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Dazu ist eine Samokover Temperamalerei aus dem Jahre 1850 mit der Gottesmutter der Riihrung (Miljusta) mit den Heiligen Demetrius und Georg zu nennen³². Der gleichen, durch die Schatten um die Augen auf sentimentalen Ausdmck berechneten Art begegnet man auch bei einem 1848 entstandenen Christus Pantokrator von Jonko Vitanov aus der Kirche “Belehrung der Gottesmutter” in Enćovci bei Tijavna³³, um nur einige Beispiele zu nennen.

Damit war im doppelten Sinne eine propagandistische Wirkung erreicht, zu dereń Verwirklichtung sich vor allem die graphischen Techniken des Kupferstichs und mehr noch des Holzschnittes eigneten. Seit ihrer Erifindung im spaten Mittelalter spielte die Graphik mit der Herstellung von Flugblattem, Heiligenbildem und Dmckschriften immer eine wichtige Rolle ais Kommunikationsmittel, das geistige und soziale Bewegungen wie den Bauemkrieg und die Reformation in Deutschland oder die Bewegung der nationalen Wiedergeburt in Bulgarien und in den anderen siidosteuropaischen Landem wesentlich beeinfluBte und fórderte. In dieser zugleich nach Bestatigung und Rechtfertigung ihres Handelns suchenden Zeitstrómung entwickelte sich neben der religiós betonten Graphik in Bulgarien unter dem EinfluB der europaischen Kunst auch das profane bildnerische Schaffen. Den national betonten Anliegen dieser Zeit entsprechend spielten graphische Blatter und Folgen mit Inhalten aus der Geschichte Bulgariens eine ahnlich wichtige Rolle wie die religiósen Arbeiten. Geradezu bahnbrechend wirkte hier Nikołaj Pavlović mit seinem Schaffen, das in der von der Miinchner Schule ubemommenen Form ebenso die Zeitgenossen ansprach, wie sich darin historische und religiose Inhalte vereinten³⁴.

Diese enge Verbindung ist nicht verwunderlich, denn in der Vergangenheit des bulgarischen Volkes hingen Glaube und Kirche immer vom politischen Schicksal des Landes ab. Religiose Themen wurden deshalb mit dem Aufkommen der profanen Kunst im 19. Jahrhundert ais selbstverstandlicher Bestandteil von Geschichte und Tradition empfunden und haben bis heriiber in die Gegenwart ihren Platz behaupten kónnen³⁵. Wahrend Pavlović beispielsweise mit seinen historischen und tagespolitischen Arbeiten wie dem Raina-Zyklus oder der Vereinigung Nord-und Sudbulgariens³⁶ einen entschiedenen Beitrag zur geistigen Emeuerung und politischen Aktivierung seines Volkes leisten wollte, sah er mit der Hinwendung zu religiósen Themen nicht minder eine Móglichkeit, der erstarrten Ikonenmalerei Impulse zu geben. Der bereits genannte, zwischen 1866 und 1876 entstandene Zyklus “Die Erschaffung der Welt” spricht ebenso dafiir wie eine Reihe von Heiligenportrats aus dem Jahre 1875 in der Kirche “Kyrill und Method” in Teteven,

³²    K. Paskaleva, a.a.O., Abb. 242.

³³    A. Boschkov, Die bulgarische Ikonę, a.a.O., Abb. 21.

³⁴    F. Ficker, Bułgaria und Germania. Anmerkungen zu Nikołaj Pavlović’s “Saedinenieto pravi Silata.” In: Deutsch-Bulgarische Kulturbeziehungen 1878-1918. Sofia 1988, S. 298-300.

³⁵    S. dazu Ausst.-KaŁ Religiose Kunst aus Bulgarien. Aąuarelle, Zeichnungen, Druckgraphik (Slg. Friedbert Ficker). Miinchen 1994; femer F. Ficker, Zur Situation religióser Kunst in Bulgarien. In: das miinster 46, 1993, H. 1, S. 67-69.

^3S N. D. Pavlović, a.a.O., S. 221-224; F. Ficker, Bułgaria und Germania, a.a.O.