hinter und iiber den Beamten, die die Betriebe verwałten, keine Kapi-talisten mehr gibt, ist zwar wichtig fiir die Beamten, die dadurch Bii-rokraten, d. h. Herrscher geworden sind, nicht fiir Arbeiter, die das Objekt der Herrschaft geblieben sind. Der Unterschied ist aus der Perspektive der Arbeiter um so weniger merkbar, weil in den hóchsi entwickelten Phasen der kapitalistischen Wirtschaft, in grofien kapi-talistischen Betrieben, der Arbeiter sowieso nicht direkt mit dem Ka-pitalisten sondern mit seinen Beamten zu tun hat.
14.
Die Vertreter der These vom sozialistischen Charakter des verstaat-lichten Eigentums in den »sozialistischen Landern« haben speziell da-rauf bestanden, dafi in den verstaatlichten Betrieben an Stelle der alten Beamten neue aus den Reihen der Arbeiter getreten sind. Die Schwache dieses Argumentes ist offensichtlich. Ebenso wie der Kapi-talismus seine Natur nicht andert, wenn einige oder sogar viele Arbeiter Kapitalisten werden, so andert sich die Natur der biirokrati-schen Herrschaft keineswegs einfach dadurch, dafi ein Teil der Arbeiter sich in die Reihe der Burokratenschicht »erhebt«.
Es ist ein grofies Verdienst der jugoslawischen Marxisten eine tie-fere Kritik des Biirokratismus und ein radikaleres Programm des Kampfes fiir den Sozialismus gegeben zu haben. Der Biirokratismus wurde hier nicht ais schlechtes Funktionieren des Staatsapparatus auf-gefafit, sondern ais die dominierende Rolle dieses Apparats im gesell-schaftlichen Leben. Ais Mittel fiir die Uberwindung des Biirokratis-mus und die Entwicklung des echten Sozialismus wurde die Selbst-verwaltung der Produzenten proklamiert. Diese wurde aber nur teilweise realisiert. Die Entwicklung der Selbstverwalung begegnet seitens der biirokratischen Strukturen einem heftigen Widerstand.
15.
Die Selbstverwaltung mufi von Basisbetrieben ausgehen. Man kann die Selbstverwaltung im gesellschaftlichen Maflstab nicht organisie-ren, ohne sie in Basisbetrieben einzufiihren. Andererseits kann die Selbstverwaltung in den Betrieben nicht einfach so verwirklicht werden, daft gewisse Rechte den Arbeitern auf dem Papier geschenkt werden. Diejenigen, die mehr Papier- und Fachkenntnis haben, die erfahrene Biirokraten und Technokraten, wissen gut, wie die ungebil-deten Arbeiter manipuliert werden kónnen. Die Erhebung des allge-meinen Wissens- und Kulturniveaus der Arbeiter ist eine der Vorbe-dingungen ihrer wirklichen Teilnahme an der Verwaltung der Betriebe. Aber die blofie Schulung und Kulturausbildung der Arbeiter ist fiir die Verwirklichung der Selbstverwaltung in Basisbetrieben nicht genug. Die herrschende Technobiirokratie wird ihre Positionen nicht so ganz freiwillig den Arbeitern iiberlassen. Deshalb ist die Ver-wirklichung der Selbstverwaltung in der Produktion nur durch den standigen Kampf der Produzenten um ihre Rechte moglich.
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