Zu den friihgotischen langen Rocken gehórten Schnabelschuhe. Spater ent= wickelten sie sich zu noch groteskeren Gebilden, doch schon zu dieser Zeit waren sie iiber die Lange des Fufies hinausgewachsen (207,208,212,213,215, 217). Mit der Vorliebe fiir das Langgestreckte stand auch die beginnende Ober= treibung ganz im Einklang. Die Schnabelschuhe waren schmal, spitz, absatzlos — der Absatz unter dem Schuh ist eine viel spatere Erfindung — und oft noch durch kleine Glocken oder Schellen verziert.
Wie die romische Toga einschrumpfte und von der Tunika abgelost wurde, so machten die langen Rocke den Mantel iiberflussig und brachten auch noch ein anderes Kleidungsstiick zum Verschwinden, namlich die langen Hosen, die gleichsam ihre Beredrtigung verloren hatten, seitdem der lange Mannerrock bis auf die Fiifie hing und die Beine verbarg. Die Hosen teilten sich gewisser= mafien: der obere Teil wurde zu unsichtbarem Unterzeug (Bruch, Bruoch, Broche), das meist aus Leinen bestand; und aus dem unteren Teil entwickelten sich Langstriimpfe aus Tuch oder Leder, die auch Beinlinge genannt wurden. Zum Anzug des Mannes gehorte in dieser Zeit die Gugelhaube. Auch hier ist die Entwicklung aus dem Mantel zu erkennen. Der romanische Kapuzenmantel veranderte sich in der Friihgotik so, dal? er mehr Kapuze ais Mantel war. Er endete ais Schulterkragen der Gugelhaube, wahrend sidr die aufierste Spitze der Kapuze (vergleiche 188) zu einem langen, Aachen Band auswuchs (206). Besonders fiir die Mannerkleidung des vierzehnten Jahrhunderts ist die Gugel= haube charakteristisch. Dante und Petrarca trugen sie ais Kopfbedeckung. Im 221) Ritłer in Kettenpanzer und armellosem Obergewand. Wappen auf Obergewand und Schild. Um 1290. 222) Ritter. Kettenpanzer und armelloses Obergewand. Kreuz auf Schild und Obergewand. Um 1290. 223) Ritter. Wappen auf Obergewand, Heim und Pferdeschabracke, Um 1340. 224) Frauenkleidung. Untergewand und armelloses, dreifarbiges Obergewand mit beginnendem groflem Armelausschnitt, ,Hóllenfenster‘. Um 1340. 225) Frauenkleidung. Untergewand mit engen Armeln. Obergewand mit eingewebtem Wappen. Um 1340.
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