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120 Fremdsrrachenerwerb

pen wurden ansonsten so weit wic móglich identisch gehalten. So hatten beide Klassen bis auf wenige Ausnahmen die gleichen Leh-rer und wurden nach den gleichen Lehrplanen unterrichtet. Die Kernthesen der theoretischen Annahmen zur Mehrsprachigkeit bestatigen sich in der Studie nachdrucklich: Zum einen zeigte sich. dass die Lerner beider Gruppen selbst im Englischunterricht die kanadischen Standards von gleichaltrigen einsprachigen (monolin-gualen) Schulern ubertrafen. zum Beispiel in I^severstehenstests. Das ist insofern beachtenswerl. ais beide Gruppen hóchstens die Halfte des Unterrichts auf Englisch hatten. die eine Gruppe sogar nur 20%. Genauso beachtlich sind aber auch die Ergebnisse der Mathematiktests, die in den beiden letzten Schuljahren der Unter-suchung auf Englisch durchgefuhrt wurden. obwohl die 80%-Grup-pe Mathematikunterricht ausschlieftlich auf Franzósisch erhalten hatte. In allen getesteten mathematischen Bereichcn des Stanford Diagnostic Mathematics Test schnitten die Schiller der 80%-Franzó-sischgruppe deutlich besser ab. ais alle Schiller, die den Unterricht auf Englisch hatten. Das zeigt nicht nur. dass das in einer Sprache erworbene Wissen bei einem entsprechend gut entwickelten Sprachstand in andere Sprachen iibertragen werden kann. sondern auch. dass sich die vertiefte Fremdsprachenkompetenz offensicht-lich ebenso auf andere Eertigkeiten positiv auswirkt. also positive Effekte auf die kognitive Entwicklung hat.

4.6 Sprachumgebung und Eingabe

Aushandlung


In der bisherigen Darstellung haben wir uns vor allem mit den Erwerbsprozessen des Lerners befasst. Der Fremdsprachenerwerb orientiert sich aber auch an der sprachlichcn Umgebung. dem Input oder der Eingabe. Im Folgenden befassen wir uns daher mit der Art und Weise, wie Sprecher der Zielsprache mit Auslandern sprechen. Diese Eingabe weist haufig ahnliche Strukturen auf. wie sie in den Aufterungen der Lerner erscheinen. was sich vor allem aus der Gesprachsabsicht erkliiren lasst. Diese wird in Aushandlungs-prozessen an das ungefahre Niveau der Ix?rner angepasst und stellt damit ein sehr wirksames Mittel der Erleichterung des Spracher-werbs dar.

Wie groft der Einfluss des Inputs auf den Spracherwerb und seine Fossilisierung ist und wie er sich steuern lasst. um effektiv zu

sein. ist allerdings noch nicht vollcnds geklart. aber es steht fest. dass Lerner von ihrer sprachlichen Umgebung gepragt werden. das hei&t, dass die sprachliche Umgebung einen Modellcharakter besitzt. Sonst niiissten ja alle Menschen die gleiche Sprache spre-chen oder es wiirde reine Sprachenwillkiir herrschen. Dem ist aber nicht so. Natiirlich sind Lerner nicht nur auf die Imitation des Gehórten angewiesen. Sie haben stiindig die Móglichkeit. die Sprache kreativ zu verandem. Lerner kónnen. je nachdem wie weit fort-geschritten sie sind. immer nur einen Teil der Eingabe verstehen oder aufnehmen. Man spricht hier deshalb von Intake im Gegen-satz zum Input. Das. was sie aufnehmen. ist dabei stark bestimmt von dem, was sie schon kennen oder wissen. Um den Lernern ihre Aufgabe des Verstehens zu vereinfachen, verandern die Sprecher der Zielsprache oft ihre eigene Sprache. Kindern gegeniiber ver-wendel man so zum Beispiel Kinderwórter oder einfache Lautket-ten. fur die man sich wahrscheinlich schamen wiirde. wenn man sie vorgehalten bekame. Auslandem gegeniiber verwenden Deutsche gerne lnfinitive und andere Vereinfachungsformen, sehr viel Gestik. auch Lautstarke und eine Menge seltsamer Wortkreatio-nen. Vieles von dem. was Ausliindern ani Arbeitsplatz. in Geschaf-ten oder auch in persónlichen Gesprachen zu Ohren kommt, ent-spricht nicht gerade den vertretbaren Normen der Grammatik. Daher konnie man auch annehmen. wie es zeitweise getan wurde, dass diese ungranimatische Eingabe zwangslaufig auch zu falschen Lerneraufcerongen fiihren miisse. Wie sollen die auslandischen lerner Deutsch lernen. wenn sie es stiindig fałsch hóren?

Aufnahme


authentische Gesprache


Variation


Wenn man sich echte (autheniische) Gesprache mit auslandischen Lernem etwa ani Arbeitsplatz ansieht, dann nierkt man aber schnell. dass die Sprecher der Zielsprache nicht in einern Register von falscheni Deutsch verharren. Vielniehr variieren sie ihre Sprache sehr stark. und zwar gemaft den Anforderungen des Gespriichspartners. der Gespriichssituation und der Gespriichsab-sicht. Uni diese Systeniatik und ihre Variation begrifflich besser fassen zu kónnen. spricht man in neuerer Zeit von Xenolekten. iihn-lich wie nian von sprachlicher Variation in Dialekten und sozialen Kontexten (Soziolekten) spricht. Wie bei der Beschreibung von Ler-nerauteerungen strebt man auch bei Xenolekten eine konstruktive Perspektive der Beschreibung an. Das Inventar dieser Sprachform Xenolekt besteht aus vier erstaunlich gut unterscheidbaren Aufte-rungsebenen (Anpassungsniveaus):


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