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In den 60er Jahren machte eine Gruppe von jungen Schriftstellern von sich horen, die gegen die Aufklarung hervortraten. Sie stellten den Vorrang der Vernunft in Frage und bestanden darauf sich sowohl bei der Lebensgestaltung ais auch in der I,iteraturkunstpraxis. Von ihren naturlichen Empflndungen leiten zu lassen. Die Verwerfung der aufklarerischen Asthetik schlagt sich auch in der Sprache nieder. Ihre Sprache ist nicht mehr klar und niichtern sondern voll von emotionalen Zeichen, fragmentarischen Satzen, abgcrissencn Wórtcrn, somit soli den Geftihlen freien Ausdruck verschafft werden. Die Naturverg6tterung (uwielbienie) bat auch soziale und politisclie Folgen, denn es ais eine Naturwidrigkeit erscheinen, weiui unterbestehenden Verhaltnissen eine kleine Gruppe von Protagonisten auf Kosten einer gro&en Mehriieit aller denkbaren Luxus genie&t lin „Kabale und Liebe" von Schiller steht eine Liebesgescliichte im Mittelpiuikt. Die llandlung ist ungleichc Liebe- der Mann ist cin Adliger, das Madchen stammt einer burgerlicher Familie. Sie konnen nicht zusammenleben, weil die Adelswert die Verbinndung entgegensetzt und dicse Tragódie wird fiir Schiller zum Anlass fur eine heftige Kritik einer Gesellschaftsordnung, die Gleichermaften die Naturgesetze ais auch die gottliche Gerechtigkeit mit Fuften treten. Man sagt, dass Stiicke, wie dieses von Schiller wesentlich dazu beitragen, dass die feudale Ordnung zunachst in Frankreich ziisaininenbrach. In „Kabale und Liebe" kann man lesen: „Was kann den Bund zwei Herzen losen. Ich bin ein Edelmann, lass doch selien, ob mein Adelsbrief giiltig ist ais Handschrift des Hinimels in Luises Augen. Dieses Weib ist fur diesen Mann." Eine radikal sozialistische Ausrichtung hatte schon Schillers erstes Drania. Karl Moor attackiert das gegenwiirtige Zeitalter mit folgenden Worten:

„Da verrammeln sie die gesunde Natur mit abgeschmackten Konventionea Ich soli mein Leib pressen in eine SchnUrbrust mid meinen Willen schnuren die Gesetze. Das Gesetz bat keinen gro&en Mann gebildet, aber die Freiheit gebart Kolosse."

Eine ahnliche Spraclie spricht der Pnotagonist des Briefromans von Goethe „die Leiden des jiuigen Werthers".

Auch er protestiert gegen eine Lebensordnung, die den Menschen der immer gleichen Tatigkeit gefangen hall und auf diese Weise seine Instinkte fnistriert. „Wenn ich die Einschrankung ansehe, in welcher die Kriifte des Menschen eingesperrt sind, wenn ich sehe wie alle Wirksamkeit darauf hinauslauft sich die Befriedigung von Bediirfnissen zu verschaffen, die keinen anderen Zweck łiaben, ais unsere amie Existenz zu verlangem, das alles macht mich stumm".

„Man kann ziun VorteiI der Regeln viel sagen. Ein Menseh, der sich nach ihnen richtet, wird nie etwas Abgeschmacktes tun und nie etwas Schlechtes hervorbringen. Aber die Regel wird das walire Gefiihl und Ausdruck von der Natur zerstoren."

Die Kultur der Aufklarung erblickte ihr Ziel darin ein harmonisches Verhaltnis zwischen dem Erziehen und der Gesellschaft herzustellen. Es gelkire zum Verinuiftbegriff der Aufklarung, dass der Einzelne sich an die Gesellschaft anzupassen habe. Die Vertreter Stunn und Drang denken dariiber vóllig anders. Die Anpassung wird aus ihr Sicht eine Verfalschung der Individualitat des Charakters bedeuten. Ihre Werke gestellten immer wieder Situation der Unangepasstheit an die Gesellschaft.

Die Literatur des Sturms und Drangs ist voll von tragisclien Gestalten, die im Kampf lun Lebensgluck scheitem und zu Grunde gehen. Man kann sagen, dass die S. und D. Pcriodc den Typus der so genannten problematischen łlelden erschaffen hat. Ein problematischer lleld ist jemand, der mit sich selbst und der Welt Probleme hat, der die Anpassung verweigert, der auf seinem cigenen Lebensprojekt besteht. Goethe:

„Worauf es ankommt, ist seinem innersten Charakter frei zu bleiben. Aus dieser Perspektive: Geschehen stehen auf der einen Seite    Naturgenies auf der anderen Seite

menscliliche........................ die    von Faden    der Koiwentionen bewegt werden."

Die „Sturm und Drang" Gestalten daher mit voll Liebe extreme Figuren Menschentum und extreme Situationen, die auf an das Pathologische grenzen. Die Lieblingsgestaltung der Periode war das Drama, weil es heftige Konflikte gestaltet und Kollisionen zeigt.



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