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Der Prozess

Inhaltsangabe

Jemand müsste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Boeses getan haette, wurde er eines Morgens von zwei Maennern verhaftet. Er wird in seiner Pension, im Zimmer seiner Mitbewohnerin Fraeulein Buerstner, einem Aufseher vorgefuehrt. Dieser erklaert K., dass es schlecht um ihn stehe, kann aber nicht erklaeren worum es was die Anklage ist bzw in wessen Auftrag er handelt. Ausserdem wird K. mitgeteilt, dass er trotz Verhaftung ganz normal weiterleben koenne. Danach verbringt K. den Tag in seiner Bank. Am Abend spricht er nocht mit der Mitbewohnerin, in deren Zimmer er dem Aufseher vorgefuehrt worden war. Im Laufe dieses Gespraeches, fuehlt sich K. schliesslich zu Fraeulein Buerstner hingezogen.

Im Buero wird mit K. telefonisch ein Termin fuer ein Verhoer fuer den folgenden Sonntag ausgemacht. Er geht zu der angegebenen Adresse und findet ein Mietshaus vor. Nach laengerer Suche findet er den Verhandlungssaal. In diesem befindet sich eine Versammlung an aelteren Maennern. Auch ein Untersuchungsrichter ist anwesend. K. versucht mit einem Plaedoyer die Menge fuer sich zu gewinnen um den Untersuchungsrichter laecherlich zu machen. Schliesslich wird das Verhoer durch einen Vorfall unterbrochen und K. verlaesst diese.

Eine Woche spaeter begibt sich K. ohne Vorladung wieder zu diesem Verhandlungsraum. Er findet diesen leer vor, und beginnt ein Gespraech mit der Frau eines Gerichtsdieners, die mit ihrem Mann dort wohnt. Diese verspricht ihm Unterstuetzung, wird aber dann von einem Studenten der Rechtswissenschaften weggebracht. K. will ihnen folgen und geraet in das Gerichtsgebaeude. Er wird dort herumgefuehrt und erkennt, dass es ausser ihm noch viele andere Angeklagte gibt, deren Prozess bereits sehr lange dauert. K. erkennt die gigantischen Ausmasse und die Unuebersichtlichkeit des Gerichtsgebaeudes. Aufgrund der stickigen Luft bekommt er Atemprobleme und wird von zwei Beamten aus dem Gebaeude begleitet.

In Fraeulein Buerstners Wohnung zieht eine Freundin, Fraeulein Montag, ein. Diese erklaert K., im Auftrag von Fraeulein Buerstner, dass diese nicht mit ihm sprechen will.

Einige Tage spaeter wird K. auf seinem Heimweg Zeuge, wie die beiden Waechter die ihn verhaftet hatten, ausgepeitscht werden sollen. Er versucht zwar den Pruegler davon abzuhalten, es gelingt ihm aber nicht und er entflieht den Schmerzschreien der beiden Waechter.

K. erhaelt Besuch von seinem Onkel. Dieser hat von K.s Prozess erfahren und will ihm helfen. Er bringt K. zu einem Freund, einem Advokaten. Dieser soll K. verteidigen. Bei diesem Advokaten lernt K. dessen Hausmaedchen Leni kennen. Beide fuehlen sich zueinander hingezogen.

Der Advokat beginnt seine Arbeit, K. wird aber zunehmend unzufriedener mit dessen Arbeit, da sich wochenlang nichts tut und er vom Advokaten meistens nur lange Belehrungen ueber das Gericht bekommt.
Deswegen versucht er selbst Schriften fuer das Gericht zu verfassen. Aufgrund der gewaltigen Ausmasse dieses Vorhabens und wegen seiner Besuch beim Advokaten, vernachlaessigt er seinen Beruf und bekommt vom Direktor-Stellvertreter immer groesseren Konkurrenzdruck zu spueren.

Schliesslich empfiehlt ihm ein Kunde der Bank den Gerichtsmaler Titorelli, da sich dieser im Gericht auskenne.
K. sucht Titorelli sofort auf. Dieser bietet ihm gleich mehrere Loesungsmoeglichkeiten fuer sein Problem an und erklaert ihm, dass ein Freispruch praktisch unmoeglich sei. K. beauftragt ihn mit alles Noetige einzuleiten.

