stoffe, die zuvor für unwürdig galten, aufgeschrieben zu werden (höfische Lyrik, unterhaltende Erzählungen). Auch die geistliche Dichtung entwickelt ein neues Interesse an der Einzelperson und ihrer Lebensgeschichte (Legendendichtungen, zum Beispiel Albers „Tundalus“, Lamprechts „Tobias“, Veldekes „Servatius“).