75
Finger zu zeigon und auf diese Weise nachdriicklich das Halten des Gegenstandes darzustellen. Einer ahnlichen formellen Nai-vitat in der Wiedergabe des Momentes des Haltens begeguen wir z. B. bei den Trompetern am Kessel von G. (VI). Auch diese umklammern das Blasinstrument mit ihren linken Handen, so dab dereń Handteller samt den Fingern unnaturlich nach vorne gewendet sind. Die Finger sind zusammengepreBt abgebildet, ais ob dadurcli das Halten angedeutet werden sollte. Autter die-sem einen Falle sind die Wendungen der bald geballten leeren, bald nickt leereu Hande, oin an dem Kessel von G. sehr oft vor-kommendes Motiv, im groften und ganzen korrekt dargestellt.
4) Die zweite Frauengestalt (D) in der obersten Etage des Światowit halt in ihrer Rechten ein bisher noch nicht aufgeklar-tes, rundes Attribut. Was fiir ein Gegenstand kann es wolil sein? Man hat es ais eine kleine Schussel oder eine Schale angesehen, dereń Óffnung en face, von oben gesehen wird. Aber ein GefaB ist bereits vorhanden, es ist jenes Trinkhom. Es diirfte daher uberfliissig gewesen sein, nocli ein anderes Gofafl, dazu noch en face, abzubilden, dessen perspektivisch gekiirzte Darstellung fiir einen Kiinstler-Anfanger mit gewisser Schwierigkeit ver-bunden gewesen ware. Ist es nicht vielleicht ein Armband oder Halsband, bezw. irgend ein ringahnlicher Schmuck, den man fiir das Attribut einer Frauengestalt halten konnte? Denn ringfórmigen Schmuckgegenstanden begegnen wir an den Figu-ren der Steinbaben (Steinmiitterchen). Die kleinen Dimensionen des von der Frauengestalt mit den Fingern gehaltenen Gegeu-standes sollen uns nicht von der Annahme abschrecken, dafi es ein Halsband oder Armband sei! Sollte das Attribut nicht ein ringartiger Schmuck, sondern z. B. eine Schussel sein, so miifite man dereń Boden erst yermuten, denn dieser ist nicht abgebildet, welche Darstellungsweise bei unserem Kiinstler kaum anzunehmen ware. Der dargestellte Gegenstand entspricht dagegen beziiglich der Form und der Art und Weise der Skulpturarbeit durchaus einem ringartigen Schmuck. AuBerdem ist jener Gegenstand am Relief nicht uberall gleich stark abgebildet. Der mit den Fingern gehaltene Teil ist namlich verhaltnisma6ig starker ais die an-dere Halfte. An einer Stelle jener diinneren Halfte lafit sich, nach unten zu, gleichsam ein kaum merkliches Intervall in der Skulp-tur yerspiiren, eben dort gerade, wo man es z. B. bei einem