Zeichensystem, das zur Kommunikation verwendet wird. Weitere Differenzierungen sind natiirlich nótig. bevor wir den Begriff „Sprache" so dcfiniercn, daB er unserem Alltagsverstandnis von „Fremd-sprachenunterricht" entspricht - so sind z.B. Korpersprache, Zeichen-sprachen und Computersprachen auszuschliefcen.
Zunachsi wird jedoch in Abbildnng 1.2 zwischcn „natiirlichen" und „kiinstlichen" Sprachen unterschieden. Diese Unterscheidung ist in sich nichi unproblematisch. Die kritischc Frage bci dieser Unterscheidung ist wahrscheinlich, ob Menschen von Geburt an die je-weilige Sprache erlernen. Dies trifft zum Beispiel bislang nicht fiir Computersprachen wie BASIC oder PASCAL zu. Andererseits durfte Esperanto an sich eine „kiinstliche" Sprache sein, in dem Sinne, daG sie von Menschen konzipiert und eingesetzt wurdc. Es gibt jedoch sehr wohl „native-spcakers" des Esperanto, namlich Kinder, die von Geburt an diese Sprache erlernen. Insofern ist diese ^kiinstliche" Sprache auch eine „natiirliche" Sprache. Ferner gelten nach diesen Kriterien auch Krcolsprachen ais „naturlicłie" Sprachen, Pidginspra-chen dagcgen nicht. (Pidginsprachen sind „Mischsprachcn", die sich cntwickeln, wenn Sprccher verschiedener Sprachen haufig mitein-ander in Kontakt kornmen.) Pidgins werden dann zu Krcolsprachen, wenn Kinder der folgendcn Gcneration die Sprache von Geburt an lerncn.
Interessanterweise nehmen Pidginsprachen bei der Entwicklung zu Krcolsprachen weitere grammatische und funktionale Charakte-ristika an, damit sie sozusagen ais adaquate Kommunikationsmittel fungieren kónnen (s. z.B. Romaine 1988).
Weiterhin wird in Abbildung 1.2 mit „LI" und „L2" zwischen der ersten entwickelten natiirlichen Sprache und weiteren entwickelten natiirlichen Sprachen unterschieden. D.h. „2" bedeutet „nicht eins" und nicht „zwei" im Gegensatz zu „drei", „vier" usw. Wenn man in der Schule eine zweite oder drittc Frcmdsprachc erlcrnt, haben wir es in bciden Fallcn mit einer „L2" zu tun. Aber auch diese Unter-scheidung zwischen LI und L2 ist nicht immer eindeutig. Bei bilin-gualer Erziehung in der Kindheit deutet auf der einen Seite der Bc-griff „bilinguale Erziehung" in sich auf den simultanen Erwerb von zwei Sprachen hin. Auf der anderen Seite fiihrcn in der Praxis zwei „gleichzeitig" entwickelte Sprachen in der Kindheit meistens zu un-terschiedlichen Kompetenzen. Ferner wird eine bilinguale Erziehung auch oft sequenticll durchgefiihrt, d.h. eine Sprache wird zuerst (zu-mindest teilweise) erworben, bevor das Kind mit der zweiten „ersten" Sprache konfrontiert wird.
Auf der nachsten Ebene kommen wir zu einer begrifflichen Un-terscheidung von zentraler Bedeutung fiir die Sprachlehrforschung - der Untcrscheidung zwischen Fremdsprache und Zwcitsprache. Grundsatzlich basiert diese Unterscheidung auf der Rolle oder Funk-tion der L2 in der Kultur der Lernendcn. Wenn die L2 eine fiir das Leben (und Obcrleben) in einer bestimmten Gesellschaft unverzicht-bare Rolle spielt, dann haben wir es mit einer Zweitsprache zu tun -dies isl offensichtlich der Fali, wenn in den USA Englisch ais L2 ge-Iernt wird oder wenn in der BRD Deutsch von tiirkischcn Arbeitsmi-granten gelernt wird. In Europa (auRerhalb Hnglands) wird jedoch fiir gewohnlich Englisch ais /'/ew^sprache vermittelt. Wenn Englisch, Franzosisch, Russisch oder Spanisch in einer deutschen Universitat angeboten werden, haben wir es mit Frewdsprachenuntcrricht zu tun.
Die Unterscheidung zwischen Frcmd- und Zweitsprache ist jedoch wiederum keine absolute. In der Universitat Hamburg werden „Deutsch ais Fremdsprache"-Kursę fiir Studiercnde angeboten, dereń Dcutschkenntnisse verbessert werden sollen. Da Deutsch von diesen Studierenden fiir ein Studium in Deutschland gelernt werden soli, kann man durchaus der Auffassung sein, daR wir es hicr mit Deutsch