Dreyer (139)

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§56 Gebrauch des Konjunktivs I

ter in helle Aufregung. Sie schrie ver-zweifelt: „Sie tótet mein Kind! Sie is schlachtet es wie ein Schaf!" Viele Ein-wohner des Dorfes liefen mit drohen-den Gebarden herbei, so dass ich das Schlimmste fur mein Leben und das des Kindes fiirchten musste. Zum Gliick war 20 der Weg vom Dorf bis zu unserer Station steil und steinig und ais die erregten Leute an meinem Zelt ankamen, atmete das Kind schon wieder ruhig und hatte seine natiirliche Gesichtsfarbe zuriickge-wonnen. Seitdem behandeln die Dorf-bewohner mich wie eine Heilige und es ist schwierig, sie davon zu iiberzeugen, dass ich keineToten erwecken kann."

10 Ebenso.

Ein Pilot berichtet iiber seine Erlebnisse bei einer yersuchten Elugzeugentfuhrung.

„Genau um 23.37 Uhr, ais sich unsere Maschine in etwa 500 Meter llóhe uber den letzten Ausiaufern des Taunus be-fand, teilte mir unsere Stewardess, Frau s Schróder, aufgeregt mit: ,Einem Passa-gicr ist schlecht geworden; er ist ganz bleich und sein Kopf liegt auf der Sei* tenlehne seines Sessels.' Ich schickte meinen Kollegen, Flugkapitan Berger, in 10 den Passagierraum. Nach kurzer Zeit kam Berger zuriick und berichtete: ,Dcr Mann ist erschossen wordcn. Wahr-scheinlich ist eine Pistole mit Schalldampfer benutzt worden, denn is niemand hat et was gehórt.'

Diese Nachricht habe ich sofort an die Bodenstationen in Munchen, Wien und Mailand weitergegeben. Die Antworten lauteten allerdings nur etwa so: ,Fliegcn 20 Sie ruhig weiter und lassen Sie alles ge-nau beobachten. Im Augenblick kónnen wir Ihnen nichts Genaues sagen. Die Po* lizei ist informiert worden.'

In den nSchsten eineinhalb Stunden er* 25 eignete sich nichts, aber kurz vor der

11 Ebenso.

Ein arztliches Gutachten

Professor B. iiber den Angeklagten F.: „Es handelt sich lx*i dem Angeklagten um einen iiberaus cinfaltigen Men* schen. Seine Antworten auf Fragen nach s selner Kindheit lassen auf schwere Stórungcn im hiiuslichen Bereich schlieKen. So antwortete er auf die Fra-ge: ,Hobcn llire Eltern Sie oh geschlo

Landung in Wien erschienen zwei mas-kierte Manner in der Tur zur Pilotenkan-zel, richteten ihre Pistolen auf mich und Kapitan Berger und befahlen: ,Bewegen Sie sich nicht! Sie kónnen wahlen: Ent-weder halten Sie sich an unsere Befehle oder Sie werden erschossen! Das Ziel der Reise ist Tripolis. Die Maschine wird au-genblicklich gesprengt, wenn Sie nicht alle unsere Befehle befolgen!'

Ich war ganz ruhig, weil ich mir vorher schon alles iiberlegt hatte. Ironisch frag-te ich: ,Was machen Sie denn mit der Leiche, wenn wir landen?' Diese Frage machte die Eeute stutzig. Der eine be-fahl dem anderen, in den Passagierraum zu gehen und nachzusehen. Es gelang mir, den hinter mir stehenden Luftpira-ten zu Fali zu bringen, indem ich die Maschine auf die Seite legte. Kapitan Berger konnte den Augenblick initzen, den Mann zu entwaffnen. Der zweltc leistete keinen Widerstand mehr, nac h dem er gesehen hatte, dass sein Kompli-ze bereits gefesselt war." gen?' mit der Gegenfrage: ,Welche I I tern meinen Sie? Den mit den graucn Haaren hasse ich, ałx*r die beiden Frau en mit den Ohrringen besuchen mieli manchmal Im Gefangnis und bringen mir Kaugummi mit.' Offcnslchtllch wuchs der Angeklagte in derart ungr ordneten lamilieiwcrhaitnissen auf, dass nur auSere Anhaltspunkte wie graues Haar oder Ohrringe in ihm einige Erinnerungen wachrufen. In einem so gestórten Hirn wie dem des Angeklagten gleiten Erinnerungen und Vorstellungen ineinander, Fakten verlieren an Realitat und unwichtige Eindriicke nehmen plótzlich einen bedeutenden Platz ein." An die Geschworenen gewandt erkiarte

Professor B.: „Beachten Sie, dass ein Mensch, der nicht angeben kann, wor seine Eltern sind, fiir ein Verbrechon, das er unter Alkoholeinfluss begangon hat, nach dem Grundsatz ,im Zweifel fiir den Angeklagten' nicht oder nur unter der Bedingung strafmildernder Um stande verantwortlich gemacht werden darf."


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