Eichhórnchens, welches so verarbeitet wurde, daB ein bestimmtes regelmaBiges Muster entstand. Beim Tragen des Mantels gab es wie beim Raffen der cotte eine Reihe gesellschaftlich codierter Ge-barden zu beachten: das Aufnehmen einer Mantel-seite, damit das kostbare Innenfutter sichtbar wurde, die zu einem dekorativen Stoffbausch zu-sammengeraffte Mantełbahn, die mit der Hand oder dem Unterarm gegen die Hiifte gedriickt wurde und schlieBlich - bei frei herabhangendem Mantel - der so typische Griff in die Tasselschnur, bei dem diese mit dem Daumen oder zwei Fingern liissig in der Mitte erfaBt und vom Hals weg nach unten gezogen wurde.
Auf Reisen trugen die Damen wie die Herren vor allem bei schlechtem Wetter die cappa oder kappe (frz. chape) aus gewalktem Wollstoff. Wiihrend das neuhochdeutsche Wort „Kappe“ nur noch eine Kopfbedeckung bezeichnet, hat sich im englischen Lehnwort „capc“ die mittelalterliche Bedeutung erhalten. Bei der kappe handelte es sich um einen kreisrund geschnittenen Urnhang mit Kopfloch, der meist mit einer angenahten Ka-puze und auf der Vorderseite mit zwei langen Schlitzen zum Durchstecken der Arme versehen war. Zusatzlich hatte die kappe am Halsausschnitt einen Schlitz, der mittels einer Knopfreihe ver-schlossen wurde.
Eine mit Fehpelzen gefUtterte und mit einer Schleppe versehene Variante der kappe, die aus-schlieBlich von vornehmen Damen seit dem Be-ginn des 14. Jahrhunderts getragen wurde, be-zeichnete man ais pelięon (m.). Dieser Pelzmantcl hat mit dem gleichnamigen mannlichen Gegen-stiick auBer dem Pelzfutter nichts gemein (vgl. s/w-Tafel III ,,Mantel“).
Kopfbedeckungen
Auch beziiglich der weiblichen Kopfbedeckung vollzog sich beim Ubergang von der Friih- zur Hochgotik ein wichtiger Wandel. Schon in der Ro-manik und der Friihgotik war es iiblich gewesen, daB vcrheiratete Frauen den Kopf mit einem Schleier bedeckten. Bei Personen des Hochadels konnte eine Kronc oder ein Diadem an dessen Stelle treten. Darunter wurde das Haar lang getragen, entweder leicht gelockt oder zu Zdpfen ge-flochten oder gebunden (vgl. Figur 1 und Abb. 1 b auf Tafel A). Nun wurde es endgiiltig zur Regcl, daB nur noch Madchcn und unverheiratete jungę Frauen das Haar unbedeckt tragen durften. Verhei-ratete Frauen hingegen trugen immcr eine Kopfbedeckung, zumindest ein Haarnetz oder einen Schleier, wobei letzterer entweder von einem schapel gehalten oder an einem breiten Stirnband aus gesteiftem Leinen festgesteckt wurde. Das schapel war wohl der beliebteste und am weitesten verbreitete Kopfputz der Hochgotik, da es auch von jungen Mannern und Jungfrauen getragen wurde. In der Regel bestand es aus einem Reif aus vergoldetem Silberblech, der mit Rosetten und Edelsteinen geschmiickt war. Im Grunde genom-men war es nichts anderes ais die Nachbildung eines natiirlichen Blumenkranzes, der im Friihjahr und Sommer an seine Stelle treten konnte. Die
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