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22 GRUPPE III.

Entstehung* der Gruppe. Zugleich Anfang und Hohepunkt der ganzen Gruppe bildet die immer sehr sorgfaltig und elegant ausge-fiihrte Form Fig. 45; aus ihr sind alle iibrigen Formen dureh all-mahiiehe Degenerierung entstanden. Im allgemeinen zeigl ja diese Fibel denselben Charakter wie die friiheren der Gruppe II: breiten Bugel mit kreisrunder Scheibe, obere Sehne mit Haken; aber dazu konrimt hier ein Oetail, das zu den sonderbarsten typołogischen Erschei-nungen in der ganzen Vorgeschichte gehort, tiamlich die zwoi runden, nach aussen aufgeschlitzlen Durchlochcrungen im Kopfende des Biigels. Seine Erkliirung gewinnt doch dieser Zug dureh die Spat-la Tene-Fihel Fig. 441 2) (mit schmalem Fuss wie Fig. 54). Dass diese Form den Typus Fig. 45 erzeugt bat, ist vollkommen einleuehtend; doch ist die Schwierigkeit dadurch nicht gelost, nur verschoben, denn woher kommt die eigentiiraliche Gestaltung des Kopfes bei Fig. 44? Dieselbe kann indessen wohl kaum etwas anderes sein ais eine Umbiidung von einer Stiitzplatte der Spirale und zwar vielleicht gerade von einer in der Form, die wir bei Fig. 18 kennen lernten. Das Original dieser Ietzten ist bei Salzburg gefunden; Fibeln wie Fig. 44 sind mir dagegen nur aus Mitteldeutschland bekannt; also ein Verhaltniss ganz analog dem bei den Fibeln Fig, 23—24 oben S. 12 beobacbteten. Und auch hier ist. die Ubergangsform ungemein selten: ich kenne nur vier Fibeln wie Fig. 44, aus Sachsen, Brandenburg und Posen; der Nadelhalter ist bei ihnen verschiedenartig durehbrochen, bei einer schon gefiillt3).

Zu merken ist noch, dass eine dieser Fibeln schon mit einem romi-schen Schopfgef&sse zusammen gefunden ist; s. Beilage II, Fund 55.

1) Die Hauptserie: Figh 45—53.

Beschreibung. Fs ist ja eine ganz naturlicbe Sache, dass die sonderbaren aufgeschbtzten iMeher irn Kopfende der Fibeln wie Fig. 45 sich nicht lange so erhalten konnten. Bei dem von Rych Fig-229 abgebildeten Excmplare kann man wahrnehmen4 5 6), wie der eine Scblitz an seinem inneren Ende geschlossen ist, oITenbar in Folgę eines Gussfehiers, den man nicht entfernt haf. Solche Zufalligkeiten oder yielmehr Nachłassigkeiten mogen den ersten Anlass dazu gegeben haben, dass man dann die Schlitzc ganz geschlossen hat; vollstandig konnte man doch nicht gleich vom Alten loslassenr ais Erinnerung der Schlitze sind Furehen im Aussenrande eingefeilt, Fig. 46—47. Bald schwindct aber auch dieses Rudiment7), Fig. 48—50; und der ganze Biigclkopf zeigt jetzt mehrere verschiedene Gestaltungoir8), indem auch die bei den Fig. 45—47 noch schon profilierten Sciten-knopfe allmahłich verkiimmern und schliesslich die Form von ganz schlichten Zapfen annehmen (Fig. 50). Aber der Veriall geht noch weiter. Aus den Lochem werdcn Grubchen, Fig. 51, die gcwohnlich, wie bei Fig. 49 schon die Locher, von einer eingeritztcn Kreislinie umgeben sind. Dieses Stadium ist nur selten vertrefen und scheint eine ganz kurze Dauer gehabt zu haben; die grubenahnliehen Augen werden namlich dann dureh zwei eingestempelte Doppelkreise ersetzt, wie Fig. 52 (leider nicht ganz deutlich) zeigt. Fndlich schwindcn auch diese, Fig. 53.

Andere Veranderungen bilden sich gleichzeitig mit den jetzt geschilderten aus. Die Bugelscheibe, die bei den ai test en Formen

1

*) Worauf auch Undset S. 206 bei Besprechung derselben Fibel hindeutet. Vgl. auch Tischler, Gewandnadeln S. 72.

’) Vippachedelhausen, Sachsen-Weimar: 1 bronz., Nadelhalter wie bei Fig, 2; s, Beilage II, 55. — Gódnite, Prt>v. Sachsen, nordwest. von Zerbst, nahe der Elber

2

(eis.?), nachgebildet im Mainzer Centralmuseum Nr 2549; das Original soli in Privatbesitz in Magdeburg sein. — Bucków, Kr. Ost-Hacelland, Brandenburg: das Original von Fig. 44 (vgl. IJndsęt Taf. XXII, 12); Mark. Mus., Berlin, 9299; gefunden mit einem Giirtełhaken ganz ahnlich der bei Lindenschmit, Alter-tbiimer IV, Taf. 51, Fig. 1 abgebitdeten. — Csaęg bei Schmiegel, Posen: 1 bronz. mit gefiilltem Nadelhalter; s, Beilage II, 52.

3

Eine schwer zu beurtedende Nebenform ist die nach Tischler, Gewand-nadeln S. 72, Fig. II hier Fig. 54 wiedergegebene Fibel aus Bindow a. d. Oder, Kr. Krossen, Brandenburg {nicht Sachsen, wie Tischler angiebt; die Fibel be-fiodet sich jetzt im Mus. f. Volkerk., Berlin, I E 1087). Obwohl dieselbe noch ganz den La T&ne-Charakter zeigt, hat das Kopfende Locher ohne Schlitze und gleicht am meisten der Fig. 48. Ob hier in derselben Fibelgruppe dieselbe Ent-wickiung zweimal, zu verschiedenen Zeiten und Orten, vorgegange* ist, odet ob die Fibeln in der Odergegend so lange Zeit auf dem Spatla Tćne-Standpunkle geblieben sind, dass eine yerhaltuissmassig so spSte Form wie Fig. 48 von anderswo dort hinkam und mit Fibeln wie Fig. 44 sich mischte, das kdnnen nur kiinftige Fundę entscheiden.

4

') Wie eine mir vorliegende Detailzeichnung Dr. Salins zeigt.

5

) Wie indessen immer in solchen *typologisc.hen Serien® hie und da altcre Ziige bei jungeren Formen auftanchen, so keune ich eia Esemplar aus Vechten (Mus. Utrecht), bei welehem die Augen die spatere Form von Grubchen haben,

6

aber die Furehen noch erhalten sind. Die Fibel hat auch im iibrigen einen alten Charakter.

7

47-51, sich iiber den Hohepunkt des Biigels hinaus hebt, s. Fig. 47 (bei dem Originale von Fig 48 ist es ebenso). Ich kenne diese Variante eigentlich Ohr aus dem Mainzer Museum (etwa 4 Esemplare); die zwei unten S, 24 Notę erwShnteu kleinen Silberlibeln gehóren indessen auch dazu.

8

Yon diesen sind vielleicht die Fig. 47—48 wiedergebenen, bei welchen die LScher von einem starken ringthrmigen Wulste umgeben sind, eine Lokal-form der Mainzer Gegend, die sich noch dadurch auszeichnet, dass die Bugelscheibe so hoch sitzt, dass sie, wean die Fibel so betrachtet wini wic in den


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