Nur wer frei ist kann sich binden
Seelsorgetag 2013, Norderstedt, ©Ulrich Kühn
Das Glück ist am ehesten dort zu finden, wo Freiheit regiert. Es ist – so ließe sich mit
Fug und Recht behaupten, ein Kind der Freiheit. Glück ist ein Geschenk und lässt sich finden,
wenn Menschen sich die Freiheit nehmen, sich an einen anderen Menschen zu binden.
In vier Schritten gehe ich mit Ihnen nun diesen Weg in die Freiheit zur Bindung ge-
danklich vor und lade Sie ein, ihn mit zu beschreiten.
1. Emotionale Abhängigkeiten machen unfrei
2. Biblische Leitlinien führen in die Freiheit
3. Altlastenentsorgung macht frei
4. Wie kann ich mich (ver-) binden
Sich binden meint, als Liebender und Geliebter sich mit der Totalität seines Menschseins
rückhaltlos auf einen Menschen einzulassen, so dass eine gemeinsame Identität als Paar ent-
steht und wachsen kann. Frei sein heißt, die Bereitschaft und Fähigkeit, sich ganzheitlich, mit
Kopf und Herz, mit Leib und Seele, d. h. mit allen Gefühlen auf einen Menschen einzulassen,
ihn lieben und sich ihm hinzugeben. Dabei geht es um ein zutiefst menschliches Bedürfnis,
nämlich um das Erleben einer ‚authentischer Liebe in einer verlässlichen Beziehung’ (Glas-
ser). Dazu bedarf es der emotionalen Unabhängigkeit.
1. Emotionale Abhängigkeiten machen unfrei
Zwei Beispiele aus der Seelsorgepraxis.
Vor mir sitzt Norbert, ein Mann, Mitte 30, beruflich und ehrenamtlich engagiert und
er schaut auf den ersten Blick keineswegs verschlossen für das Leben drein. Den Stuhl füllt er
gut aus. Norbert wünscht sich nichts sehnlicher als eine Partnerin. Im Laufe des Gesprächs
höre ich von seinen gescheiterten Versuchen, eine Frau fürs Leben zu finden. Mit deprimier-
ter Stimme stellt er fest, dass es ihm nicht gelingt, Frauen für eine dauerhafte Beziehung zu
ihm zu interessieren.
Warum klappt es bei mir nicht? Was mache ich falsch? Wieso gelingt das anderen
Männern, aber nicht mir? So fragt er sich schon seit einigen Jahren, ohne eine Antwort ge-
funden zu haben. „Ich glaube“, so fasst er resigniert zusammen, „die Frauen machen sich zu
wenig Mühe mich wirklich kennen zu lernen.“ Wenigstens hat sein Selbstwertgefühl nicht
allzu sehr gelitten, denke ich. Ratlos schaut er mich an und fragt: „Was soll ich bloß tun?
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Können Sie mir nicht ein paar Tipps geben, wie ich das Interesse einer Frau an mir entzünden
kann?“
In dem zweiten Gespräch, das wir vereinbaren, wird seine Mutter Thema. Naturge-
mäß ist sie die erste Frau im Leben eines Mannes. Seit einiger Zeit wohnen sie zwar in ge-
trennten Wohnungen, aber in demselben Haus. Sie ist immer noch sehr wichtig für Norbert.
Lud er mal eine Freundin zu sich ein, saß seine Mutter mit am Kaffeetisch und sparte an-
schließend nicht mit abwertenden Bemerkungen. Immer hatte sie etwas an den Freundin-
nen auszusetzen. Meist pflichtete Norbert ihr auch noch bei. Das merkwürdige Spiel, das sie
mit ihm trieb durchschaute Norbert nicht. Er fühlt sich für seine Mutter verantwortlich, vor
allem, seit sein Vater nicht mehr lebt. Nein, seine Mutter könnte er nicht verlassen, auch
wegen einer Frau nicht. Dass er sich durch die Bindung an seine Mutter selbst davor schütz-
te, sich auf eine mögliche Partnerin wirklich einzulassen, war ihm nicht klar. Ein eingespieltes
Team, Norbert und seine Mutter.