Daraufhin begibt sich K. zu seinem Advokaten, um ihn aus seinen Diensten zu entlassen. Er muss einige Zeit auf den Advokaten warten. In dieser Wartezeit spricht er mit einem anderen Klienten, Kaufmann Block des Advokaten, der schon seit Jahren einen Prozess laufen hat. Dieser klaert ihn ueber Advokaten und ihre Stellung im Gericht auf. Schliesslich wird K. zum Advokaten vorgelassen und spricht seine Kuendigung aus. Der Advokat, Leni und Block wollen ihn ueberzeugen dies nicht zu tun. (Dieses Kapitel wurde nicht vollendet.)

Tage spaeter, begibt sich K. zum Dom, wo er einen Kunden herumfuehren soll. Dieser taucht aber nicht auf.
Statt dessen trifft K. auf einen Gefaengnispriester, der ihn anspricht. Dieser erzaehlt K. eine Geschichte ueber das Gericht, in der es darum geht, dass ein Mann sein Leben lang in das Gesetz vorgelassen werden will, aber daran von einem Tuerwaechter gehindert wird. Der Priester berichtet K. auch ueber die verschiedenen moeglichen Interpretationen dieser Geschichte.

Ein Jahr nach seiner ersten Verhaftung wird K. von zwei Maennern abgeholt. Sie gehen durch die Stadt anscheinend zu einem bestimmten Ort. Dort angekommen wird K. hingerichtet.

Eigene Betrachtungen

Stil

Der Roman ist in klarer und leicht zu verstehender Sprache geschrieben. Auffallend ist, dass der Name der Hauptperson abgekuerzt wird (K.), waehrend alle anderen Namen ausgeschrieben werden.

Unvollstaendigkeit

Ein auffallendes (und auch stoerendes) Merkmal dieses Romanes, ist die, zum Ende hin zunehmende, Unvollstaendigkeit; Es wurde z.B. ein sehr wichtiges Kapitel (Kuendigung des Advokaten) nicht vollendet.
Ein anderes Beispiel ist die Figur des Titorelli. Der Maler hat eine entscheidende Rolle (seine Behauptungen fuehrten zur Entlassung des Advokaten durch K.), wird aber nach seinem ersten Auftritt nicht mehr erwaehnt.
Ausserdem scheint es ab dem 9. Kapitel (von 10), als ob groessere Textstellen fehlen. Das letzte Kapitel beginnt mit der Abholung durch die beiden Henker, die K. anscheinend voellig gefasst hinnimmt bzw bereits erwartet hat.

Der Grund fuer diese Unvollstaendigkeit koennte in der Tatsache liegen, dass "Der Prozess" gegen den (testamentarischen) Willen Kafkas posthum von seinem Freund Max Brod veroeffentlicht wurde, dh es wurde nie eine druckfaehrige vollstaendige Ausgabe von Kafka bereitgestellt. Brod standen nur die Aufzeichnungen und Manuskripte aus Kafkas Nachlass zur Verfuegung. Das Kapitel Kuendigung des Advokaten ist anscheinend aus diesem Grund unvollstaendig. Im Anhang des Buches befinden sich neben kleineren Fragmenten auch begonnene aber halbfertige Kapitel, in denen z.B. Titorelli kurz wieder auftaucht.
Natuerlich koennte der Autor auch absichtlich Figuren einfuehren die dann nicht wieder auftauchen. Der Grund ist aber fraglich. Es waere auch moeglich, dass der ueberraschend ploetzlich kommende Schluss vom Autor beabsichtigt war.

K.

Die Hauptperson des Romanes ist 30jaehriger Prokurist bei einer Bank. Er ist energisch und selbstbewusst, was ihm wahrscheinlich auch seinen schnellen Aufstieg in der Bank ermoeglicht hat. Er wohnt in der Pension von Frau Grubach und hat dort ein Zimmer zur Verfuegung.
In einem unvollstaendigen Kapitel wird seine Mitgliedschaft bei einer Stammtischrunde und seine gute Freundschaft zu einem Anwalt gezeigt. In diesen Stammtischrunden wurde immer ueber diverse Themen diskutiert. Kafka besuchte sehr oft, von Bekannten inszenierte und gespielte, Theaterauffuehrungen. In diesem Bekanntenkreis ging es auch oft um Literatur. Die Leute lasen sich u.a. eigene Werke vor. Max Brod, der auch Schriftsteller war, koennte in diesem Vergleich die Rolle des Anwaltes einnehmen.
Die aehnlichkeiten koennten darin liegen, dass K. und Kafka in einem illustren Kreis verkehrten, quasi eine Elite, ausserhalb derer sie nur wenige Bekannte bzw Freunde hatten.

