Immcr wieder wcchscln sich Stucfce aus beiden Fundcn abM. Bcobachtet nun dic Encwickłung des Biidmotives eines cinzigen Stempels an ci nor gróficrcn Gruppe von Miinzen, so wird crsichtlich, dafi man immcr nur Pragcausschnitl e, aber nic den gesanucn Pragcabschnitt fafit. Dics wird besonders deutlicii, wenn man bildlichc Vcrandcrungcn innerhaib cincr Gruppe mit viclcn stcmpcłgleichen Miinzen zu fassen versucht, denn gelcgcntlich kommt es zu drastischcn Veranderungcn im Rildmotiv, die sich nurdurch Materialluckcn im Pragcablauf erklaren iassen. Inter-essant schcint aufierdem, dafi sich die BiIdmotivc nicht so schnell verandern, dafi man dics in der Pragung von der einen zur nachsten Miinze fassen kónnte.
Ein schónes Beispiel hierfur bieten die Blattkranzstatcrc der zahlenmafiig umfang-reichcn Gruppe 12 von Sontheim (Nr. 174-208), innerhaib der sich das Torqucs-moriv so gut wie nicht verandcrt. Zu diesen 36 Stiicken miissen aufierdem noch dic scchs Stucke aus dem Fund von Grofibissendorf gerechnct werden, die dicsclbcn Abnutzungserschcinungen im Bildmotiv zcigen23. Mit cincm Stempel wurden also mindestens 42 Miinzen gepragt, ohne dafi es dabei zu einer Veranderung im Munzbild kam.
Sucht man nach der am haufigsten belegtcn Blattkranz-Bild variante, so stellt man fest, dafi fur mchr ais 60 Stiickc der Gruppe I der Blattkranzstatcrc aus dem Fund von Sontheim stets derselbe Vorderseitenstempel verwendet wurde. Bemerkcns-wert ist nun dic unterschiediiche Abnutzung im Vorderseiten-Stempelbild. Das Motiv ist am Beginn der Gruppe schr gut konturiert fvgl. z. B. Nr. 160-170) und rcicht bis zu einer schlechtcn Bildwicdergabe (z. B. Nr. 205-208 oder Nr. 213-216). Stucke mit durchschnittlich guter Bildqualitat - also etwa in Form von etwas breiteren und nicht mehr so gut konturierten Blattern oder Endkugeln - sind selten. Die unterschiediiche Bildqualitat in den Untergruppen I 1-4 laEt einen mchrma-ligcn Wcchsel im Ruckseitenstempel erkennen, wobci der Yorderseitenstempel immcr beibchalten wurde, ohne ihn auch nur ein einziges Mai nachzugravieren. Demzufolge verfiigcn Stucke vcrschiedener Untergruppen iiber dieselben ab-genutzten Vorderscitcnbilder.
Fassen wir dicse Ergebnisse zusammen, so besagt dics uber die Lebensdaucr von keltischen Miinzstempcln zumindest so viel, dafi mit den schlecht geharteten Bron-zc- oder Eiscnstcmpcln die Pragung von groEcn Stiickzahlen nicht móglich war. Die vielen Stempclnachschnittc und Stempelumschnitte und die vorliegenden Pra-gcausschnitte fur bestimmte Vorderseiten-/Ruck$eitenstempel-Kombinationen aus dem Fund von Sontheim deuten meiner Ansicht nach an, dafi unter normalcn Bedingungcn Stuckzahlcn von mehr ais 1000 Miinzen pro Stempelbild wohl kaum zu realisieren waren. Der Stempel mufite jedoch nach der Pragung von 1000 Stiicken noch nicht unbcdingt ausgctauscht werden, weil das Bild unkenntlich war. Viclmchr wissen wir durch dic Bildanalysc der Miinzen aus Sontheim, aber auch durch Miinzen aus anderen Fundcn, dafi die Motivc mchrfach iiberarbeitet wurden und der Stempel anschlieficnd wieder zum Einsatz gelangte. Erst in dem Moment, in dem ein Ruckseitenstempel zu kurz geriet und man ihn nicht mehr festhaltcn konnie, oder zu grofie Stcmpelrisse das Bildmotiv becintrachtigten, mufite cr ausgctauscht werden24.
