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Nachwort


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Gold“. Diese Quote soli die „Erneuerung des Menschen" finanzieren. Dafiir soli es audi ein Sprung in die Essenz werden, aus den Gleisen des bislang eingefahrenen Da-seins in die unendlidie Strecke des Seins selbst. Der Kas-sierer, der zu soldiem Lebenslauf aufgebrochen ist, rast iiber folgende Stufen zum Gipfel, den es nicht gibt: die Begegnung mit der Schónheit, mit dem Asthetizismus, mit der Kunst - sie ist negativ; die Begegnung mit dem Tod, mit der Halluzination des letalen Gegners, des eigenen tódlichen Ichs in der Schneewuste des Lebens -sie wird vertagt; die Begegnung mit dem warmen Fami-liennest ais Kontrast zur vorausgehenden Kalte - sie ist bereits iiberholt; die Begegnung mit dem Sechstageren-nen ais einem Exempel der Massenhysterie - sie wider-legt sich selbst; die Begegnung mit den vom Sekt be-rausditen Ball-Aphroditen - sie zeigt die sinnliche Tauschung des Lebens; und zuletzt die Begegnung mit der Heilsarmee ais Praxis einer Ausbeutung des Gefiihls der Verlorenheit mittels einer Sdieinsolidaritat - sie er-zeugt den weiblichen Judas des Verrats, endet mit der Obervorteilung aller durdi alle, mit der Auflosung des Geldes durdi Geldgier und zuletzt mit der Transpo-nierung des Idis ins Nidits. Sie allein ist giiltig, ja end-giiltig, der generelle „Kurzschlufi“ des Seins, die totale Preisgabe der Humanitat auf Handelsbasis.

Das Fazit der Testreihe erweist alles ais kauflidi: die Kunst, den Familientraum, die Matadore des Sports, die Liebesgottinnen, ja selbst die Frommigkeit. Kein Einsatz, keine Ausgabe amortisiert sich. Die Tagesreise des Kas-sierers in die Landsdiaften der angebotenen Wirklich-keit, sein Martyrium der Lebenswahrheit, war kein Kreuzweg, dem eine Auferstehung folgt, sondern ein Kreislauf der Einsamkeit und der unuberwindlichen Ge-fangenschaft des Idis. Bernhard Diebold hatte redit, ais er diesem Kassierer folgenden Pafi ausstellte: „Ein Mi-niatur-Faust, der sich zu Tode rennt.“ Niemand wird durch seinen phantastischen Opfergang erlóst, niemand bekehrt. Mit emphatischer Resignation entzieht sich der restlos Gescheiterte seinem Irrtum. Er wird zu einem gebrochenen Christus im Zeitalter des Kapitalismus.

Nach dem selbstmorderischen Pistolenschufi lost sich das „Ecce homo“ in unartikulierte Bestandteile auf. „Man kauft immer weniger, ais man bezahlt.“ Dieser Satz ist die Quintessenz des Dramas, ein Fazit, wie es sich in allen Studten Georg Kaisers finden lafit, der Entelechie-satz, um den das ganze Schauspiel gebaut wurde.

Der Gesamtvorgang ist lawinenartig. Bereits die Ein-gangsszene im Kassenraum der Bank lodtert vor den Augen des Kassierers durdi vielerlei Anspielungen die Schneemassen der Lawinę. Die Damę aus Florenz ist eine Reinkarnation der Frau Welt, die ihren goldbe-schuhten Fufi iiber die Schwelle der modernen Provinz setzt und die Faszination, die Erregung auslost, ein weib-licher Gabriel, der gar nicht weifi, weldie Zeugungsbot-schaft er von draufien bringt, weldie Kettenreaktion durch ihn einsetzt. Die unwillkurlidie Beriihrung der FFande erzeugt den ziindenden Funken des tódlichen Strohfeuers. Diese Erscheinung der Damę lafit sich mit Faustens Vi-sion des Weibes in der Hexenkiiche vergleidien. „Die Jagd nach dem Erlebnis" setzt ein.

Die staubige Bćirokalte des Bankhauses wird vom Ju-gendstil-Arrangement im „Hotelschreibzimmer“ abge-lóst, die reidilidi eindeutige Zweideutigkeit unter den Lebemannern von der ruhrseligen Intimitat zwiachen Mutter und Sohn, die brutale Diplomatie des Finanz-gesprachs von dem gegenseitigen Einverstandnis einer sdiwarmerischen Kunstfachsimpelei. In sie bridit mit dem Defraudanten das Geld ein. Es kommt nicht hilf-reidi, sondern will uberrumpeln. Das Ungenialk scincs Aufbruchs hat den Kassierer mafilos gemadit. Gleidi zu Beginn seines Spiels sticht er zu hodi. Er uberschatzt, uberfahrt und uberbietet zwar alles, uberzeugt jedodi keinen. In der Raserei, die seiner Natur widerspricht, hat er die Dinge, die er erreidien will, sdion beim Start uberholt.

Das nachste Szenenbild ist expressionistisdi, yisionar, im Stil von Franz Marc, an dessen Bilder allein schon die „blauschattende Sonne“ erinnert. Ein expressionisti-

scber Kobold ais menschliches „WunderwerUa stampil

durch die eisige Weltwiiste, Spuren tretend und alsbald


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