Nur sehr mühsam öffnet Norbert sich dafür, die Zusammenhänge zu erkennen: Die
emotionale Bindung an seine Mutter verhindert, dass er sich auf eine Partnerin einlassen
kann. Ich vermute, dass die Frauen, mit denen er bei der Partnersuche in Kontakt kam, das
instinktiv gespürten. Ohne inneren Abschied und Trennung von seiner Mutter wird Norbert
keine Frau lieben können. Er ist gebunden und kann sich darum nicht binden.
2. Beispiel
Heike, 26, Studentin, sitzt mir mit tieftraurigen Augen und lebensmüdem Gesichts-
ausdruck gegenüber. Die hübsche junge Frau traut sich nichts zu. Der Endspurt im Ökologie-
studium steht an. Die Examensarbeit muss fertig werden. Männer hat sie in den letzten paar
Jahren schon kennen gelernt. Die derzeitige Beziehung ist weit weg in einem entfernten Teil
der Welt, Südafrika. Heike ist voller Angst vor dem Leben und der Selbstständigkeit, die nach
dem Diplom auf sie zukommt. Sie traut sich das Leben nicht zu und auch nicht, in einer fes-
ten Beziehung zu leben. Sie kann nicht. Heike fühlt sich blockiert und unfähig weder sich
selbst noch einen Partner zu lieben.
Von heftigen Weinen unterbrochen erzählt sie von ihrer Ursprungsfamilie: „Die Ehe
der Eltern war gescheitert. Meine Mutter verließ meinen Vater als ich 12 Jahre alt war. Mein
Vater kam damit nicht klar. Er war verletzt, traurig und unglaublich hilflos. Er tut mir deshalb
so unsagbar leid. Mein Vater ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wir müssen als
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Familie zusammenhalten, hat er immer gesagt, dann schaffen wir das schon, auch ohne eure
Mutter. Nach einiger Zeit hatte er eine neue Frau kennen gelernt. Aber auch sie ging wieder
weg von ihm.
Seit dem fühle ich mich berufen, meinem Vater zu zeigen, dass nicht alle Frauen
schlecht sind. Ich fühle mich mit meinem Vater sehr verbunden. Aber irgendwie habe ich
auch das Gefühl, etwas an unserer Beziehung stimmt nicht so ganz. Aber ich habe auch nicht
die Kraft und den Mut, von ihm wegzugehen, mich auf einen Partner ganz einzulassen und
mein eigenes Leben zu leben.
Ich weiß, mein Vater würde alles für mich tun, damit ich glücklich bin. Im Moment bin
ich noch finanziell von ihm abhängig. Er wünscht sich so sehr, dass ich auf eigenen Füßen
stehe und liegt mir deswegen in letzter Zeit häufiger in den Ohren. Ich möchte auch, dass
mein Vater es gut hat. Ich liebe ihn doch!“ Mit diesem letzten Satz betont Heike das wesent-
liche Gefühl zu ihrem Vater schließt den Einblick in diese Beziehungsgeschichte ab.
Dieses Gefühl wird Heike aber zur Verpflichtung, nun auch alles für ihren Vater zu
tun, damit er nicht so sehr an seiner Frauenverlassenheit leidet. Eine vertrackte und zudem
ungesunde Beziehung. Heike ist gebunden und nicht frei für ihr eigenes Leben mit einem
Mann. Das macht sie so deprimiert. Die Fragen stehen unausgesprochen im Raum: Wie wäre
es, wenn sie wegen eines möglichen Ehepartners und damit um ihrer selbst willen ihren Va-
ter allein ließe? Kann, darf sie ihm das antun?