In wclcher M iinzstattc dic Stiickc unscrcs Fundcs gcpragt wurden, ist derzcit noch nicht zu klarcn. Im bayerischen Kaum gab es mchrcrc Pragestauen, von denen Manching sicherlich cinc der bedeutendsten war (Abb. 7). Die hohc Zahl von Schróllingsformcn aus dcm Bcrcich des Oppidums untcrstreicht dics-'. Neben diesen vielen Belcgsiiicken gibt es noch Schrótlingsformcn und Miinzstempel von anderen latenczcitlichen Sicdlungsplatzcn, ctwa Kelheim, Karlstcin, Stóffling und vom Staffelbcrg26.
Die schr iihnlichc Zusammensetzung der Fundę von Sontheim und Grofibissendorf spricht dafiir, dafi zumindest die Miinztypcn, die sehr zahlrcich vcrtrcten sind, aus dersciben Pragcstatte stammen. Ais Prageort halce ich jcdoch weder Sontheim noch Grofibissendorf fiir wahrscheinlich, weil aus beiden Fundcn Miinzen mit denselbcn Stempclabnutzungserschcinungen nachgewiescn werden konnten. Dieses Charak-teristikum trifft fiir cinigc Dutzcnd Miinzen der beiden Haupttypcn zu, namlich die Sternstatere und dic Blattkranzmunzen. Den unwahrscheinlichen Zufall, dafi man nach uber zweitausend Jahren einen direkten Kontakt zwischen den Besitzern eines Golddepots in Sontheim und Grofibissendorf fafit und es sich móglichcrweise sogar noch um denselbcn Besitzcr handclt, halte ich fur ausgeschlossen. Wenig uberzeugend ist auch der Erklarungsvcrsuch, es habe sich urspriinglich um ein einziges Depot gehandclt, von dem der einc Besitzcr eine Zahlung an eine andere Person lcistetc, wcshalb beide uber ganz ahnliche Miinzen (Miinztypcn) verfiigten. Ein Versuch, die gleichartigc Zusammensetzung in Verbindung mit einer Wander-werkstatte zu bringen, scheidet meines Erachtens ebenfalls aus. Dies wurde namlich voraussetzen, dafi die Miinzmeister di rek t von Sontheim nach Grofibissendorf oder umgekehrt wanderten, um dort Miinzen mit denselbcn Stempeln zu schlagen. Dies ist jedoch nach dem Inhalt beider Fundę ausgeschlossen, weil dann nicht so viele Miinzen mit den gleichen abgenutzten Stempelbildmotiven gleichzeitig vorhanden sein diirften. Fiir nicht ausgeschlossen halte ich es hingegen, dafi von einer uns noch unbckannten Pragcstatte Miinzen zur sclben Zeit oder innerhaib eines relativ eng begrenzten Zeitraumes an zwei verschiedene Orte gelangt sind. Da Manching ais Pragcstatte fiir Goldmunzen nachgcwiesen ist und erwa auf halbem Weg zwischen diesen beiden Orten liegt, konnten die Miinzen dort gcpragt worden sein27. Eine weitere Miinzstatte, in der nachweislich ebenfalls Goldmunzen gcschlagcn wurden, ist diejenige von Kelheim. Fiir beide Orte weifi man bis heute jedoch nicht, welche Miinztypen dort gepragt wurden28.
Analog zur Intcrprctation spaterer Schatzfundc vcrsuchte die Forschung, dic Vcr-bergung von wcrtvollen kcltischen Goldfundcn mit kriegerischen Ercignissen in Verbindung zu bringen. Der Vorteil bei rómischcn Miinzfunden besteht im Gcgcn-satz zu kcltischen darin, dafi dic Schlufimiinzc eines rómischcn Munzfundes den Zcitpunkt angibt, an dcm die Stucke friihcstens in den Boden gelangt sein kónncn. Im Idcalfall lasscn sich durch die Kombination vieler Fundę sog. Schatzfundhori-zonte konstruicren, die auf unruhigc Zciten schlieficn lasscn.