94r GRUPCE VII.
nahe steht sie aucb der Fig. 155. die wir oben S. 07 ais eine west-liche Naehbildimg von solchen Exemplaren der eben genannten Serie erklarten, die ans OsUleul schlane! dort.hin gekommen sind. Eine ahn-licbe Nachbildung, aber mit der zweigliedcrigen Armbrustkonstruktion der nenen KuHurepoche liegt. offenbar in Fig. Fit vor, Dieselbc konnte wohl setion in Ostdeutschland entstanden sein, obgleieh sie sich dort bis jetzt nicht gefunden hat; jedenfalls bat sie sich dorl nicht weiter entwickelf. Irn West en dagegen ist ans ihr zweifclsohne die Form Fig. 195 entstanden. Der Bttgel ist hier etwas sdilanker geworden, die den Fuss absehliessende Flachę ist kleiner und kreisrund, aber die Krummung des ubrigens nocli mit Grat versehenen BUgcls ist dieselbe. Durch weitere Verschmalerung des Biigels entsteht dann die Form Fig. 196, dereń Fuss jcdoch fortwahrend den Charakter von Fig. 195 behalt. Schłiesslich verkummert aber auch er, Fig. 197„ 198; und der Nadelhalter fangt an, die direkte Fortsetzung, nicht ein blosser Anhang des Btigels zu werden; indessen bleibt vorlaufig nocli das unterc Biigeleude vorn scharf abgeschnitten').
Auch diesc Serie ist ausgepragł westlich. Sie findet sich zahl-reich im Elbgebiete-) (bis nach Bohmen); ostlicher nur bei Reichers-dorh Kr. Guben (wo sich andere eiwa gleichzeitige westdeutsche Formen vorfanden) und einmal in Westpreussen, westlich der Weich-sel (auch hier mit anderen westlichen Formen znsammen). Dann ist sie sehr haufig in Danemark, vor allem auf Seeland und, aulTallend genug. in fast gleichem Grade auf Rornholm; in Norwegen ist sie auch vielFach gefunden, aber bisher gar nicht inSchweden. Ubrigensist zu merken, dass in Danemark und Norwegen fast nur die Formen Fig. 196—197 vorkommen; Fig. 198 fehlt dort ganzlieh; Fig. 194 und 197) fanden sich nur je einmal, die erstere auf Fiinen, die letztere in Jutland.
Am wahrscheinlichsten sind wohl alle hierhergehorigen Formen (die man bisweilen 1halbkreisfomng» genannt hat) durch eine weiter-gehende Degenerierung der Typem Fig. 107—198 ent stan den. We-nigstens fur die schmalere, massivere Form Fig. 199 dlirfte diese Erklarung die einzig mbgliehe sein. Fur die breiteren und flacheren Fig. 205—207 wiire yielleicht ein Zusammenhang mit der siidrussi-schen Form Fig. 201 nicht ganz umlenkbar; doch ist mir die leLztere nor mit oberer Sehne bekannf. Dabei ist es aber von hbchstem In-teresse, dass eine Fibel ganz wie Fig. 201 konstruiert, aber sonst mehr der Fig. 207 ahnelnd, auf Ftinen gefunden ist. D. —Andererseits liegen aber Formen \ i\ die den Ubergang von Fig. 199 zu Fig. 205 z u vermitteln scheinen. Wir miissen aueh hier eine bestiimntc Entscheidmng der Zukunft anheimstellen2!,
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Sollte roan genbtigt werden, eine vorschiedene Entstehung der zwei Formen anztmehmen, so wurde es da mit gut ubercinsfimmen. dass sie aueh in ihrer lokalem Yerbreitung einon denllioheu TTnter-schied zeigen, obwohl ihre Fundgebiete sieli frcilieh teilweise deeken. Die Form Fig. 199, die im unteren Elbgebiete sehr hau fig ist imd vor ailem den Hauptbestandthcil des Pynnonter Fundes bilclet (vgl. Beilage IV), ist namlich in Danemark fast gar nicht vertreten, wah-rend dort dif Formen Fig. 205—207 uugemein zahlreich vorkommen; die lełzteren sind indessen anch im Elbgebietc gar nicht selten (eine fand sich ausserdetn in Pommern).
Ubrigens zeigen die einzelnen hierhergehorigen Fibelexemplare eine Menge von versehiedenartigen kleinen Eigentumlichkeiten, be-sonders in der Verzierung. Die Ilbergangsstelle zwisehen Btigel und Ńadelhalter kann in verschiedener Weise hervorgehoben sein; man kann sogar an dieser Stelle ein paar kleine. hdrnchenahnlichc Vor-spriinge finden3). Eigenartig ist die Faęonnierung der oberen Kante des Nadelhalters bei Fig. 206; dieser Zug ist bei den hierhergehorigen Fibeln nicht gerade seltcn und diirfte wohl eine Art Rudiment voti solchen Einkerbungen sein, die z. B. bei dem von Engelhardt, Thors-bjerg Mosefund, Taf. IV, 5 abgebildcten Kxemplare die Grenzscheide zwisehen Btigel und Ńadelhalter bilden. — Von den Vcrzierungen des Bfigels (bei breiteren Exemplaren; geben die Figuren Proben; ausser-dem ist noch zu erwahnen, dass Auskehlungen ehva wie bei Fig. 162 U, dhrd. auch bei Fibeln dieser Serie vorkommen.
Schłiesslich ist es bemerkenswert, dass aueh von dieser Serie einige Esemplare in den romischen Rheinlandern gefunden sind (in den Castel-len bei Osterburken in Baden und bei Neuss sowie aueh in Holland). 2
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Es darf wohl doch nicht iibersehen werden, dass die Serie Fig. 196—19H vielleicht eine Fortsetzung der Serie Fig. 133—14'3 sein kann. Wie wir oben S-63 Notę 1 sahen, kommen nomlich von der łetzteren vercinzelte Exemplare mit zweigliederiger Armbrustkonstruktion vor, und das Fussende ist ja bei diescr Serie oft quer abgeschnitten (z. B. Fig. 139); doch verbreilert es sich nicht wic hei den hier fragliehen. Die oben gegebene Erklarung scheint mir jedenfalls wahrscheinlicher.
2) Wozu denn wie gewohnlich Schleswig nnd Mecklenburg gezahlt werden: auch der Pyrmonter Brunnenfund gehort ja in tlieses Gebiet.
l) Mus. Kopenhagen C 1790, bei Frangde {siidostl. von Odensej jn cinem Skeletgrabe gefunden.
ł) Bei einigen Fibeln ist es iibrigens nicht ganz leicht zu entscheiden, ob. Sie dieser Serie oder der Form Fi<j. 170 zuzuzahlen sind.
So bei einem Exemplare aus dem Pyrmonter Fundę im Mus. Mainz.