Oder muss Sie ihm das gerade antun, um ihrer selbst willen und für ihre Bindungsfä-
higkeit? Sie muss! Auch auf die Gefahr hin, ihn zu verletzten, muss Heike die emotionale
Bindung zu ihrem Vater aufgeben. Wer sich nicht traut, seine Eltern zu verletzen, wird weder
erwachsen noch bindungsfähig.
Helgo Lindner formuliert es so: „Gerade weil die Elternbeziehung die psychische
Struktur des jungen Menschen bis ins Tiefste geprägt hat und weiter zu prägen in der Lage
ist, muß sie gelöst werden, wenn die Partnerbeziehung recht fest werden soll“
1
.
Ist der Mensch erwachsen geworden und hat sich auf eine Bindung eingelassen, so gehören
die Eltern auf jeden Fall in die ‚zweite Reihe‘.
Wie passt dieser innere Verweis der eigenen Eltern in die zweite Reihe? Haben sie
das verdient? So fragt sich vielleicht, wer das Eltern-Ehre-Gebot in Ohr und Herz hat. Schau-
en wir doch mal genauer hin.
1
Lindner, Helgo, Spricht Gen 2,24 von der Ehe? theologische beiträge 88/1, S. 28.
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2. Biblische Leitlinien führen in die Freiheit
In 2. Mose 20, 12 heißt es nach der Übersetzung von Martin Luther: Du sollst deinen
Vater und deine Mutter ehren… Das hebräische Wort ‚kabad’, das Luther mit ‚ehren’ über-
setzte, meint sowohl den Respekt gegenüber eine Autoritätsperson als auch die Anerken-
nung, die jemand in einer bestimmten Position innerhalb eines sozialen bzw. gesellschaftli-
chen Systems
2
innehat. In beiden Fällen geht es nicht um ein Gefühl, sondern um eine innere
Haltung. ‚Kabad‘ ist kein emotionaler Begriff.
Sicher standen den Schreibern und vor allem Gott auch andere Begriffe, insbesonde-
re der Begriff für Liebe zur Verfügung, um das Verhältnis zwischen erwachsenen Kindern zu
ihren Eltern zu ordnen. Gott entlastet mit der Begriffswahl das Verhältnis erwachsener Kin-
der zu ihren Eltern von einer emotionalen gegenseitigen Verpflichtung.
Im ursprünglichen Zusammenhang sind die Gebote Anweisungen an das Volk für sei-
ne Existenz als Agrargesellschaft im verheißenen Land nach der Wüstenzeit. Da alte Men-
schen in einer solchen Gesellschaft aufgrund der schwindenden Lebenskräfte ihre Versor-
gung nicht mehr selbst sichern können, macht Gott durch dieses Gebot ihre erwachsenen
Kinder dafür verantwortlich, die materielle Versorgung der eigenen Eltern zu sichern. Das 6.
Gebot spricht darum von den materiellen Bedürfnissen alternder Eltern.3 In unserem sozial-
staatlichen Gesellschaftsmodell heute ist die materielle Versorgung nicht mehr berufstätiger
älterer Menschen durch den so genannten Generationenvertrag geregelt. Sie beziehen Ren-
te bzw. eine Pension und ähnliches.
Aus dem 6. Gebot lassen sich keinerlei Ansprüche seitens der Eltern an ihre Kinder
auf Zuwendung, Aufmerksamkeit, Nähe, Trost, Liebe ableiten. Dass Kinder dies dennoch tun
und sich oft sehr rührend bis aufopfernd um ihre alte, pflegebedürftige Mutter und Vater
kümmern hat oft mehr mit der Beziehungsqualität zwischen den Generationen zu tun, die ja
sehr unterschiedlich ausfallen kann.
3. Altlastenentsorgung macht frei
Unerfüllte Bedürfnisse aus Kinder- und Jugendtagen nach elterlicher Geborgenheit,
Zuwendung, Wertschätzung sowie der Wunsch nach Würdigung und Anerkennung eigener
2
„Anerkennen des anderen an seinem Platz in der Gemeinschaft“, Jenni / Westermann, ThAT Bd. I, Sp. 798.