Frauen im Roman

Folgende Frauen spielen im Roman eine wichtige Rolle:

Elsa

"Ausserdem ging K. einmal in der Woche zu einem Mädchen namens Elsa, die während der Nacht bis in den spaeten Morgen als Kellnerin in einer Weinstube bediente und während des Tages nur vom Bett aus Besuche empfing"

Elsa scheint eine Prostituierte zu sein, die K. regelmaessig besucht. Sie könnte allerdings auch mehr fuer ihn bedeuten, da er eine Fotografie von ihr immer bei sich hat. Dagegen spricht allerdings, dass er im Laufe der Geschichte eine Beziehung zu Fraeulein Buerstner beginnen will bzw eine mit Leni hat.

Fraeulein Buerstner

K. scheint bei waehrend des Gespraeches mit ihre, wachsende Zuneigung fuer sie zu empfinden. Diese wird von ihr allerdings nicht erwidert. In den Tagen und Wochen danach versucht K. erfolglos mit ihr Kontakt aufzunehmen, was schliesslich durch das Gespraech mit Fraeulein Montag beendet wird.
Da Kafka zweimal ver- und wieder entlobt wurde, koennte Fraeulein Buerstner ein Symbol fuer seine "Traumfrau" sein, da sie als einzige beinahe nur positiv beschrieben wurde, waehrend bei allen anderen negative Seiten aufgezeigt werden. Auch sind die anderen Frauen eher ungebildet, waehrend sie anscheinend ueber Bildung verfuegt (Theaterbesuche).

Die Waschfrau (im Verhandlungssaal)

Sie unterbricht das erste Verhoer durch eine Szene mit einem Studenten. Als K. zum naechsten Verhoer kommt,
gibt sie ihm erste Einblicke in das Gericht. Sie bietet ihm auch Hilfe an, die K. sofort annimmt. Er wird allerdings gleich darauf enttaeuscht, als sie von einem Studenten der Rechtswissenschaften weggetragen wird.

Leni

Sie ist das Hausmaedchen des Advokaten, wo K. sie trifft und eine Beziehung beginnt. Er trifft sich mit ihr wenn er beim Advokaten ist. Sie wird relativ negativ geschildert (Aufdringlichkeit, Aussehen). K. reagiert eifersuechtig als er erfaehrt, dass der Kaufmann Block oft recht lange auf den Advokaten bei ihr wartet.

Das Gericht

Das Gericht wird als riesiger, unverstaendlicher Apparat gezeigt, dem man nicht entkommen kann. K. schafft es auch nicht, mit wichtigen Personen in Kontakt zu treten, da jede Person die ihm Hilfe verspricht, eigentlich immer nur eine der Untersten des Gerichtes ist. K. bewegt sich zwar vorwaerts, bleibt aber immer auf der gleichen Stelle. Das Gericht wird im 9. Kapitel mit der Geschichte des Priesters beschrieben: Niemand kann in das Gesetz hinein, niemand kann auch nur zur naechst hoeheren Ebene kommen, da der Aufwand dafuer quasi unendlich hoch ist.

Man koennte dies als Kritik an der Kontrolle durch den Staat sehen. Der Staat als undurchsichtiges komplexes Gebilde, das Macht ueber alle Buerger hat und gegen den man sich nicht wehren kann.
Diese Einstellung findet man u.a. in den derzeit wieder modernen Conspiracy-Theorien wieder. Diese erhielten u.a. Auftrieb durch Serien wie "The X-Files", in denen es um eine Verschwoerung des Staates mit extraterrestrischen Lebensformen geht. Zuviel Staat ist z.B. in den USA verpoent. Ein Meldegesetz wie in oesterreich waere dort eine undenkbare Einschraenkung der Freiheit.
Die Abneigung gegen Autoritaeten (Staat,...) koennte sich Kafka durch seinen uebermaechtigen Vater angeeignet haben.

Biographie

1883-1924

Franz Kafka wurde als Sohn eines juedischen Kaufmannes in Prag geboren.
Er studierte in Prag Recht.
1906 begann er seine Arbeit bei der Assicurazioni Generali.
1908 begann er seine Arbeit bei der Arbeiter-Unfallversicherung.
1924 starb er in Wien.

Kafka war zu seiner Zeit ein relativ unbeachteter Schriftsteller. Es wurden nur einige Erzaehlungen veroeffentlicht.
Sein noch erhaltenes Werk wurde nach seinem Tod (gegen seinen Wunsch) von seinem langjaehrigen Freund Max Brod veroeffentlicht.
Kafka war zeit seines Lebens eher schwaechlich/kraenklich, weswegen er auch immer unter Selbstzweifeln litt. Daran hatte auch sein uebermaechtiger Vater einen grossen Anteil.



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