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die in chronologischer Reihung zeigen, wie die Rumanen die Fremden eingeschatzt haben, mit denen sie zusammenlebten oder in Kontakt kamen. Der ausgepr>e Hang der Rum&nen zur Ironie, die wohlmeinend ist, wurde dabei ebenso hervorgehoben wie die selbstkritische Ironie.
Victoria Popovici (Koln) versuchte es, zwischen den beiden etymologischen Optionen zu vermitteln, die Cior&nescu gefunden hatte: ,,Ruman. c&lare, c&lariu, c&l&re}:: Lehnwórter oder Ableitungen?
Au! die ,,Chronologie der wichtigsten Sprachkontakte des Rumanischen" ging Jurgen Kristophson (Bochum) ein. Bei dieser Gelegenheit aktualisierte er vor allem die Frage nach dem slawischen Element im Rumanischen und nach dessen Bedeutung im Verlauf der Heraus-bildung der rumanischen Sprache. Der Referent vertrat die Auffassung, daC man erst seit dem zehnten Jahrhundert von einer Einwirkung des Slawischen auf das Rumanische spre-chen kann.
Um darzulegen, daB die neugegrbndete Gesellschaft keineswegs beabsichtigt, die Erforschung des Rumanischen aus dem Rahmen der allgemeinen Romanistik zu losen, ge-ntlgt es, zwei Beitrage zu erwahnen, die von Arthur Beyrer aus Berlin (Einige rum&nisch-katalonische Parallelen) und von Gabriele Birken-Silverman aus Mannheim (Vergleichende Betrachtung der Italienismen im Aromunischen) vorgelegt wurden.
Fachdidaktische Fragen wurden von Luminita Fassel (Tiibingen) angesprochen, die sich mit der kurzlich publizierten ,,Kontrastiven deutsch-rum&nischen Grammatik" aus Mannheim auseinandersetzte. Vermerkt wurde der hohe Anteil von Sprachfehlem und irrefGh-renden Interpretationen des Rumanischen; aus diesem Grund ist eine Vervvendung der neuen Grammatik ais Lehrmaterial wenig empfehlenswert.
Christoph Dróge (Koln) beschaftigte sich mit dem Judenspanisch (Bustan Spharadi /der sephardische Garten/: Gberlegungen zur literarischen Tradition des Judenspanischen in Siidosteuropa). Das Referat bot eine umfassende Darstellung der Emigration der spanis-chen Juden nach Mittel-und Osteuropa (sogar bis nach Kleinasien) und einen Abrifi der litera* rischen Versuche dieser Gruppe; der Schwerpunkt lag dabei auf der Literatur in Bosnien.
Die lebhaften Diskussionen nach den einzelnen Referaten legten nahe, wie groB das Interesse an dem neu ausgegrenzten Fachbereich ist und wie betrachtlich das wissenschaft-liche Potential filr die Behandlung der anstehenden Sachfragen ist. Diese Feststellung steht im Gegensatz zu der eher regressiven Tendenz der Rumanistik an deutschen Uni/ersitaten. Die ncichste Tagung der Gesellschaft soli in zwei Jahren in Tftbingen abgehalten werden.
Luminita Fassel ( TUbingen )