3 ZUM SIEBENBORGISCHEN AUFENTHALT DES JACOBUS PALAEOLOGUS 73-
Kach seiner Ausweisung scheint Palaeologus zunachst bei Andreas Dudith in Krakau Zuflucht gesucht und gefunden zu haben, dessen be-kannt freisinnige Haltung in religiósen Dingen die Briicke gebildet baben wird. 1 2 3 4 Yon bier bat er sicb scbon Anfang Febr u ar 1572 nacb Sieben-biirgen begeben, w o der Boden fur seine mittlerweile zur Ecife gediebenen antitrinitariscben tbeologiscben Auffassungen gut vorbereitet war.7 Dieser erste siebenbiirgische Aufentbalt — in Cluj (Klausenburg) — war offenbar von kurzer Dauer, denn scbon am 28. Juni 1572 datiert Palaeologus seine Scbrift De discrimine Veteris et Novi Testamenti wiederum aus Krakau. Im Winter 1572/73 finden wir ibn dann emeut in Cluj (Klausenburg), wo er in einer ersten grofien Scbriftenfolge, die der Forschung-erscblossen zu baben ein Yerdienst von A. Pirn&th ist, sein tbeologiscbes System im Sinne eines konseąuent durcbdacbten Antitrinitarismus ent-wickelte.4 Im Frubjabr 1573 bat er eine Eeise in das osmaniscbe Eeicb und nacb seiner Heimatinsel Chios unternommen, uber die er nacb seiner Euckkebr einen umfangreichen Bericbt yorlegte, mit dem er wobl die Verbindung zu Maximilian II. neuzuknupfen boffte.
Zu jener Zeit mocbte Palaeologus nocb boffen, die polniscben Antitri-nitarier in Eaków fur seine sebr persónlicb gefarbten tbeologiscben An-sicbten gewinnen zu kónnen. Infolgedessen ist zu beobacbten, wie er zunachst mebrmals zwischen Polen und Siebenburgen bin und ber pendelt, ebe er sicb — von den polniscben Fubrem der antitrinitariscben Bewegung-scbarf abgelehnt — im Spatwinter 1573/74 fur eine langere Weile in Klausenburg niederlieJl.5
Hier batte er scbon im Jabre 1572 personlicbe Beziehungen zu dem ibm briefbch bereits bekannten Haupt der siebenburgiscben Unitarier, Franz Davidis, und seinem Kreis aufgenommen. Diese Beziehungen durften sicb bald sebr enge gestaltet baben, da ibm im Herbst 1573 in Krakau ein Sobn des Dayidis anvertraut wurde, dessen Studien er beaufsichtigen sollte.6 Yon allgemeinerer Bedeutung ist die Begegnung des Palaeologus-mit Johannes Sommer, dem jungen, aber scbon berubmten Humanisten geworden, der ais Lektor der Klausenburger Scbule ein treuer Gefolgsmann
• I. Borbćly, A magyar unitdrius egyhdz hiteloei a XVI. szdzadban (Die Glaubensgrund-
ssitze der unganschen unitanschen Kirche im 16. Jahrhundert), Cluj-Klausenburg 1914, S. 50 f.
Das 1572—1575 zwischen Polen und Siebenburgen hm und her pendelnde Itinerar des Palaeologus ist von Pirn£th auf Grund der meist genau datierten Schriften dieses Mannes und an Hand einiger Briefe an bzw. uber ihn sorgfaltig erstellt worden.
• Daruber eingehend A. Pirn^th, Die Ideologie usw., S. 72 — 79.
• Am 17. Marz 1574 schreibt em polnischer Anhanger des Palaeologus aus Krakau an den mittlerweile wieder in Siebenburgen befindlichen Reformer eigehend uber die polnischen Verhaltnisse der Antitrinitarier, vgl. K. Landsteiner, a a.O., S. 38 (zit. nach A. Pirn£th, Die-Ideologie usw., S. 84).
A. Pirn^th, Die Ideologie usw., S. 83 ebenfalls nach Landsteiner.