Abb. 2. VierunJzw*nugiuUuirr von Mambmg, IJtr. Pfuffenhofen H E lim (Okerksytm). Lotkttikopf/Pferd mit Mnudtenkopf. M. XI.
AU. X VirrunibwmuiptthuUT von Stoffhng.Utt. Tnaauttm (ObtrUyern). Dni Kopfr tm Drtnrtrbtl/Pfrrd mil Metucktukcff. M. XI.
Zu dieser Gruppc zahlcn dic Munzcn vom Typ Manching. Sie wurden bekaniu durch den Fund eincs kleinen Bronzebehalters, der anlaBlich ci ner Grabung im Oppidum von Manching im Jahre 1972 entdeckt wurdc*. In diesem Behaltci. der ais Gcldborse inierpretiert wird, befanden sich mehrere diescr Klcingoldmimzcn mit gleichem Bildmotiv. Dic Bilder sind tciłwcisc von sehr guter Quaiii.it. Auf der Vorderscite der Miinze wird ein nach rechts gerichtcter Kopf mit AugcnwuUt und Lockenkranz und auf der Riickseite ein nach rechts oder links gcwendctcs Pferd mit ubergroficm, zuriickgcwendetcm Mcnschenkopf und mit Bcinen in Krallen-form abgebildet (Abb. 2).
Fin neucr Miinztyp, der crst vor kurzem aus ciner keltischen Sicdlung ani Chiemiec bekannt wurde, zeigt drei in einem Drciwirbel stilisierte Kópfe auf der Vordcrseite und ein nach links galoppierendes Pferd mit Mcnschenkopf auf der Riickseite (Abb. 3)*. Markant an den drei Kópfen ist die jeweils unterschicdiichc Haartracht, wahrend die Gcsichtsparticn ais Bogen mit Punktaugc stark stilisiert wurden. Dicscs Stiick ist cinzigartig und gehort zweifellos zu den phantasicvollsten und bedeutendsten Klcingoldgcpragcn aus dem siiddeutschen Raum.
Wahrend fur den Bcginn der keltischen Miinzpragung in Baycrn Kleingoldmiinzen typisch sind, scheint man sehr bald die Notwendigkeit von grófiercn Goldnomina-len erkannt zu haben. Vicllcicht schon Ende des 3. Jh. v. Chr., spatestens aber wohl mit dcm Beginn der Anlage der groRen befestigten Oppida, wird man mit einer regen Priigctatigkeit rechnen durfen. Dic systematische Unterteilung in den Miinz-gcwichten, dic man bei den Goldnominalen findet, spricht dafiir, dafi Goldstucke nicht ausschliefilich ais Objekte zur Hortung, sondern fur den regularen Miinzver-kehr Ycrwcndct wurden. Da man die andken Bezeichnungen der Goldmiinzen nicht kennt, sich aber das grófite Nominał an die Gcwichtseinheit des griechischen Staters zu 8,5 g anlehnt, vcrwendet man in der keltischen Numismatik parallel hierzu dicsclben Bezeichnungen. Demzufolge gibt es Goldstatere, dereń Gewichte zwi-schcn 7,2 und 8,0 g liegen, Viertelstaterc zwischen 1,6 und 1,9 g und die oben bereits erwahnten KJeinmunzen mit einem durchschnittlichen Gewicht von nur 0,33 g, die ais Vierundzwanzigstelstatere angesprochen werden kónnen. Bclege fiir noch klei-nere Nominale, etwa in Form von Achtundvierzigstcl- oder Zweiundsiebzigstel-suteren, schcinen mógł ich, wenngleich sich fiir beidc Kleinstmunzen bisher jeweils nur ein Exemp!ar nach weisen lafit5. Solche kleinen Stiicke mit Gewichten von knapp uber 0,1 g waren fiir den Zahlungsverkehr sicherlich wenig geeignet und durften wohl sehr leicht verlorengegangen sein.