3
Jungbauer, Harry, „Ehre Vater und Mutter“, Tübingen 2002, S. 87.
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Lebensinteressen können die Begegnungen und die Beziehung erwachsener Kinder zu ihren
Eltern bestimmen. Unbewusst pflegen Kinder die Hoffnung gehegt, doch noch irgendwann
von Vater und Mutter zu bekommen, was diese ihnen bisher schuldig blieben.
Kinder erleben, dass sie zur Erfüllung elterlicher Bedürfnisse benutzt werden. Dies
führt zu einer Beschädigung kindlicher Integrität und hinterlässt tiefe Spuren in der Kinder-
seele. Die dazu gehörenden Gefühle werden oft aus der Kind - Elternbeziehung ausgeklam-
mert und somit verdrängt. Als nicht bewusste Ablehnung, Bitterkeit und Hass, halten diese
Gefühle eine geheime Bindung an die Verursacher der seelischen Verletzungen aufrecht.
Erwartungen von Söhnen und Töchtern an sich selbst, ein ‚guter’ Sohn, eine ‚gute’
Tochter sein zu wollen, dienen mehr dem eigenen Selbstwertgefühl als der tatsächlichen
Beziehungspflege zu den Eltern. Zuweilen benutzten Kinder auf diese Weise ihre Eltern, die
eigene seelische Balance zu erhalten.
Kindliche Sehnsucht nach einer heilen Familie verhindert zuweilen die notwendige
Abgrenzung. Der junge Erwachsene passt sich auf Kosten seiner Selbstbestimmung und per-
sönlicher Freiheit elterlichen Vorstellungen an. Unklare Beziehungen sind die Folge: Was
wird hier eigentlich von wem wie und wozu erwartet?
Verlustängste und Einsamkeitsbefürchtungen sowie die Angst, dem Leben ohne Un-
terstützung der Ursprungsfamilie nicht gewachsen zu sein, führen in Abhängigkeiten und
blockieren die notwendigen Schritte zu einem eigen verantworteten Leben. Häufig wurde
nicht gelernt, mit Veränderungen und Abschied konstruktiv umzugehen.
Es kann sehr hilfreich sein, die Beziehung zu seinen Eltern in Form eines Abschieds-
briefes an sie zu ordnen. Abschiednehmen würdigt das Gewesene. Im Abschied verdichtet
sich, was Menschen sich bedeutet haben und miteinander geteilt haben. Ein solches Ab-
schiedsschreiben beispielsweise ist nur für die eigne Klärung gedacht und sollte in dieser
Form keinesfalls tatsächlich an die Adressaten abgeschickt werden.
Sinnvoll ist das Schreiben nur, wenn der Schreiber, bzw. die Schreiberin sich erlaubt,
die Gefühle, die dabei ins Bewusstsein und zur Äußerung drängen und in der ihr bzw. ihm
möglichen Art und Weise auszudrücken. Folgende sechs Satzanfänge können die unter-
schiedlichen Aspekte in der Beziehung zu den Eltern aufnehmen und würdigen:
Ich behalte in Erinnerung von euch …
Ich verüble euch …
Ich verzeihe euch …
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Ich erwarte nicht mehr von euch, dass …
Ich danke euch …
Ich bitte euch …
Herrmann Hesse hat diesen Übergang in sehr treffenden Worten in einem Abschnitt seines
berühmten Gedichtes ‚Stufen des Lebens‘ folgendermaßen zusammengefasst.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
(Hermann Hesse)
4. Wie kann ich mich (ver-) binden
Es lassen sich verschieden Formen des Umgangs und verschieden Phasen im Wachs-
tumsprozess hin zu einer Bindung erkennen. Professor Dr. mult. Hilarion Petzold, Begründer
in Integrativen Therapie hat die Begriffe Kontakt, Beziehung, Bindung, Konfluenz und Abge-
grenztheit mit eigenen Definitionen versehen und in einen Zusammenhang zueinander ge-
stellt. Seine Definitionen scheinen mir sehr hilfreich, vor allem auch deshalb, weil gemeinhin
die Begriffe ‚Kontakt, Begegnung, Beziehung‘ mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt und mit
einem unklaren Profil benutzt werden. Es ist ausgesprochen sinnvoll hier deutlicher zu un-
terscheiden.
