zur eigenen (biirgerlichen) Revolution zu machen. Dies auf diese Weise, dafi sie versucht, die klar ausgedriickten sozialisłischen Elemente dieses Geschehens, wie auch die Bewegung zum Sozialismus von innen zu zerstreuen und auf die eigene historische Grundlage zu reduzieren: die biirgerliche. Dabei versucht sie, sich unserer Gesellschaft im gan-zen ais dominierende Kraft aufzudrangen. Wie weit ihr das gelingt und wie weit ihr das gelingen wird, bleibt bisher eine offene Frage, mit der man sich klar und offen auseinandersetzen mufi, denn dies ist die grundlegende Aufgabe, vor der sich die fortschrittlichen Krafte dieser Gesellschaft sehen. Uns interessiert hier vor allem die Phano-menologie der nachrevolutionaren Konstituierung unserer Mittelklasse und ihre widerspriichliche Lagę innerhalb dieser gesellschaftlichen Ereignisse heute.
Fur den Beginn dieser Betrachtung ist es niitzlich, sich (um das so zu nennen) einen methodologisch instruktiven Moment in Erinnerung zu rufen: Die Kommunistische Partei Jugoslawiens stellt bei ihrem ersten programmafligen Konstituieren (Kongrefi von Vukovar 1920) zur Zeit der revolutionaren Bewegungen in Europa und auf unserem Boden den klar formulierten Standpunkt in das Programm, nach dem, wenn das Proletariat die Macht ergriffen hat, Parlamentarismus un-móglich ist.1 Wenn wir nun die bestehende Struktur der politischen Macht und ihr System bei uns im Auge haben, kann man die Frage stellen: ist nun dieser Standpunkt ais solcher falsch oder ist er veraltet (und blieb so die Sunde der eigenen »romantischen« Vergangheit und »Unreife« der Bewegung), oder das Proletariat hat die Macht noch nicht ergriffen, oder es hat sich et was Drittes ereignet. Ohne Ruck-sicht darauf, was nun genau zutrifft, miifite die kommunistische Bewegung auf der heutigen Entwicklungsstufe, auch wegen der Klarheit der eigenen Perspektive der weiteren Bewegung diesem Standpunkt in dieser oder jener Weise Rechnung tragen: ihn entweder abwerfen oder ihn revidieren, ihn aufnehmen, ihn in die Tat umsetzen, da dieses programmatische Prinzip zu tiefst in das Begreifen des Charakters des zeitgenóssischen Sozialismus selbst dringt, wie bei uns, so auch in der Weltbewegung und dem gesellschaftlichen Prozefi. Sonst bleibt der Sozialismus sowohl in der Theorie, ais auch in der Praxis ohne eine seiner wesentlichen Dimensionen, die, um Unklarheit zu schaffen, an die Peripherie der Bewegung gestellt wurde.
Gerade deshalb bleibt immer noch die Frage offen, die sich von selbst stellt, die zum Verstandnis dieses unseres jugoslawischen We-ges in den Sozialismus unumganglich ist; die ist: die Frage der Be-ziehung der durchgefiihrten Revolution zur eigenen Situierung und ZJerwirklichung. Hier liegt namlich die Wurzel der Sache selbst. Marx hat gerade auf diese Weise eine ausgezeichnete und tiefe Ana-lyse der biirgerlichen Revolution gegeben, indem er dabei ihre wesentlichen Voraussetzungen hervorhob, so auch ihre politischen, sozialen
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Dieser Standpunkt lautet in seiner Ganze: »Die KP Jugoslawiens ist ein Geg-ner des Parlamentarismus ais Mittel der Klassenherrschaft. Nach der Erlangung der politischen Macht seitens des Proletariats ist der Parlamentarismus »unmóglich«.