Die Goldmunzcn, die bisher am haufigsten auf bayerischcm Bodcn gefunden wurden, tragen den Namen Regenbogcnschiisselchen. Der Namc dieser schiissel-fórmigen Munzcn leitet sich von der Vorstellung ab, dafi man sie am Ende eines Regcnbogens findet (deshalb: Rcgcnbogcn-Schiissclchen). Sie konnten dcm Finder und Besitzer Gliick bringen, ais Heilmittcl fur allerlci Krankhciten dienen und insbesondere bei cpileptischen Anfalicn von groficm Nutzcn sein6. Besondcrs leicht war es fiir Sonntagskinder sic zu cntdcckcn. Bereits sehr friih beschałtigtcn sich
Gelchrtc und Theologcn des 18. Jh. wie z. B. der Wcifienburger Rektor Johann Alexandcr Docderlein oder Ernst Urban Keller mit den geheimnisvollcn schiissel-fórmigcn Munzcn (patcllac iridii oder sciuellac iridis) und aufierten sich skcptisch bis ablchncnd gegeniibcr der im Volk verbreitcten Auffassung, dafi diese Goldmiin-zen iiber bcsondcre Krafie vcrfiigten7. Trotzdem gaben die schwer deutbarcn Bildmotivc immer wieder Anlafi zu Spckulationen uber die Herkunft und die Bedeutung dieser Goldmunzen*. Erst in der ersten Halftc des 19. jh. setzte sich allgemein dic Auffassung durch, dafi es sich um Munzcn handcln miissc. Wegen ihrer einfachen und unverstandlichen Bildcr wurden sie ab Munzcn der Barbaren bezeichnet, zunachst aber nicht den Kelten, sondern Stammen der Volkerwande-rungszcit (Goten, Vandalcn u. a.) zugcwiescn9. Ab der Mittc des 19. Jh. vcrtrat man schlicfilich dic Ansicht, dafi es sich um Miinzen der Kelten handcln musse10.
Die fruhesten grofien keltischen Goldfunde stammen aus Gaggers an der Glonn, Lkr. Dachau (1751), und Podmokl in Bohmen (1771)11. Von diesen keltischen Goldschatzcn, die nach zeitgcnóssischcn Angaben im Fali von Gaggers weit iiber 1400 Goldmunzen (Abb. 4, 1—5), im Fali von Podmokl sogar uber 30 kg Gold umfafit haben sollcn, sind nur wenige Stucke auf uns gckommen. Da man zum damaiigen Zeitpunkt die Bedeutung dieser Stucke nicht erkannte und nur am Materialwert intcrcssiert war, wurden beide Fundę bis auf einige wenige Stucke eingeschmolzen und umgemunzt. Ein ahnliches Schicksal erlitt der Schatzfund von Irsching, Lkr. Pfaffenhofen, der 1858 von Arbeitem bei der Anlage von Entwasse-rungsgraben cntdeckt wurde und etwa tausend Stucke umfafite (Abb. 4, 6-11)12. Zwar gelangte einc Auswahl von 85 Stucken an das Munzkabinett in Munchen, aber der weitaus grófite Teil wurde zum Verkauf angeboten bzw. an die kónigliche Prageanstalt zum Einschmelzen abgegeben. Bevor jedoch die meisten Miinzen zerstreut bzw. eingeschmolzen wurden, gelang es dem damaiigen Lciter des kónig-lichen Miinzkabinettes, Franz Streber, das Materiał zu studieren und einc Analysc vorzunehmen (Abb. 5 u. 6). Seine Publikation, die in zwei Sitzungsberichtcn der Bayer. Akademie der Wissenschaften erschien, war lange Zeit die wichtigste Unter-suchung iiber die keltischen Regenbogenschiisselchen13.
Obwohl seit Mitte der 50er Jahre systematische Ausgrabungen im Oppidum von Manching durchgefiihrt wurden und man sich dadurch cincn deudichen Zuwachs von Miinzen erhoffte, hat sich die Zahl der keltischen Miinzen insgesamt zwar erhóht, aber die der Goldmunzen blieb bis heute gcring. So mufitc man sich mit Aufierungcn uber die Rolle des keltischen Goldcs lange Zeit in Zuruckhaltung iiben, denn das zur Vcrf iigung stchende Materiał reichte zu weitreichenden Oberlegungen nicht aus.
Dic Reihe der grofien Schatzfunde wurde mit der Entdeckung des uber 400 Silber-miinzen umfassenden Fundes von Ncuscs, Lkr. Forchheim, im Jahre 1976 croffnct, der u. a. auch vicr Regenbogenschiisselchen-Staterc cnthielt14. DamaU glaubtc man, dics wurde der cinzige spektakulśire Fund unseres Jahrhunderts bleiben, denn dic Entdeckung des letzten grofien Miinzfundes lag immerhin 120 jahre zuriick. Genau zchn Jahre spater wurde ein zweiter Munzfund bekannt, der dicsmal nicht Silbcr-miinzen, sondern ausschliefilich Goldstiicke cnthielt. Er wurde Ende des Jahrcs 1986 von Bcsitzcrn cines privat genutzten Freizcitgelandes in Grofibisscndorf, Lkr. Ncumarkt in der Oberpfalz, cntdeckt15. Das erste Sttick hielt die Findcrin zunachst fiir einen goldencn Knopf. Sic stellte jedoch sehr bald fest, dafi es sich um eine