Der Dolmetscher muss sich grundsätzlich auf
jeden Einsatz vorbereiten.
Die Erweiterung der Sprach- und
Kulturkompetenz durch ständige Lektüre der
Presse, durch das Anschauen von Filmen und
Fernsehprogrammen, durch möglichst
häufige Aufenthalte in seinen Ländern
Die Themen der Gespräche oder
Konferenzen, der Besichtigungen oder
Lehrveranstaltungen, der Gerichtsprozesse
oder TV-Talkshows usw., bei denen
Dolmetscher eingesetzt werden, sind jedoch
bekanntlich sehr vielfältig.
Der Dolmetscher muss das hohe Allgemein-
und fachsprachliche Wissen verfügen.
Auch ein Dolmetscher kann nicht alles wissen,
aber er muss von allem etwas wissen – und von
manchem viel!
Vor allem muss er über die Fähigkeit verfügen,
Wissensdefizite schnell zu schließen, sich schnell
in ein neues Fachgebiet einzuarbeiten.
Der Dolmetscher muss sich also auf seinen
Einsatz vorbereiten. Wenn er dazu keine Zeit
oder Gelegenheit hat, muss er sogar den Einsatz
ablehnen!
Zur Vorbereitung reicht es prinzipiell nicht aus,
lediglich ein Fachwörterbuch oder Glossar
durchzublättern, um sich mit der erwarteten
Terminologie vertraut zu machen.
Die terminologische Recherche sollte also durch
Beschäftigung mit der Sache selbst ergänzt
werden.
Auf jeden Fall anders als die
Recherche des Übersetzers! Der
Übersetzer recherchiert teils vor, teils
während der Übersetzung und
punktuell, der Dolmetscher dagegen
recherchiert vor dem Einsatz und
systematisch.
Wie kann die systematische
Recherche des Dolmetschers
aussehen?
möglichst detaillierte Informationen über
den Einsatz (Zeit, Ort, technische Bedingungen
für das Dolmetschen, Thema und geplanter
ablauf der Veranstaltung, Rahmenprogramm,
usw.)
Die Teilnehmerliste (gibt oft Aufschluss über
Nationalität, Funktion, Alter, kulturellen und
fachlichen Hintergrund, Ansichten, Absichten,
Erwartungen etc. der Teilnehmer, ihre Rolle bei
der betreffenden Veranstaltung und auch - sehr
wichtig - ihre erwartbaren Sprachkenntnisse)
Unterlagen vorangegangener Gespräche,
Konferenzen usw. zum selben Thema
(Protokolle, Redebeiträge, Hintergrundmaterialien -
auch aus der presse), und zwar in der
Muttersprache des Dolmetschers ebenso wie
in der Fremdsprache, in die bzw. aus der er
dolmetscht
eventuell bereits schriftlich vorliegende
Materialien (z.B. den Teilnehmern zugesandte
Diskussiongrundlagen, Entwürfe, Thesen, Abstracts
und sonstige Unterlagen; Redemanuskripte)
die Möglichkeit, an einem eventuell stattfindenden
vorbereitenden Gespräch - einem sog. Briefing - des
Veranstaltungsteilnehmern und für die Technik
Verantwortlichen und Medienvertretern
teilzunehmen
Ein spezielles Problem, mit dem es so mancher
Dolmetscher im Rahmen dieser Vorbereitung zu tun
hat: Unmittelbar vor der von ihm zu betreuenden
Veranstaltung wird ihm das Vortragsmanuskript
oder Redemanuskript zur Verfügung gestellt.
Zusätzlich – erst recht aber bei Fehlen anderer
Vorbereitungsmaterialien - informiert der
Dolmetscher sich in Enzyklopädien, einsprachigen
Hand- und Wörterbüchern und anderen
Nachschlagewerken sowie in Fachzeitschriften und -
nicht zuletzt! - Datenbanken bzw. im Internet über
das betreffende Thema und besorgt sich ggf.
Hintergrundmaterial in BBibliotheken, einschlägigen
Forschungseinrichtungen oder auch Firmen.
Sehr hilfreich kann darüber hinaus der kontakt zu
Fachkollegen sein.
Die beste langfristige
Vorbereitung des Dolmetschers
auf seine Arbeit:
geistige Beweglichkeit,
aktives Interesse an neuen
Entwicklungen auf möglichst vielen
gebieten,
ständiges Informiertsein