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facettiert; der Haken ist breit wie bei Fig. 73, aber die Stutzplatte ist verhaltnissmassig liinger ais bei dieser Form, und die Biigelscheibe ist viel grosser. Vor allem aber unterscheidet sich die vorliegende Form von den genannten durch die Yerzierung der Stutzplatte mit Perlenstreifen oder Strichen und dureh den Belag der Seheibenkante mit geperltem Silberdraht oder wie bei dem silbernen Originale von Fig. 7i mit vergoldeter Schnur, Ziige, die bei den osterreichischen Formen wie Fig. 70 und 73, soweit ich mich erinnern kann, nie. mals vorkommen. Dagegen finden sich im Mus. Mannheim ein paar Exemplare der vorliegenden Form aus den Gegenden von Mainz und Aschaffenburg, und es ist wohl nicht unmdglich, dass diese Form dort entstanden ist., da die genannte Technik mit geperltem Silberdraht in dicsen Gegenden ihre urspriingliche Hcimat gehabt zu haben scheint. Die Form ist dann in sehr versehiedenen Gegenden Nordeuropas, obwold ziemlich sparlich, vertreten; so in Pommern, Westpreussen, Skandinavien; s. weiter Bei.lagę J, 11. Es scheint somit, dass dieser Fibeltypus dieselbc Geschichte hat wie die alteren Formen der Gruppe III, mit denen er aueh einmal zusammen gefunden ist (s. Beilage II, Fund 80),
Diese Form ist dagegen fast ganzlieh auf West- und Oslpreussen beschrankt und hat sich offenbar ebenda aus den formen Fig. 67—68 entwiekelt. Sie ist oft von betrachtlicher Grbsse (bis gegen 10 em.^ hat einen ziemlich platten, seitwarts in zwei Spitzen weit auslaufcnden Kopf, gewohnlieh sehr liohen Biigelkamm und einen ahnliehen Kamm am Fussende oberhalb des sehr hiibsch profilierten Knopfes. Fast noch mehr charakteristiseh ist der uber die ganze Sehne sich ver-breiternde Haken mit derselben Einkerbung in der Mitte wie bei Fig. 87, 47 w. s. w.; dieser Haken wachst dann mit der Stutzplatte zusammen1] und bildet eine Hiiise von genau derselben Form wie bei der aucK ostpreussischen und mit der jetzt behandelten gleichzeitigen Fibel Fig. 12, wogegen die bei osterreichischen Fibeln oben erwahnte fliilse einen ganz anderen Charakter tragt. Hierhergehorige Esemplare mit Hiiise sind z. B. im Berliner Aussteilungs-Album, Sect. I, Taf. 8, 374, 375 abgebildet.
G Eine interessante Uhergangsform bildet ein Esemplar im Danziger Museurri |V. 3. 3550, aus Maciej ewo). Von hinten zeigt die Spirale dieser Fibel fast ganz denselbeu Anblick wie Fuj. 103; der Haken ist somit durch einen schmalen Steg mit der COiferkanto der Stiilzplatle verbunden; aber vorn ist nocli die Spalte zwischen Haken und Stutzplatte ganz deutlich yorhanden. — Wie die !■'/;/. ?e von hinten aussieht, zeigt die Abbildung, Schrifteu d. Phys.-oek. Ges. X, Taf. LII. 18.
Diese Fibeln sind immer ans Bronze.
Ihre lokale Verbrcitiwg - - in West- unci Ostpreusscn, ganz verein-zelt in Kurland und Liviand — zeigt naher die Bei lag 1, 12.
Betreffend die Zeitsldlung ist es von grossem Interesse zufinden1), dass die Jruhere Form mit Stutzplatte und Haken im Fundę Reilage U, 47 mit einer Fibel wie Fig. 57—58 vorliegt, wahrend die apaiere mit Hiiise sich durch mehrere Fundę (32, 33, 35, 37, 70, 37) ais mit der Form Fig. 60—67 v'ollig gleichzeitig erweist. (Cber die Zeitstellung der Typen Fig. 57—oS und 60—61 s. oben S, 31). Die iruhere Form ist iibrigens einmal schon mit 'einer eiserncn Spat-JaTene Fibel wie Fig. 2 gefunden worden (Fund 74).
Die gLiteste Form dieser Serie ist. imbedingt die in Fig. 74 wiedergegebene mit sackfórmigem Kopfe wie bei Fig. 67, mit Biigel-seheibe und alter Nadelhalterform; davon zeugen auch die Fundę Beilage II, 20, 64, 76, in weichen solche Fibeln je einmal mit einer La Tśne-Fibel und mit den friihromischen Formen Fig. 21 und 16—47 zusammen vorliegen. Uber die mutmassliche Entstebung dieses Typus durch eine Umbiłdung der Form Fig. 67 ist schon oben S. 35 ge-sprochen; dabei ist indessen noch zu merken, dass, wahrend die letztere immer aus Bronze ist, die jetzt vorliegcnde sehr haufig aus Eisen Yorkommt. Die Form fand sich bisher vor allem in Wcst-preussen, dem nordischen Hauptgebiet der Fibeln wie Fig. 67, und weiter in Pommern, Mecklenburg und a uf Bornholm; auch in Osb galizien kamen verwandte vor (s. naher Beilage I, 13). Die Form Fig. 67—68 hatte immer Sehnenhaken; mit der Fortlassung der Stutzplatte wurde aber die Verwendung auch einer anderen Sehnenk.onstruktion, der umgelegten Sehne, ermoglicht; dass diese jedoch hier keine absolute Neuerung war, sahen wir schon in der Einleitung S. 4. Bei den Fibeln wie Fig. 74 komrnen nun diese beiden Konstruktionen abwech1 2 selnd vor2); und dieser Weehsel bleibt sowohl fiir die ganze jetzt zu behandelnde Serie ais fiir vieie der daraus entstandenen (s. Gruppe V) charakteristisch.
Betreffend die Weiterentwieklung- der Serie ist vor allem zu
0 VgL fiir die in der Beilage II angefuhrlen Fundę die naheren Beschreibungen i»i der Beilage I, 12,
Einmal scheitien sogar beide Konstruktionen tereint aufzutreten, bei einem Esemplar aus Camin in Mecklenburg; vgl. Beilage 1, Ul