32. Ein- und zweisprachige Semantisierungsverfahren (Wortschatzerklärung) – Überblick und ihre Vor- und
Nachteile
Semantisierungsverfahren = Bedeutungsvermittlung (also wie man das Wort entsprechend dem Kontext erklären
soll).
Bei der Bedeutungsvermittlung unterscheidet man nichtsprachliche (Demonstration = visuelle oder Zeigerverfahren)
und sprachliche Verfahren. Die sprachlichen Verfahren gliedern sich in einsprachige und zweisprachige.
Erklärungsmöglichkeiten:
1. Demonstration
Sie macht schon im Anfängerunterricht einsprachige Kommunikation möglich.
Das ist ein Fenster, das ist eine Tür.
(Der Lehrer zeigt auf den betreffenden Gegenstand.)
Das sind Verkehrszeichen.
(Der Lehrer veranschaulicht bildlich durch Folie, Bild,
Tafelzeichnung.)
Ich schreibe an die Tafel. Ich schreie .
(Der Lehrer führt die entsprechende Tätigkeit aus.)
Erstens man sollte nicht jedes Wort optisch veranschaulichen (nicht jede Bedeutung kann demonstriert werden),
zweitens muss man gerade bei Demonstrationsverfahren durch Kontrollfragen sicherstellen, ob und inwieweit die
Bedeutung verstanden ist.
2. Verwendung in einem typischen Kontext
Die Bedeutung des neuen Wortes muss eindeutig aus dem sprachlichen Zusammenhang hervorgehen. Dazu müssen alle
anderen Wörter und die in der Erklärung herangezogenen Sachverhalte bekannt sein:
Kolumbus entdeckte Amerika.
(Die Lerner müssen wissen, wer Kolumbus war,
sonst ist die Erklärung für sie wertlos.)
a) der Kontext muss genügend erklärende Bestimmungen enthalten. Je mehr Bestimmungen er enthält, desto
eindeutiger wird das Wort.
b) Je konkreter diese Bestimmungen sind, desto klarer wird die Bedeutung.
3. Herstellung eines logischen Bezugs:
Ordnet man in der Definition das neue Wort einem Oberbegriff zu und gibt seine unterscheidenden Merkmale an:
Der Wecker ist eine Uhr, die zu einer bestimmten Zeit, die man vorher einstellt, klingelt oder rasselt.
oder erklärt den Oberbegriff durch mehrere untergeordnete - Angabe untergeordneter Begriffe, die als Beispiel dienen :
Blume:
Rosen, Tulpen, Nelken sind Blumen
Oder lässt das neue Wort durch einen Analogieschluss ableiten:
Atelier:
Der Direktor arbeitet im Büro.
Der Maler arbeitet im Atelier.
Gleichung:
Wochenende = Samstag und Sonntag
Die Erklärung durch eine Gleichung ist die einfachste Form des logischen Bezugs, allerdindg auch die am seltensten
vorkommende.
Eine Erklärung durch eine Definition setzt ein hohes Sprachniveau der lerners voraus. So müssen z. B die zur Erklärung
erforderlichen Oberbegriffe bekannt sein.
4. Erklärung durch Hinweis auf einzelne bekannte Wörter – man vermittelt die neuen Wörter mit Hilfe ihrer:
a) Synonyme d.h. bedeutungsgleicher oder ähnlicher Wörter
b) Antonyme d.h. Wörter mit entgegengesetzter Bedeutung
c) Durch Ableitung von bekannten Grundwörtern z. B arbeiten - Arbeit
d) Durch akustische oder graphische Ähnlichkeit mit Wörtern der Muttersprache
Akustische: fish- Fisch ; mouse – maus
Graphische: theatre – Theater ; minute- Minute
5. Übersetzung wird angewendet wenn es nicht möglich ist, mit Hilfe der aufgezeigten Verfahren die Bedeutung eines
Wortes eindeutig zu klären.