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88 GRUPPE VI.

b) Die provirmałr6inisd\en For men]).

Wir haben sehon oben auf die Form Fig. 187 hingedeutet. Es kann kein Zweifel darli ber beslehen, dass dieselbe dnrch Miltelformcn wie Fig. 185 u. s. w. aus den Fibeln mit umgeschlagenem Fuss ent-standen ist, indem clic Spirale durch eine massive Charnieraxe ersetzt worden ist. Das abgebildete Exemplar tragt an sieh ein unverkeim-bares Zeugniss dieser Verwandt.sohatt in der Gmwicklung des unteren Bogenstiickes durch einen feinen losen Silberdraht in 6 Windungen. Noch bei sehr vorgeruekten Formen der Serie wie Fig. 190—191 kann dieses Rudiment anftreten-).

Die Form Fig. 187 ist in den Donaulandern ae.hr haufig3), und hat sieli giTenbar ebenda entwickelt; denn aueh die Form Fig. 185 ist. besonders in Ungarn mehrfach gefunden, wahrend dic in der Beilage I, 31 aus anderen Gegenden aufgefuhrten Exemplare mehr der spiUereti Form Fig. 186 angehóren4). Weiter westlich ist der Typus Fig. 187 mehr vereinzelt; jedoch kommt er in den Limes-Castellen vielfaeh vor, besonders zahlreieh in der Saalburg (etwa 15 Ex. im Mus. Hoinburg). — Was die Zeit dieser Form betrifft, so setzl Daiilem die im grossen Regensburger Graberfelde gefundenen Exemplare (s. Rerliner Ausstellungs-Album Seet. VIII, Taf. 14, erste Reihe, Nr 2, 3; die eine = Fig. 187 hier) in die Zeit um 170—200 n. Ghr., was vielleicht ein wenig zu friih sein mochte. Im Katalog des bayerischen Nationalmuseums IV, S. 171 (zu Nr 1296) wird mitgeteilt, dass die betreffen.de Fibelform aueh vorkam »im romisehen Kastell bei Pfiinz an der AlUnnlil, das wabrscbeinlieh 233 n. Gbr. zerstdrt wurde, und in Eining in der zweiten romisehen Ansiedlung (von Septirnius Severus bis Galłienus)». In der Zeit um Gallienus

’) Ygl- JIiLDEBRAiMi, S. 154 ff., Tisculek, Griiberfe 1 der. S. 184 f., Ge

wandnadeln S. 78 f., bei Meyeh, Gurina, S. 33 f.

2)    Ja, ein in England gefimdenes Exemplar von der Form Fig. 790—191, Aie> Dr. Salin im British Museum gezeichnet hat, scheint sogar wirklich einen »um-gesehlagenen Fuss» (treilieh irn Guss hergcstellt) gehabt zu haben; leider ist es ctwas beseliiidigt.

3)    z. B. in den Museen zu Klauseuburg, Pesl, Aąuincum (Altofen), in den Carnuntum-SammUingen, im Mus. Graz aus Poetovio und in den Museen zu

Triest und Aąuileja aus dem letzteren Ort,

4)    Diese Form Fig. 186 ist natiirlieh ais eine direkte Fortsetzung der Fig. 185 anzusehen, die- im Hauptc.hara.kter wie in der Zeit mit der Fig. 190 paradę! ist.

sind ja aueh nach allgemeincr Ansicht die meisten Limes-Castelle zerstort worden1).

Desto wichtiger ist es dann zu sehen, dass in diesen Caslellen zwar die Form Fig. 187, abcr nicht ihre Weiterentwicklungen Fig 190—191 Torkommen, womiL es vortrefflieh slirnmt, dass Da ulem die typologiach fruhesten hierhergehcirigen Exemplare aus Regensburg (a. a. O. zweite Reihe, Nr 5, 6) der Zeit »naeh Mitte des dritten Jahr-hunderts» zuzahlt.

Diese Serie, der eigentliche spatrbmisehe Fibeltypus, der Liberall auf romisehem Gebiete, aueh in Halien, massenhaft yorkoramt, konnen wir hier nicht weiter verfolgen, sondern verweisen auf die oben S. 88 Notę 1 citierte Litteratur.

Es giebt aber noch andere hierhergehorige provinzialrbmi3ehe Fibełn, z. B. Fig. 188, 189. Diese haben iminer einen Fuss von derselben Form wie Fig. 187 (bezw. mehr wie Fig. 175 u. ahnl., so Fig. 188); in der Nadclkonstruktion stehen aber die meisten von ihnen ihren Prototypen viel naher, indem sio eine Spirale (urn eine Axe gewickelt) mit unterer Schnę haben, wie Fig. 189 zeigt. Andere haben jedoch dieselbe Charniereinrichtung wie Fig. 187. Die Formen des Bogens und des Kopfes sind bei dieser Serie sehr inann.igfalt.ig; oft ist der Bogen in 2 oder mchrcrc parallele Zweige zertbeilt, Andere Formen ais die hier abgebildeten sind z. b, abgebildct bei Lindenschmit, Altertlnlmer IV, Taf. 45, i, 3(1 zeigt Rudiment der Umwicklung!}, Berliner Aus steli ungs-Album Seet. VII, Taf. 3, Nr 91, 110, 112, 116. Alle diese Fibeln stimmen sowohl in ihrer lokalen Yerbreitung wie ofTenbar aueh in der Zeitstellung mit der Form Fig. 187 vollig iiberein.

Es ist eine sehr auffallende und ungemein wichtige Talsache, dass somit die meisten spatromischen Fibelformen sieli aus einer Form entwickelt haben, die von unłeugbarer gennanischer Herkunft ist Etwas naher werclen wir dieses Ergebniss in der Zusammen-fassung bespreehen.

Die germanisehe Abslammung dieser Fibeln bat jedoch nicht ge-hindert, dass aueh sie wie die fruheren provinzialrdrnisehen nur- aus-serst selten in Nordeuropa vorkommen, wie wir spater sehen werden.

6 Vgl. z. B. Koenen, Ge fas s ku młe, S. 151. In der Saalburg (s. v. Co-HAUsen und Jacobi, Das Rumurcasteil Saalburg. 3 Aufl, Homburg 1830, S. 60) hort die eigentliche Munzreihe mit Philippus Arabs (f 249) auf; nami fand sich eiue vereinzelte Miinze von Ciaudins Gothicus.


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