Kórpers. Fiir die spanische Bekleidungs= kunst war der Korper jedoch nur ein starres, unbewegliches Stativ, das die reich geschmiickten, iiberaus kunstvollen Meisterwerke des Schneiders vorfiihrte. Das Gewand tiberzog die Gestalt mit einer Hiille, die innen wohl die Form des menschlichen Kórpers hatte, aufien aber ganz andere Linien und Proporti= onen zeigte. In der spanischen Kleider= tracht erscbienen die Menschen gleich Gótterbildern mit allemGold, allenPer= len, allem Gescbmeide geschmiickt, das die Schatze Amerikas und Indiens zur Verfiigung stellen mufiten. In goldene Gewander geschmiedet, in die Kleidung wie in einen Harnisch aus Edelsteinen genaht, trug man die Kostbarkeiten auf dem Leib, die von der Neuen Welt nach Europa gekommen waren. Da es damals noch keine Geldschranke und keine Banksafes gab, schleppte jeder sein Ver= mogen mit sich herum, teils weil das die sicherste Aufbewahrung war, teils um seinen Reichtum zu zeigen. Wenn bis vor kurzem die jungę Ungarin oder Ju= goslawin ihre Mitgift auf ein Miinz= tuch genaht bei sich trug, oder wenn
350