IX. Partikeln und Konjunktionen
PARTIKELN
Partikeln (lat. particula „Teilchen“) sind entweder – im weiteren Sinne – alle unflektierbaren Wörter einer Sprache oder – im engeren Sinne – nur diejenigen nichtflektierbaren Wörter, die nicht den Subklassen Präposition, Adverb oder Konjunktion angehören. Der aktuelle Grammatikduden, der die Partikeln gemäß der letztgenannten (engeren) Definition aufführt, unterscheidet sieben Arten von Partikeln. Das Substantiv Partikel im Sinne einer Wortklasse hat feminines Genus (Nominativ Singular: die Partikel, Nominativ Plural: die Partikeln). In anderen Bedeutungen hat es entweder neutrales (Singular: das Partikel, Plural: die Partikel; lat. particulum) oder auch feminines Genus.
FUNKTIONSKLASSEN
Gradpartikel (Intensität), Steigerungspartikel, Intensitätspartikel
wenig, etwas, einigermaßen, fast, ziemlich, so, sehr, ausgesprochen, besonders, ungemein, überaus, äußerst, zutiefst, höchst, zu
Fokuspartikel (Hervorhebung)
Er wollte nur helfen
nicht
Modalpartikel (Erwartung, Zustimmung, Ablehnung), Abtönungspartikel
schon, freilich, halt, eben, ja, aber, vielleicht, einfach, doch, bloß, nur, mal …
Gesprächspartikel ((Gliederung, Bestätigung, Zurufe, Grüße, Antworten), Antwortpartikel
ja, nein, hm, gern …
Ausdruckspartikel, Interjektion
o, oh, he!, schade!, pfui!, hurra!, igitt!, juhu!, au!, aua!, autsch! uh!, ah!, ach!, huch!, oho!, hoppla!, oje!, hm!, hihi!, ätsch!, hui!, puh!, uff!, pff!, phh! hü!, hott!
lautmalende Partikel, Onomatopoetika
kikeriki, wau, wuff, miau, quak, peng, bumm, boing, tatütata, ticktack; plumps, klirr (vgl. Erikativ); schwupps!, zack!, ruckzuck!
Darüber hinaus gibt es in einigen Dialekten Fragepartikeln, beispielsweise a in der Deutschkärntner Mundart. Zur Zusammen- und Getrenntschreibung von Wortverbindungen aus Partikel und Verb siehe in der Partikelliste nach der Rechtschreibreform von 1996 nach.
KONJUNKTIONEN
Der Ausdruck Konjunktion bezeichnet in der Grammatik eine Wortart, genauer eine nicht veränderbare (nicht flektierbare) Wortart (Partikel (im weiteren Sinn)). Beispiele: und – oder. Spezifisch bezeichnet Konjunktion eine nicht flektierbare Wortart ohne Kasusforderung, die weder Satzglied noch Attribut sein kann, syntaktische Verbindungen zwischen Wörtern, Wortgruppen, Satzgliedern oder Sätzen herstellt und zugleich inhaltliche Beziehungen zwischen den verbundenen Elementen ausdrückt. Zusammen mit den Präpositionen, die sprachlich einen ähnlichen Zweck erfüllen, werden Konjunktionen auch als Relatoren zusammengefasst.
FUNKTIONSKLASSEN
Sätze: Er hat viel Geld, und seine Frau liebt ihn.
Satzglieder: Das erfreut ihn und macht ihn stolz.
Wörter (Gliedteile): Er kam mit Kind und Kegel.
Wortteile (Morpheme): An- und Verkauf (hierbei mit Ergänzungsstrich, nicht mit Auslassungsstrich)
Die Tatsache, dass Konjunktionen vollständige Sätze miteinander verbinden können (Fallgruppe 1. in der obigen Liste), gibt Aufschluss über die Definition „bei- oder nebenordnend“, die in den einleitenden Abschnitten vorgegeben wurde. Konjunktionen reihen dabei Sätze aneinander, ohne die Syntax derselben zu verändern: Er hat viel Geld und [seine Frau liebt ihn]. Der eingeklammerte Teil des Satzes kann gleichzeitig als grammatisch vollständiger, eigenständiger Satz fungieren. Diese Tatsache unterscheidet die nebenordnende Konjunktion von der unterordnenden Subjunktion, die ihrerseits die Syntax des Satzes beeinflusst, sodass dieser nicht für sich allein stehen kann, z. B. Er hat viel Geld, weil [er gut investiert hat]. Subjunktionen (subordinerende Konjunktionen) dienen also dazu, Nebensätze (Konjunktionssätze) einzuleiten (auch Teilsatzkonjunktionen), die ihrerseits als Satzglied fungieren:
subjunktional eingeleiteter Nebensatz als Objektsatz:[7]
als Akkusativobjekt: Er fragt, wann die Schule anfange. (Er fragte dieses. Wen oder was?)
als Genitivobjekt: Er vergewisserte sich, dass alle Türen geschlossen waren. (Wessen?)
als Präpositionalobjekt: Sie ärgert sich, dass sie den Zug verpasst hat. (Sie ärgerte sich darüber. Worüber?)
subjunktional eingeleiteter Nebensatz als Adverbialsatz:
als Temporaladverbial: Er ging zur Schule, als es regnete. (Wann?)
als Kausaladverbial: Wir müssen jetzt gehen, da wir einen Arzttermin haben. (Warum?)
als Lokaladverbial: Die Angler fischen dort, wo es die meisten Fische gibt. (Wo?)
als Modaladverbial: Er wird stärker, indem er Krafttraining macht. (Wie?)
SEMANTISCHE KLASSIFIKATION DER KONJUNKTIONEN
Die semantische Klassifizierung der Konjunktionen ist vom Gebrauch abhängig. Die folgenden Listen sollen die wichtigsten Konjunktionen des Deutschen erläutern; insgesamt, so schätzt man, gibt es in der deutschen Sprache 350 Konjunktionen. Im Folgenden wird klassisch zwischen koordinierenden (beiordnenden) und subordinierenden (unterordnenden) Konjunktionen unterschieden.
Semantische Kategorie |
koordinierende Konjunktionen (Beispiele) |
Beispielsätze |
additiv (Anreihung) |
und so, weder – noch, nicht nur - sondern auch |
Weder er noch seine Tochter wurden von dem Lärm aufgeweckt. |
adversativ (Gegensatz) |
allerdings, aber, während |
Sie fragte ihn, aber er war ahnungslos. |
disjunktiv (Alternative) |
entweder – oder |
Du kannst entweder dein Zimmer aufräumen oder das Papier wegräumen. |
explikativ (Erklärung) |
das heißt |
Er ist national bekannt, das heißt, man kennt ihn im ganzen Land. |
kausal (Grund) |
denn, nämlich, um, dass, weil |
Er ist glücklich, denn er wird bald heiraten. |
konzessiv (Einräumung) |
wenn auch, obwohl, obgleich, obschon |
Es ist ein trauriger, wenn auch ein aufschlussreicher Tag. |
komparativ (Vergleich) |
als, ob, wie |
Er mag sein Auto lieber als seine Frau. |