Dabei gelten nach meinem Verständnis die mit den Begriffen beschriebenen Phäno-
menen unabhängig von den so genannten Bindungsstilen
4
(sicher / unsicher – ambivalent /
unsicher-desorientiert). Deshalb verzichte ich darauf, sie im vorzustellen. Bindungsmuster
markieren lediglich die entwicklungsbedingte individuelle Bereitschaft oder Verweigerung,
sich auf diese zwischenmenschlichen Verhaltensweisen einzulassen.
4
Grawe, Klaus, Neuropsychotherapie, Göttingen 2004, S. 194ff
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Abgegrenztheit
bezeichnet den Zustand, im Kontakt mit sich
zu sein, ohne Kontakt nach außen zu haben.
‚Bei sich sein, für sich sein, allein mit sich
sein, etc. ‘
Konfluenz
ist die unabgegrenzte Daseinsform, „… die in
Ganzheits- und Verschmelzungserfahrungen“
positiver und negativer Art (Fusion, Abhän-
gigkeit) von Erwachsenen erlebt werden
kann.
Kontakt
ist seinem Wesen nach ein Wahrnehmungs-
prozess, der das Eigene vom Fremden unter-
scheidet.
Begegnung
ist ein „wechselseitiges einfühlsames Erfassen
...“ im frei entschiedenen Aufeinander-
zugehen.
Beziehung
ist in die Dauer getragene Begegnung, eine
Kette von Begegnungen „…mit der Bereit-
schaft, Lebenszeit miteinander in verlässli-
cher Bezogenheit“ zu leben.
Bindung
entsteht durch die Entscheidung, seine Frei-
heit zugunsten einer freigewählten Gebun-
denheit einzuschränken und eine bestehende
Beziehung durch Treue, Hingabe und Lei-
densbereitschaft mit der Qualität der Unver-
brüchlichkeit auszustatten“ (Petzold)
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In einer gelingenden Bindung kommen Kontakt, Begegnung und Beziehung, sowie Abge-
grenzheit und Konfluenz in unterschiedlicher Intensität vor und werden von den Partnern ausba-
lanciert. Die ständige Fließbewegung zwischen Abgegrenztheit und Konfluenz hält die Partnerbin-
dung lebendig und sorgt für ihren Lebenserhalt.
Neben diesen gesunden Formen des Umgangs miteinander gibt es gibt leider auch unge-
sunde, pathologische Umgangsformen in Partnerschaften, welche die Persönlichkeit verletzen und
Integrität zerstören.
Eindringung
beschreibt eine unerlaubte Grenzüber-
schreitung in den Persönlichkeitsbereich
des Partners. (Macht, Einfluss, Kontrolle,
Fremdbestimmung, Entwürdigung, Ge-
walt, Ausnutzen, etc.)
Isolation
ist eine Erlebnisweise, in der kein Kontakt
zum Gegenüber geschieht. Es ist ein Zu-
stand des Abgetrenntseins. Man erreicht
sich nicht mehr. Emotional wird der Zu-
stand als Einsamkeit und Ohnmacht er-
lebt.
Fusion
beschreibt ein Verhältnis wechselseitiger
Abhängigkeit und Hörigkeit. Eine, meist
unbewusste Fixierung aufeinander hat
stattgefunden.
Beide glauben ohne den anderen emotio-
nal nicht lebensfähig zu sein und der Zu-
stand der Abgegrenztheit wird verboten.
Das Bindungsbedürfnis gehört zu unseren seelischen Grundbedürfnissen. Wenn wir
es ernst nehmen, erleben wir immer wieder ein Stück vom Glück. Das wünsche ich Ihnen.