Bertolt Brecht
Absalom reitet durch den Wald
oder
Der öffentliche Mann
(Aus den Gesichten )
Der Himmel, unter dem Absalom ritt, war erzern. Jetzt gab es kein Entweichen mehr. Die Bäume, durch die Absalom ritt, sind aus Zinnober, sie schämen sich nicht. Die Sonne ist ein Kupferschild, rumpfbreit über der gewölbten Erdkugel, der Wald schläft unter Staub, das Pferd zittert. Er ist allein, er sah blasse Gesichter und ritt fort, sie sahen ihm nach, und sahen ihm ins Gesicht, schamlos, obgleich er noch nicht tot war. Jetzt sieht man nurmehr den Rücken von ihm.
Sie waren sehr bestürzt gewesen und so bleich geworden, und er hatte gesagt, daß er fort wolle, und sie hatten die Hände vors Gesicht gehalten, als weinten sie und schämten sich darüber. Er wollte dableiben, und niemand sagte was, und sein Pferd stand da, und niemand führte es fort, und er stieg auf und sagte nichts und führte es fort. Man hat ihn allein reiten lassen.
Er ist jung und stark, er schwimmt wie ein Fisch und hat fast Flügel, und seine Augen sind voll Wasser über die Unglücklichen. Aber die Tränen im Aug haben, werden nicht helfen können. Sind sie nicht selbst blind?
Absalom beginnt an sich zu denken und an morgen abend und die Vögel, die heut nacht schreien im Holz, und den Wind im Gras in der Früh, und ihm wird kalt im Fleisch, und er bittet die Zinnoberbäume, ihm zu helfen, und sie sehen nur schön aus.
Es war schön, die Worte zu sagen zu den Unglücklichen, die wie Pfeile ins Herz schnellen, und einsam sein in den schwarzen Vielen, auf den Straßen, die Trommeln hinter sich, unter den Fahnen wie Krapplack. Aber nun wird er bleich, da er ans Ende denkt, an ein wenig Erde und den Schmerz im Hals und die ungedachten Gedanken.
Man hat ihn allein gelassen, daß er an sich denkt, eine Stunde vor der Schlacht, an seinen Hals und das andere und daß man allein stirbt für viele.
Jetzt reitet er tiefer in die Bäume.