8V GRUPPE VI.
dritten Jahrhunderts nieht rmr von den Denaren, sondern in vollig gleicher Weise audi von den besemders in den ostpreussischcn Grii-berfeldcrn vorkommenden Bronzemlinzen gilt; und fur die letzteren kann die erwahnte Erklarung naturlich nicht verwendet werden. Audi Raubhrg, der doch ii ber die Einfuhrungszeit der Miinzen eine ganz andere Ansicht ais die hier vorgebrachte hegt, will (S. 367) den ge-nannten Erklarungsgrund nicht gelten lass en, da, wie er hervorhebt, die Abnahme der Anzahl schon bei den Coramodus-Miinzen deutlich bemerkbar ist.
Weit wahrscheinlicher diirfte es also sein, dass, wie Tischler an der oben abgedruckten Stelle ausfuhrt, die Miinzzufuhr naeh dem Mar-komannenkriege begann, »nach jenem ersten grossen Yors.tosse, wel-chen die Nordleutc ins Rómerreich machten, wobei sie also mit den Romern in direkte Berfihrung kamen und mit den Stammen in der alten Heimat. wohł immer noch in Verbindung blieben». Die grossen Miinzmassen von den Kaisern Trajan — Marc Aurel konnten liiernach vielleicht am ehesten geradezu ais Kriegsbeute angesehen werden; die eroberten Reichthiimer gingen dann zum grossen Theil durch Handel u. s. w. in den Besitz der im Norden gebliebenen verwandten Stiiinme uber, und blieben bei ihnen noch lange, etwa ein Jahrhun* dert, im Umlauf, bis sie allmahlich entweder der Erde anvertraut oder eingeschmolzen und zur Herstellung von Schmucksachen u. s. w. ver-wendet wurden.
Wahrend dieser Zeit kam noch vereinzelt die eine oder andere jungere Mtinze, aber in mehr und mehr versiegcndem Strom, hinzu; die Verbindungen zwischen den siidlichen, bei und in dem rbmischen Gebiete angesicdelten Germaneri und ibren nordllehen Verwandten hortcri of-fenbar immer mehr auf.
Wir konnen also nicht umhin, den ersten Einbruch des die Miinzen und die Fibeln m. u. F. mitfuhrenden Kulturstromes ans Ende des z weit en Jahrhunderls, spatestens um 200 n, Ghr., anzusetzen, wenig-stens in Ostdeutschland; dass in Westdeutschland*) und in Skandi-navien die neue Kultur erst etwa um ein paar Jahrzehnte spiiler be-gonnen halte (wie Muller fur Danemark annehmen will), wiire wohl nieht ganz ausgesehiossen. Die nahere Entseheidung dieser Fragen wird hoflentlich die Zukunft bringen.
In allcn Fallcn konnen wir mit Tischler und Montelu.js den Fibeln mit umgeschlagenem Fuss hauptsiichlich das dritte Jahrhun dert
■) Gewiese Tatsaehen, denen wir spater begegnen werden, scheinen wirk-hch datur 7.u sprechen, dass Westdeutschland, d. h. das Elbgebiet, die nem: Kultur vieHeicht zunachst ubo Ostaentschland, nicht vom Siiden direkt, empfan gen hat.
einraumen. Unler den verschiedencn Varianten derselben dureb Hiilfe der gesehlossefcen Fundę zeitJiehe Unterschiede festzustellen ist wenig-stens bei dem jetzt vorhandencn Materiale unmoglich. Es verdient indessen vielleicht Erwahnung. dass Fibeln, die der Fig. 167 sehr nahe stehen, bei Osztrópataka mit einer Miinze aus den Jahren 249— 251 gefunden sind. Dass aber auch eine typologiach so alte Form wie Fig. 158 bis gegen das Ende dieses Jahrhunderts fortleben konnte, zeigt der Sackrauer Fund III (Beilage II, 208 c), wo solehe Fibeln mit einer Miinze von Claudius Gothicus und mit dem schon weit vorge-rfickten Fibeltypus Fig. 184 vor!iegen. Dies ist offenbar so zu erkla-ren, dass die Form Fig. 158 eine schlesisehe Lokalform geworden ist und sich daselbst sehr lange gehalten hat: sie ist ja uberhaupL beinahe die einzige in Sehlesien vorkommende Form der Fibeln m. u. F.
Mil Constantinischen Miinzen scheinen die jetzt behandelten Fibeln nicht mehr vorzukommen; die in den Fund en 265 und 279 mit sol-chen Miinzen angeLroffenen Formen gehoren zu ihren Weiterentwick-Iungen und sind zum Theil von sehr spatem Charakter.
Auf die chronologischen Zeugnisse der in dieser Kulturepochc so zahlreich vorkommenden romischen Gefiissc konnen wir uns hier nieht einlassen, sondern verweisen auf die oben S. 83 Notę 2 angefiihrte Arbeit von Montelius.
Diese konnen hier nur ganz oberflachlich beriihrt werden, teils weil sie meistens iiber den hier zu behandelnden Zeitabsehnitt hinaus-gehen, teils weil meine Studien dariiber sehr unvollfit&ndig sind. Wir wollen hier nur die bemerkenswerte Tatsache herrorheben, dass alle spateren germaniscken wie romischen Fibelfbrmen, insofern sie nieht zur 'Klassc der Scheibenfibeln gehoren, aus den Fibeln mit umgeschlagenem Fuss herzuletten sind1). Das fur alle hierhergcho-rigen Former gemeinsame Merkmal ist, dass der Nadelfalz mit dem Fuss zusammenwachst, wobei versehiedeue Formen des Nadelhalters entstehen. die von Tischi.kk, Grab er fe Id er S. 182 f. (unter a und b) besehrieben sind. Hierbei sind oft hoehinteressanle Rudimente des umgewickellen Drahtes erhalten (vgl. Fig. 173 und weiter unten bei den provinzialromischen Formen). Von grossem Interesse ist auch die
') Die wohl etwa am Heginn des vierten Jahrhunderts aussterbenden letzten Formen der Gruppc VII. sowie die sicher nicht weiter gehenden provinzialtdini-sćhen Fig, 2(6—248 sind natiirlich dabei nicht uulgezahH.