56. Schreiben als Prozess (Planen, Formulieren, Überprüfen)
Der Schreibprozess als Modell.
Zunächst ist zu klären, was unter dem Begriff "Schreibprozess" zu verstehen ist. Vereinfacht
gesehen, lässt sich der Schreibprozess in drei Schritte unterteilen:
Diese drei Komponenten des Schreibprozesses – Planung, Formulierung und Überarbeitung –
hängen stark voneinander ab. Zu beachten ist, dass der Schreibprozess meist nicht linear verläuft,
vielmehr kehrt der Texter des Öfteren zu der jeweils vorausgehenden Phase zurück. Beispielsweise
bemerkt er in der Formulierungsphase, dass seine Argumentation eine andere Textstruktur erfordert.
Derartige Änderungen sollte der Texter nicht scheuen. Die hierfür aufgewandte Zeit spart er in der
abschließenden Überarbeitungsphase leicht wieder ein.
Planung:
Die Planungsphase ist ausschlaggebend für die Qualität des Endtextes – entsprechend viel Zeit wird
auf sie verwendet. Von Anfang an wird eine Zielgruppe fokussiert, denn nach ihr richtet sich nicht
nur die Auswahl der Informationen, sondern auch der sprachliche Stil des Textes. Die Klärung der
1+7 Ws (1: Welche Zielgruppe; 7: Wer? Was? Wo? Wann? Wie? Warum? Woher?) ist wichtig, denn
mittels dieser Fragen gibt man seinem Text eine feste Struktur. Kurz: bewusstes schreiben ist
angesagt!
Formulierung:
Sprachlich korrekte Übermittlung ist lediglich Pflicht; eine abwechslungsreiche, dennoch klar
strukturierte Syntax ist auch wichtig. Das Thema soll immer im Blick behalten werden, denn muss
der Text soll verständlich sein und zwar nicht nur für den Texter selbst, sondern auch für seine
Leser.
Überarbeitung
Erfahrene Schreiber korrigieren ihre Texte mehrfach und zwar auf drei verschiedenen Ebenen:
1) Inhaltliche Ebene (Argumentation, Vollständigkeit, Logik)
2) Stilistische Ebene (Anpassung des Stils an Zielgruppe und Thema)
3) Sprachliche Ebene (Orthographie, grammatikalische Fehler)
Aus Gründen der Effizienz ist genau diese Reihenfolge (von der Makro- zur Mikroebene)
einzuhalten. Erfolgen inhaltliche Änderungen erst nach dem sprachlichen Korrekturgang, besteht
die Möglichkeit, dass sich erneut Rechtschreibfehler einschleichen. Und das Spiel beginnt von
vorne. Die Dreiteilung des Überarbeitungsprozesses sowie das Korrekturlesen auf dem Papier
helfen, eine kritische Distanz zum eigenen Text herzustellen. Fehler lassen sich leichter
identifizieren.